Peter Jakob baut den SCL Tigers auf dem Gelände der Markthalle ein Trainingszentrum mit dem lange ersehnten zweiten Eisfeld (in NHL-Grösse), Gastrobereich, 60 Einstellplätzen, Athletikzentrum und acht Garderoben. Kostenpunkt: 19 Millionen Franken. Klingt fast wie: Walter Frey baut den ZSC Lions mal kurz ein neues Stadion in Zürich-Altstetten. Nur ist Peter Jakob (66) nicht Walter Frey, sondern eben Peter Jakob. Aber wer ist Peter Jakob?
Jubiläums-Fest mit Baustellen-Besichtigung in Bangkok
Da gibt es zwei Erzählstränge. Der eine: Jakob ist Emmentaler und führt in Trubschachen eine Firma, die mittlerweile weltweit in Seiltechnik tätig ist. Ein Familienunternehmen, 1904 gegründet, in dritter Generation geführt von Peter Jakob. Das Hundertjährige feierte die Firma 2004 mit ihren Angestellten in Bangkok. 2003 konnte man einen Auftrag für den Flughafen Bangkok ergattern. Dann hatte Jakob eine Idee: «Ich wollte, dass unsere Mitarbeiter die Baustelle sehen. Und ich wollte kein Jubiläumsfest nach dem Motto ‹Tag der offenen Tür›, bei dem Gäste durch den Betrieb geschleust werden. Ich wollte etwas Besonderes.»
Etwas wagen, eine Vision umsetzen. Eine Idee, die nicht alle gut fanden: «Das gehe doch nicht, das würden die Angestellten doch gar nicht wollen, sagte man mir.» Und ob die wollten. Die Angestellten waren begeistert. Einem, der seinen Kopf zu weit rausstrecke, gäbe man im Emmental lieber mal eins obendrauf, sagt Jakob mit einem Lachen im Gesicht.
Tigers-Sportchef Pascal Müller, selbst Emmentaler und seit Sommer 2022 verantwortlich für die Strategie des Klubs, sagt über Jakob: «Er ist ein Visionär mit einem riesigen Herzen. Aber nicht nach dem Motto: Alles gut, hier ist das Geld. Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, das spürt man, er legt alles unters Mikroskop. Er ist zwar getrieben von seinem Herz für die Tigers, aber die Entscheidungen trifft er auch mit dem Kopf.»
Im Kopf hatte Jakob auch das: Seit 2008 hat seine Firma in Vietnam eine Produktionsstätte, die mittlerweile als «State of the Art»-Fabrik gilt, ausgezeichnet mit mehreren Architektur-Preisen, zu einhundert Prozent mit Solarstrom versorgt und mit allen Vorzügen der ökologischen Baukunst ausgestattet, mit diversen Vergünstigungen für die rund 600 Angestellten, grosszügiger Bezahlung, Verpflegung und Sozialdienstleistungen. Bedingungen, die sich die Arbeiter in Vietnam nicht unbedingt gewohnt sind.
«Das kostet wohl etwas mehr, als der Quadratmeter Produktionsfläche kosten müsste, aber wir wollten mit Mensch und Natur in Vietnam genauso umgehen wie in der Schweiz», sagt Jakob. Während der Pandemie beispielsweise profitieren die Angestellten von den grosszügigen Grünflächen mit Sport- und Freizeitmöglichkeiten auf dem Areal der Firma. «Die Angestellten sagten mir damals, sie fühlten sich bei uns sicherer als zu Hause.»
Die zweite Erzählstrang: Die SCL Tigers sind Jakob ans Herz gewachsen, seit er als Bub mit seinem Vater die Spiele besuchte. Die Firma war immer auch irgendwie im Sponsoring involviert, das gehört sich so. Irgendwann hatte Peter Jakob aber den Spruch «man muss etwas tun» genug gehört, als die Tigers wieder mal tief in der Bredouille steckten. Und als der Klub endgültig vor dem Ende stand und seine Frau Pia sagte, «Da sind 40 Arbeitsplätze betroffen, tut etwas», tat Jakob etwas und wurde Präsident. «Wenn man auf etwas wartet, dauert es immer am längsten», sagt er.
Der Visionär mag zwar den Sport, noch wichtiger ist ihm aber die wirtschaftliche Zukunft des Klubs. Bei sportlichen Diskussionen bleibt er im Hintergrund, dafür hat er seine Spezialisten. Das hat sich nicht immer bewährt. Mit der aktuellen Leitung um Geschäftsführer Laager, Sportchef Müller und Trainer Paterlini sind die Tigers aber sportlich auf Trab: Der Klub gewinnt an Renommee. Und mit der Realisierung der zweiten Eishalle mit Trainings- und Athletikzentrum wird der Fächer weiter aufgehen.
Neue Möglichkeiten auch für Sportvereine der Region
Wer das alles bezahlt? Etwas Hilfe hat Jakob von privater Seite erhalten. Banken und Politik winkten ab: zu riskant, überall rote Lichter. Das 19-Millionen-Projekt wird vom Bund mit knapp 2 Millionen Franken an Fördergeldern unterstützt. Den Löwenanteil übernimmt die Firma von Präsident Jakob. Ein Tanz auf dem Seil: «Wir nehmen für dieses Projekt langfristige Schulden auf. Das hat in der Familie natürlich zu Diskussionen geführt, mit meinen Söhnen, mit meiner Frau. Ist es vernünftig? Als Unternehmer müsste ich sagen: nein. Aber ich habe diese Vision, die ich verwirklichen will. Wenn immer nur das gemacht würde, was unternehmerisch gerade vernünftig ist, würde fast nichts gemacht.» Das Zentrum sei nicht nur für die Tigers wichtig, «es wird auch diversen Sportvereinen der Region neue Möglichkeiten bieten».
Tigers nehmen 1,5 Millionen-Franken Darlehen auf
1,5 Millionen Franken steuern die SCL Tigers bei, die dafür ein Darlehen aufnehmen, das sie über 10 Jahre abstottern müssen. Das wird sich bemerkbar machen: Pro Jahr sind das 150’000 Franken, die dem Sport dann fehlen werden. «Das nehmen wir in Kauf, wenn wir dafür professionelle Bedingungen ohne zusätzliche Eismiete erhalten», sagt Sportchef Pascal Müller. «Diese Investition ist für die Tigers überlebenswichtig. Wir benötigen das zweite Eisfeld, damit Profis und Nachwuchsspieler neben dem allgemeinen Eislauf zu vernünftigen Zeiten trainieren können. Ohne diese Möglichkeit müssten wir beim Nachwuchs reduzieren, das würde sich in zwei bis drei Jahren auch auf die Profiabteilung durchschlagen.»
Baubeginn ist im Frühling 2023, im Sommer 2024 sollten die Tigers das zweite Eisfeld schon nutzen können, sagt Sportchef Müller mit einer Portion Optimismus. «Aber nicht schon im Juni», entgegnet Visionär Jakob. «Bleiben wir lieber vorsichtig, Juli reicht auch noch.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC Davos | 29 | 31 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 28 | 2 | 50 | |
4 | SC Bern | 28 | 18 | 49 | |
5 | EHC Kloten | 29 | -5 | 47 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
8 | HC Ambri-Piotta | 28 | -11 | 39 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | SCL Tigers | 27 | 1 | 38 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | HC Lugano | 27 | -22 | 33 | |
13 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 29 | -20 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |