Ein Prophet ist im eigenen Land nichts wert. So oder so ähnlich steht es schon in der Bibel. In der Tat hatte diese Aussage in der CH-Eishockeyszene einen überwältigenden Wahrheitsgehalt. Gemeint ist, wie Schweizer lange praktisch nie Führungspositionen (Trainer und Sportchef) innehielten.
Der Bahnbrecher war eindeutig Arno Del Curto. Er hatte die Chuzpe – als es quasi allen Landsleuten in dieser Zeit viel zu riskant war – den Schritt zum Profitrainer zu wagen. Und holte sich kurz darauf die Belohnung ab, in Form des legendenhaften Playoff-Triumphs mit dem ZSC über Slettvolls Grande Lugano. Das war 1992, und der Beweis war erbracht: auch Eisgenossen können sich im bezahlten Eishockey durchsetzen!
Es müssen ja nicht gleich 6 Titel sein!
Mittlerweile besitzen 11 von 14 NL-Sportchefs den roten Pass. Dazu sind immerhin 5 Cheftrainer plus mit Patrick Fischer der Nati-Coach (erstmals seit Simon Schenk 1997) Schweizer. Sogar die Spieleragenten, die früher eigentlich nur Englisch als Muttersprache kannten, reden heute vornehmlich Schweizerdeutsch.
Aber ist denn die Nationalität dieser Amtsinhaber wirklich so immens wichtig? Selbstverständlich nicht. Wie überall sollten Fach- und Sozialkompetenz einer Person – und nicht die Herkunft – die ausschlaggebenden Kriterien für eine Anstellung sein.
Und dennoch ist es ein Anzeichen einer stärker werdenden Eishockeykultur, wenn zu einem Grossteil nationale Kräfte die Schlüsselposten besetzen. Dort müssen diese ja nicht ebenfalls 6 Meistertitel einheimsen wie Arno. Sich in gleicher Art, mit Herz und Seele für unseren Sport reingeben, das genügt vollständig.
