Was ist denn da jedes Mal im Wallis los? Schon am letzten Freitag gerieten die Playoff-Viertelfinals der Swiss League in die Schlagzeilen. Wegen eines bizarren Matches in Sierre, als die GCK Lions in den Schlussminuten einen 3:1-Vorsprung verspielten und noch mit 3:6 untergingen. Mitunter, weil sie wegen eines nicht geahndeten Handpasses bei einem Gegentor die Fassung und die Nerven verloren. Rund zu und her ging es am Freitag auch in Visp, wo Favorit Basel nach einer 3:0-Führung noch mit 3:4 verlor und von den Oberwallisern einen harten Schlag verabreicht erhielt. Doch das alles war nur ein Vorgeschmack auf das, was am Dienstag in den Walliser Hockeyhallen folgen sollte.
Tatort Visp. Da befindet sich der EHC Basel nach dem 0:3-Rückstand in der Serie und einer frühen 2:0-Führung der entfesselten Visper in Spiel 4 eigentlich schon auf dem Weg in die Ferien. Nichts scheint bei Basel mehr zu gehen. Bis Basel-Trainer Eric Himmelfarb mit einem Goaliewechsel (von Andri Henauer zu Fabio Haller) seinen letzten Joker zieht.
In Visp fliegen die Fäuste
Und der sticht. Die Basler verwandeln den 0:2-Rückstand noch in einen 7:2-Sieg, spielen sich den bisherigen Playoff-Frust vom Leib. Das wiederum kommt bei Visp-Captain Raphael Kuonen gar nicht gut an. Der frühere Langnauer will acht Sekunden vor Schluss ein Zeichen setzen, geht auf das 19-jährige, an Basel ausgeliehene SCB-Talent Louis Füllemann los. Für diese Aktion hat dessen Kollege Laurin Liniger kein Verständnis, krallt sich Kuonen. Die Fäuste fliegen. Ein paar Meter davon entfernt fordert auch Visps Christian Pinana den Basler Cédric Hüsler zum Kampf heraus.
Die Gemüter beruhigen sich anschliessend nicht mehr. Mit der Schlusssirene packen auch noch Riccardo Werder (Visp) im Duell mit Ueli Huber (Basel) sowie Finn Fuchs (Visp) gegen Santiago Näf (Basel) die Fäuste aus. Insgesamt werden in den letzten 8 Sekunden dieser Partie nicht weniger als 156 Strafminuten ausgesprochen (!) – für Kuonen, Liniger, Werder, Huber, Fuchs und Näf gibt es allesamt eine Spieldauer-Disziplinarstrafe. «Wenn es uns gelingt, dieses Spiel zu gewinnen, brennt der Baum», hatte Basel-Sportchef Kevin Schläpfer vor der Partie im Blick angekündigt. Womit er somit recht hatte. Danach sagt er über die Scharmützel zum Schluss: «Es war daneben, wie sich Visp verhalten hat. Aber solche Sachen gehören in den Playoffs dazu. Für uns ist wichtig, dass das Momentum jetzt bei uns ist und wir den ersten Schritt gemacht haben.» Man darf auf die Fortsetzung der Serie gespannt sein – noch führt Visp mit 3:1-Siegen.
Bizarre Wendungen in Sierre
Den Augen trauen die Fans auch im 27 Kilometer entfernten Sierre kaum. Da erspielt sich der Gastgeber einen souveränen 3:0-Vorsprung. Die GCK Lions scheinen erledigt. Bis Jarno Kärki in der 50. Minute der Anschlusstreffer gelingt und es zur verrückten Wende kommt. 8 Minuten später führt das Farmteam der ZSC Lions plötzlich mit 5:3. Die Entscheidung. Denkt man. Aber es kommt nochmals anders. Die Zürcher schaffen es tatsächlich, durch zwei Gegentreffer in den letzten 44 Sekunden, diesen Vorsprung noch zu verspielen!
Doch brechen kann sie auch das nicht. In der Verlängerung (76.) sorgt Mattia Hinterkircher im Powerplay für das finale 6:5 für die GCK Lions. «Für diese Strafe haben wir teuer bezahlt», meint Sierre-Verteidiger Maxime Montandon. Und GCK-Trainer Marco Bayer sagt nach einer kurzen Nacht (erst um 4.15 Uhr waren die Lions zurück) zu Blick: «In dieser Serie gibt es nichts, was es nicht gibt.» Nun steht es 2:2 – wie viele schräge Wendungen haben die beiden Teams in der Viertelfinal-Endphase noch auf Lager?
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | EHC Basel | 31 | 47 | 71 | |
2 | HC La Chaux-de-Fonds | 31 | 54 | 70 | |
3 | HC Thurgau | 31 | 35 | 65 | |
4 | EHC Visp | 32 | 6 | 52 | |
5 | HC Sierre | 32 | 11 | 48 | |
6 | EHC Olten | 32 | -14 | 42 | |
7 | GCK Lions | 32 | -18 | 40 | |
8 | EHC Chur | 32 | -39 | 36 | |
9 | EHC Winterthur | 31 | -28 | 33 | |
10 | Bellinzona Snakes | 32 | -54 | 17 |