Heinz Ehlers und sein EHC Visp basteln an einer Überraschung. Der Meister von 1962, der bis zum Schluss um den Einzug in die Playoffs zittern musste, liegt im Viertelfinal gegen Quali-Überflieger und Cupsieger EHC Basel 2:0 vorne.
Während der erste Sieg ganz im klassischen «Mörtel Heinz»-Stil eingefahren wurde und das Team des Dänen trotz 16:40 Torschüssen 2:1 in Basel gewann, müssen die Oberwalliser am Freitag andere Saiten aufziehen. Der Favorit vom Rheinknie liegt nach 28 Minuten 3:0 vorne. Jetzt ist die Visper Offensive gefragt. Und zur Freude des Gros der 3000 Fans in der schmucken Lonza-Arena lässt die Antwort nicht auf sich warten. Innert weniger als acht Minuten gleichen Evgeni Chiraev mit zwei Toren und Jorden Gähler zum 3:3 aus. Kurz vor Schluss vollendet Dario Burgener die grosse Wende für das Team, das diese Saison über weite Strecken enttäuscht, aber zuletzt deutlich an Stabilität gewonnen hat.
Visper Hoch mit Folgen?
Das Visper Hoch dürfte man bei Ajoie, Kloten und Rapperswil-Jona mit einem mulmigen Gefühl zur Kenntnis nehmen. Denn die Oberwalliser sind neben Olten (1:1 in der Serie gegen Thurgau) das einzige Team, das aufstiegsberechtigt ist. So würde es nur eine Liga-Quali geben, wenn einer der beiden Aufstiegsaspiranten Swiss-League-Meister wird. Sollten hingen beide im Viertelfinal auf der Strecke bleiben, würde gar das Playout gestrichen und auch die beiden NL-Letzten könnten vorzeitig in die Ferien.
Mehr Eishockey
Zweifelhafter Modus hin oder her: In der Swiss League geht es auf dem Eis drunter und drüber. Vor allem im Wallis. Denn auch 27 Kilometer talabwärts ist am Freitag der Teufel los. In Sierre liegt das Heimteam gegen die GCK Lions fünf Minuten vor Schluss 1:3 zurück. Doch dann überstürzen sich die Ereignisse. Mit einem Doppelschlag innert 19 Sekunden gleichen die Unterwalliser aus.
Gegentor trotz Handpass
Doch GCK-Coach Marco Bayer nimmt nach dem 3:3 seine Coaches Challenge. Er hat gesehen, dass dem Treffer von Lukas Lhotak direkt vor der Zürcher Bank ein Handpass von Philip Ahlström voranging. Das Schiedsrichter-Gespann Julien Staudenmann/Franco Castelli schaut sich die Szene an, gibt den Treffer dann aber dennoch – und eine 2-Minuten-Strafe gegen die GCK Lions für die missglückte Challenge.
Was man dabei wissen muss: Den Schiedsrichtern steht in der Swiss League für das Video-Studium lediglich die Hintertor-Kamera zur Verfügung! Was einmal mehr zeigt, wie amateurhaft die Zustände im Jahr 2024 in der zweitobersten Schweizer Liga sind. «Wir sind All-In gegangen und dachten, dass man diesen Handpass auch mit der Hintertor-Kamera sehen muss», sagt Bayer am Tag danach zu Blick.
Flasche fliegt, Schiri beleidigt
Und als noch vor Ablauf der Strafe auch Silvan Landolt rausmuss, nachdem er den Puck über das Plexiglas geschossen hat, gelingt Arnaud Montandon das 4:3 für die Siderser. Die 3333 Fans in der maroden Graben-Halle flippen aus. Auch im Vorfeld dieses Gegentores fühlen sich die GCK Lions ungerecht behandelt: Sie sind der Ansicht, dass bei Landolts Befreiungsaktion über das Plexiglas, die zur entscheidenden Strafe führte, ein Sierre-Spieler den Puck noch abgelenkt hat.
Und es kommt noch schlimmer für die wütenden Gäste: Die GCK Lions kassieren eine Bankstrafe, weil ein Spieler im Frust eine Flasche aufs Eis geworfen hat. Was Arnaud Montandon zu seinem zweiten Treffer für den Klub, bei dem Chris McSorley die Fäden zieht, nutzt. Nach dem 6:3 ins leere Tor handelt sich Julian Mettler, der die Bankstrafe abgesessen hatte, auch noch einen Restausschluss ein, weil er den Refs seine Unzufriedenheit über ihre Leistung mitteilt. GCK-Schwede Victor Backman spricht hinterher auf swissleague.tv von «zweifelhaften Entscheiden».
Trainer Bayer gibt sich versöhnlich
Trainer Bayer will derweil am Tag danach nicht über die Schiris wettern: «Wir haben 55 Minuten einen Topmatch gezeigt und uns danach selber geschlagen. Die Leistung der Schiedsrichter gilt es zu akzeptieren.» Sein junges Team müsse aus solchen Sachen lernen. «Das Ganze gilt es abzuhaken und vorwärtszugehen. Am Sonntag gehts mit Spiel drei weiter.» Die Spektakel-Serie steht 1:1, nachdem das ZSC-Farmteam Game eins 7:5 gewonnen hatte.
Es war nicht das erste Mal, dass der Vize-Meister von 1973 zu Hause ein Spiel gegen die GCK Lions in extremis dreht. In der Quali lagen die Walliser im November bis zur 52. Minute 2:5 zurück und gewannen noch 6:5.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | HC La Chaux-de-Fonds | 18 | 26 | 38 | |
2 | EHC Basel | 18 | 24 | 38 | |
3 | HC Thurgau | 18 | 20 | 37 | |
4 | HC Sierre | 18 | 18 | 34 | |
5 | EHC Visp | 18 | 10 | 31 | |
6 | GCK Lions | 18 | -9 | 25 | |
7 | EHC Winterthur | 18 | -10 | 25 | |
8 | EHC Olten | 18 | -20 | 19 | |
9 | EHC Chur | 18 | -25 | 16 | |
10 | Bellinzona Snakes | 18 | -34 | 7 |