Als der zweifache Weltmeister-Trainer Rikard Grönborg 2019 seinen Job beim schwedischen Verband aufgab und in der Schweiz mit Klubs verhandelte, machte er klar: Nicht ohne meinen Video-Coach. So landete auch Johan Andersson, mit dem er seit elf Jahren zusammen arbeitet, bei den ZSC Lions.
Und in den letzten Wochen hat sich das ausgezahlt. Bei den letzten drei Siegen bewahrte der 36-Jährige die Zürcher vor einem Gegentor. Wie das? Der Videocoach verfolgt die Spiele von der Tribüne aus und kann auf seinem Laptop heisse Szenen blitzschnell beurteilen. Ist einem Gegentor eine Goalie-Behinderung, ein Offside, ein hoher Stock oder ein Handpass vorangegangen, funkt Andersson dies Grönborgs neuem Assistenten Peter Popovic, der einen Knopf im Ohr hat, so dass die Lions eine Coaches Challenge anmelden können. Darauf schauen die Schiedsrichter sich die Szene auf dem Monitor noch einmal an – und annullieren den Treffer, wenn sie zur gleichen Ansicht gelangen.
Seit dieser Saison dürfen die Schiedsrichter nur noch nach einer Challenge nach Goalie-Behinderungen oder Offsides fahnden.
«Es muss alles sehr schnell gehen»
Risikolos ist eine Challenge nicht: Wer keinen Erfolg hat, erhält eine 2-Minuten-Strafe. «Wir müssen uns ganz sicher sein und fällen den Entscheid: Challenge? Ja oder Nein. Die Kommunikation muss kurz und klar sein», sagt Andersson. Und er betont, dass er oben auf der Tribüne nicht alleine ist, sondern zusammen mit Goalie-Coach Stephan Siegfried (39), der dies schon vor Anderssons Ankunft machte, die Szenen beurteilt. «Es ist gut, dass wir zu zweit sind. Es muss alles sehr schnell gehen. Es bleiben uns nur etwa 10, 15 Sekunden. Und wir müssen so ruhig wie möglich bleiben.»
Bei den letzten drei ZSC-Siegen konnte das Duo ein Gegentor löschen lassen. Beim 5:2 gegen die SCL Tigers verhinderten sie das 3:4-Anschlusstor, in Ambri (2:0) intervenierten sie beim vermeintlichen Ausgleich und gegen Servette (7:5) sorgten sie ebenfalls dafür, dass das 1:1 von der Anzeigetafel verschwand.
«Ich glaube, diese Saison haben wir eine 100-prozentige Erfolgsquote», sagt Andersson, der vor 15 Jahren bei einem Praktikum beim schwedischen Verband erstmals als Video-Coach tätig war.
Er kümmert sich bei den Lions nicht nur um Argumente für eine Coaches Challenge, sondern kann dank der Vogelperspektive auch auf taktische Feinheiten hinweisen. Zudem erstellt er Videos und arbeitet mit den Spielern an den Details.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 29 | 34 | 61 | |
2 | Lausanne HC | 32 | 13 | 61 | |
3 | SC Bern | 32 | 21 | 58 | |
4 | HC Davos | 33 | 24 | 58 | |
5 | EHC Kloten | 33 | 0 | 57 | |
6 | EV Zug | 31 | 19 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 31 | 3 | 45 | |
8 | EHC Biel | 31 | -1 | 42 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 32 | -11 | 42 | |
10 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 33 | -14 | 42 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 32 | -21 | 41 | |
12 | Genève-Servette HC | 29 | -1 | 39 | |
13 | HC Lugano | 31 | -20 | 39 | |
14 | HC Ajoie | 31 | -46 | 26 |