Lions-Präsident Walter Frey musste sich spät abends in den Zuger Kabinengängen als Gratulation getarnten Spott anhören. Sein Team sei der beste Final-Verlierer aller Zeiten, sagte ein Reporter. Der millionenschwere Autoimporteur, der seit 25 Jahren die Lions alimentiert, bedankte sich höflich.
Die Wahrheit ist, die Lions haben mit der All-In-Strategie von Sportchef Sven Leuenberger alles auf die Karte Meister gesetzt. Und stehen nun mit leeren Händen da. Wenn man die Ausbeute aus den letzten vier Partien anschaut, vergisst man leicht, wie viel die Zürcher in diese Mannschaft investiert hatten. Im letzten Sommer durfte Leuenberger noch einmal mächtig Geld in die Mannschaft buttern. Mit Denis Malgin und Yannick Weber wurden zwei ehemalige Schweizer NHL-Spieler verpflichtet. Dazu mit John Quenneville ein fünfter Ausländer, den man dank der «Lex Suter» auch einsetzen konnte.
Der kanadische Stürmer schoss in der Quali 20 Tore, sass dann in den Playoffs aber vorwiegend auf der Tribüne, weil Leuenberger zu Jahresbeginn noch einmal nachgelegt gelegt und den tschechischen Goalie Jakub Kovar sowie den finnischen Verteidiger Tommi Kivistö geholt hatte. Eine teurere Mannschaft dürfte es im Schweizer Eishockey noch nie gegeben haben.
Nachwuchs blieb auf der Strecke
Bei dieser All-In-Strategie, die das Team maximal unter Druck setzte, blieb die Integration von eigenen Talenten beim Klub, der die wohl grösste Nachwuchsorganisation der Welt betreibt (1034 Junioren und Juniorinnen), auf der Strecke. Der jüngste Stammspieler war Justin Sigrist. Er ist 23 Jahre alt.
Leuenberger und Trainer Rikard Grönborg sind mit ihrer Nach-mir-die-Sintflut-Philosophie gescheitert. Wären sie im Viertelfinal gegen Biel, was die Zürcher um Haaresbreite verhindern konnten, rausgerasselt, hätte man beide in die Wüste schicken müssen. Diese Forderung ist nach einer so knappen Niederlage in einer hochklassigen Serie gegen den würdigen Meister Zug, der ja auch kein Discount-Team aufs Eis schickte, wohl nicht opportun.
Aber die Lions müssen über die Bücher. Talente müssen eine faire Chance bekommen und nicht im Warteraum bei den GCK Lions vergessen werden. Das kann, ja muss, eine Klubführung – in diesem Fall CEO Peter Zahner – dem Sportchef und dem Trainer vorschreiben. In Zug hat man das getan, in Bern verpasst. Die Folgen sind bekannt. Der EVZ ist nach dem Trainerwechsel von Harold Kreis zu Dan Tangnes das Mass aller Dinge, während der SCB, nachdem Kari Jalonen den letzten Tropfen aus der Zitrone gepresst hatte, abgestürzt ist.
Bringt Grönborg den Makel je wieder weg?
In den letzten vier fatalen Spielen brachte der ZSC nur noch drei Treffer zustande. Aus dem Luxuskader hat Grönborg gerade mal eine Sturmlinie, die in der Offensive Schaden anrichten konnte, hervorgebracht. Und in den letzten beiden Partien konnte dann selbst die Reihe mit den drei weiterhin titellosen Nati-Stars Andrighetto, Malgin und Hollenstein den nun siebenfachen Meister-Goalie Genoni nicht mehr bezwingen.
Bei Grönborg stellt sich die Frage, ob er den Makel dieser epochalen Finalniederlage je vergessen machen kann. Wenn auch in der Schweiz endlich ein Preis für den «Coach of the Year» eingeführt werden sollte, dürfte dieser kaum nach dem Schweden benannt werden, so wie in der NHL, wo es die «Jack Adams Trophy» gibt. Adams war vor Grönborg der einzige Trainer gewesen, der eine 3:0-Führung in einem Final verspielt hatte, vor 80 Jahren mit Detroit gegen Toronto.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 27 | 32 | 58 | |
2 | HC Davos | 31 | 26 | 57 | |
3 | Lausanne HC | 30 | 9 | 56 | |
4 | EHC Kloten | 31 | 0 | 53 | |
5 | SC Bern | 30 | 17 | 52 | |
6 | EV Zug | 29 | 16 | 46 | |
7 | SCL Tigers | 29 | 3 | 41 | |
8 | EHC Biel | 29 | 1 | 40 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 30 | -8 | 39 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 30 | -19 | 39 | |
11 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 31 | -15 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 27 | 0 | 36 | |
13 | HC Lugano | 29 | -22 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 29 | -40 | 26 |