Das hat man bei den ZSC Lions so noch nie gesehen. Die Fans im Stehplatzsektor protestieren beim Out in der Champions League gegen Skelleftea (1:4). Im Mitteldrittel rollen sie eine Banderole aus. «Söldner über Identifikationsfigure stelle & dänn vo ‹Mir sind Züri› rede», steht da schwarz auf weiss.
Sekunden später verkürzen die Zürcher im Powerplay auf 1:2. Torschütze? Identifikationsfigur Chris Baltisberger, der offensichtlich der Anlass für die Protestaktion ist. Denn im Schlussabschnitt präsentieren die Fans ein weiteres Spruchband: «De Chris ghört zum ZSC.»
Der Grund für die Aufregung: Der Vertrag des 31-jährigen Publikumslieblings läuft Ende Saison aus. «Die Gespräche sind am Laufen. Es ist noch alles offen», sagt sein Berater Georges Müller.
Leuenberger: «Ich bin mit der Kritik nicht einverstanden»
Und was sagt Sven Leuenberger zum Protest? «Wir sind in der Schweiz. Da kann jeder frei seine Meinung äussern», sagt der Lions-Sportchef. «Ich bin mit der Kritik aber nicht einverstanden. Die ersten beiden Spieler, bei denen wir den Vertrag verlängert haben, waren Patrick Geering und Willy Riedi – mehr ‹Züri› als bei ihnen geht nicht.»
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Die Gespräche mit Baltisberger habe man gleichzeitig mit jenen mit Denis Hollenstein begonnen. «Da kam man einfach schneller zu einem Abschluss.» Der Vertrag mit dem ehemaligen Kloten-Captain wurde letzte Woche um zwei Jahre verlängert.
Aus Leuenbergers Sicht ist klar, dass Baltisberger bleiben will und man ihn grundsätzlich behalten wolle. «Es ist sicher nicht so, dass irgendjemand Chris nicht mehr will.»
Baltisberger: «Das war mega nett von den Fans»
Seit er sich im Januar 2021 einen Spiralbruch im Unterschenkel zuzog und lange ausfiel, spielt der WM-Silberheld von 2018, dreifache Meisterstürmer und Publikumsliebling beim Ende Saison abtretenden Trainer Rikard Grönborg keine zentrale Rolle mehr.
Während er früher zuweilen in der Top-Linie zum Zug kam und eine wichtige Figur im Powerplay als Störefried vor dem Tor war, stürmt der Kämpfer nun in der vierten Sturmreihe und war im letzten Frühling auch schon nur 13. Stürmer. Seine durchschnittliche Eiszeit verringerte sich markant. Seit der Saison 2020/21 von 15:44 Minuten auf 10:55 pro Spiel. Unter diesen Umständen ist klar, dass Baltisberger mit finanziellen Abstrichen rechnen muss, wenn er bleiben möchte.
Noch im Frühling hatte der Teamplayer eine erneute Operation herausgeschoben, um der Mannschaft zu helfen und verpasste so die Vorbereitung auf diese Saison.
«Das war mega nett von den Fans. Es ist schön, dass sie wollen, dass ich bleibe, und sich für mich einsetzen. Das gibt mir auch Ansporn, zu kämpfen und meine Position zu verbessern», sagt er. Noch will er sich nicht vorstellen, für einen anderen Klub zu spielen. Doch der Jungvater weiss auch: «Neben der emotionalen Komponente gibt es auch die Business-Seite.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 20 | 12 | 40 | |
2 | ZSC Lions | 18 | 20 | 39 | |
3 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |