Grosse Hartikainen-Show mit Hattrick innert 8 Minuten
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HC Ajoie – Genf-Servette 3:6:Grosse Hartikainen-Show mit Hattrick innert 8 Minuten

Trainer Wohlwend nach seiner Entlassung bei Ajoie
«Die meisten haben geweint – es war rührend»

Die «Mission Impossible» bei Ajoie brachte er nicht zum Laufen. Nun ist Christian Wohlwend (47) seinen Job los. Im Interview nimmt er Stellung – keineswegs niedergeschlagen.
Publiziert: 21.10.2024 um 13:23 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2024 um 13:50 Uhr
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Christian Wohlwend ist am Montag als Trainer von Ajoie entlassen worden.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Christian Wohlwend akzeptiert seine Entlassung
  • Er bereut seine Zeit bei Ajoie nicht – und bleibt vorerst im Jura
  • Wohlwend wurde am Montag über die Entscheidung informiert
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Blick: Christian Wohlwend, was sagen Sie zu Ihrer Entlassung?
Christian Wohlwend: Diese ist völlig legitim. Ich verstehe den Klub, es ist der natürliche Lauf der Mechanismen, die greifen, und bei diesen nimmt es dann eben den Headcoach. Aber ich habe trotzdem nur positive Gedanken und positive Gefühle gegenüber der ganzen Organisation, dem Sportchef, dem CEO und dem Verwaltungsrat. Und natürlich auch gegenüber dem ganzen Coachingstaff. Die meisten von ihnen haben geweint und sich bei mir bedankt, es war rührend.

Demnach bereuen Sie es nicht, dass Sie Ajoie-Trainer waren?
Nicht eine Sekunde. Ich war schon immer ein unerschrockener Mensch, und ein wichtiges Wort war für mich stets Beharrlichkeit. Diese anderthalb Jahre bei Ajoie haben mich noch beharrlicher gemacht und noch unerschütterlicher. Ich habe oft darüber gelesen, dass man in den Niederlagen stärker wird. Dies kann ich jetzt, nach der Zeit hier, vollends bestätigen.

Aber war es nicht auch eine «Mission Impossible», die Sie sich da angetan haben?
Wenn sie mich so fragen, dann muss ich das bejahen. Aber trotzdem: Sportchef Julien Vauclair hat mit diesen Ressourcen, die ihm zur Verfügung stehen, absolut das Beste auf die Beine gestellt. Auch das Herzblut und Engagement von gewissen Herren im Verwaltungsrat ist unglaublich. Welchen Seilakt diese Menschen alle zusammen täglich bewältigen, ist bewundernswert. Aber es ist schon so, wie Sie es sagen. Mit diesen Voraussetzungen ist es in dieser ausgeglichenen Liga, in der alle anderen mehr Mittel und Ressourcen haben, enorm schwierig.

Wurden Sie am Sonntag über Ihre Entlassung informiert?
Ich hatte, um ehrlich zu sein, schon nach der Niederlage am Samstag gegen Servette damit gerechnet. Am Sonntag hatte die Klubführung dann ein Meeting und so entschieden. Julien Vauclair hat mich am Montagmorgen informiert. Aber ich habe gesehen und gespürt, dass es ihm schwerfiel, mich zu entlassen. Denn wir hatten es alle zusammen wirklich sehr gut miteinander und zogen immer am gleichen Strick.

Demnach sind Sie nicht aus allen Wolken gefallen?
Nein, überhaupt nicht. Sie haben mit mir ja bereits nach den sieben ersten Niederlagen ein Interview gemacht, in dem es um die Entlassungsthematik ging. Und wenn man dann weiter verliert, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit.

Würden Sie irgendetwas anders machen?
Nein, wir haben wirklich alles versucht, und ich kann erhobenen Hauptes in den Spiegel schauen. Ich wünsche der Organisation und dem ganzen Coachingstaff, dass sie in Zukunft etwas mehr Puckglück haben als mit mir und dass der HC Ajoie zu Punkten kommt.

Christian Wohlwend persönlich

Der Montreal geborene Christian Wohlwend (47) wuchs im Engadin auf. Seine Spielerkarriere führte ihn von St. Moritz aus unter anderem zu Rappi, Kloten und Thurgau. Seine Trainerkarriere startete der Stürmer beim Zweitligisten Wallisellen und Erstligisten Bülach, ehe es im Nachwuchs von Lugano weiterging. 2016 wurde er U20-Nati-Trainer und war als Assistent von Patrick Fischer 2018 auch mit von der Partie, als die Nati WM-Silber gewinnen konnte. 2019 erhielt Wohlwend in Davos seinen ersten Posten als Headcoach in der National League, wo es ihm gelang, den Verein nach der prägenden Ära Arno Del Curto zu stabilisieren. Doch wegen seiner aufbrausenden Art kam es zu Dissonanzen zwischen dem Team, HCD-Staffmitgliedern und ihm. Und so wurde Wohlwend im Januar 2023 entlassen. Im Sommer 2023 wurde er Trainer beim HC Ajoie, zeigte sich geläutert und ruhiger, musste aber im zweiten Jahr nach nur 4 Punkten aus den ersten 13 Spielen am 21. Oktober 2024 gehen.

Der Montreal geborene Christian Wohlwend (47) wuchs im Engadin auf. Seine Spielerkarriere führte ihn von St. Moritz aus unter anderem zu Rappi, Kloten und Thurgau. Seine Trainerkarriere startete der Stürmer beim Zweitligisten Wallisellen und Erstligisten Bülach, ehe es im Nachwuchs von Lugano weiterging. 2016 wurde er U20-Nati-Trainer und war als Assistent von Patrick Fischer 2018 auch mit von der Partie, als die Nati WM-Silber gewinnen konnte. 2019 erhielt Wohlwend in Davos seinen ersten Posten als Headcoach in der National League, wo es ihm gelang, den Verein nach der prägenden Ära Arno Del Curto zu stabilisieren. Doch wegen seiner aufbrausenden Art kam es zu Dissonanzen zwischen dem Team, HCD-Staffmitgliedern und ihm. Und so wurde Wohlwend im Januar 2023 entlassen. Im Sommer 2023 wurde er Trainer beim HC Ajoie, zeigte sich geläutert und ruhiger, musste aber im zweiten Jahr nach nur 4 Punkten aus den ersten 13 Spielen am 21. Oktober 2024 gehen.

Wie geht es jetzt bei Ihnen weiter?
Das ist eine gute Frage, die ich derzeit nicht beantworten kann. Ich lasse mich leiten und bin gespannt, was kommt.

Aber vorläufig bleiben Sie in Pruntrut?
Ja, denn meine über alles geliebten Söhne sind auch hier, gehen hier zur Schule und spielen hier Eishockey. Daher kann ich die Zelte nicht von heute auf morgen abbrechen. Wir müssen dann zusammen schauen, wie es weitergeht.

Es ist kein Geheimnis, dass man als Schweizer Trainer oft hartes Brot essen muss und nicht sieben Leben hat. Haben Sie Angst, dass Ihre National-League-Karriere jetzt vorbei ist?
Ich denke, dass ich in den letzten fünfeinhalb Jahren bewiesen habe, dass ich eine Mannschaft in dieser Liga zusammen mit dem Coachingstaff führen kann. Wenn eine Organisation das Gefühl hat, dass sie mit mir gehen will, dann wäre das eine gute Entscheidung. Wenn dies aber nicht der Fall sein sollte, dann ist es eben so. Es ist so wie Sie es sagen, es ist enorm hart als Schweizer Trainer. Aber trotzdem habe ich mich mit dem Wissen darüber dafür entschieden, diesen Weg zu gehen. Was ich immer gerne gemacht habe – auch mit allen Konsequenzen, die man tragen muss.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
29
34
61
2
Lausanne HC
Lausanne HC
32
13
61
3
SC Bern
SC Bern
32
21
58
4
HC Davos
HC Davos
33
24
58
5
EHC Kloten
EHC Kloten
33
0
57
6
EV Zug
EV Zug
31
19
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
31
3
45
8
EHC Biel
EHC Biel
31
-1
42
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
32
-11
42
10
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
33
-14
42
11
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
32
-21
41
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
29
-1
39
13
HC Lugano
HC Lugano
31
-20
39
14
HC Ajoie
HC Ajoie
31
-46
26
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