Chris DiDomenico tut, was Chris DiDomenico am besten kann: Ambris Kanadier zeigt im Rückspiel der Play-Ins gegen die Rappi jene Seiten von sich, derentwegen er für so manchen zum Feindbild wird: Er nervt die Gegner, provoziert sie und die Zuschauer, jammert bei den Schiedsrichtern, führt hitzige Zweikämpfe und immer wieder Wortgefechte. Der 36-Jährige braucht genau diese Emotionen, um die beste Version von sich als Spieler sein zu können.
Doch in diesem Duell scheint DiDomenico irgendwie geladener und explosiver zu sein, hat man das Gefühl. Noch heisser darauf, dem Spiel den Stempel aufzudrücken. Nach seinem Anschlusstreffer zum 2:3 nur gerade 74 Sekunden vor Schluss, mit dem er Ambris Saisonende heldenhaft abwendet, hält er die Hände hinter die Ohren und fordert mit dieser Geste lauteren Applaus. Da erreicht der Groll gegen ihn in Rapperswil-Jona den Höhepunkt.
Als der Provokateur zu Beginn der Pause vor der ersten Verlängerung von TeleTicino zum Interview gebeten wird, fliegen unzählige Becher von der Tribüne, keine leeren, versteht sich. Die respektlosen SCRJ-Fans toben. Die Ambri-Crew handelt. Trainer Luca Cereda holt «DiDo» kurzerhand vom Mikrofon weg und schiebt ihn in die Garderobe.
Der Top-Sturm der Leventiner mit DiDomenico, Topskorer Dominik Kubalik (Tsch) und Philippe Maillet (Ka) spult am meisten Eiszeit ab – und entscheidet das Spiel. Maillet trifft 76 Sekunden vor Drittelsende zum 3:3, was den Playoff-Traum am Leben hält. Der blau-weisse Jubel ist riesig. Auffällig danach: Beim Handshake zwischen den beiden Teams wird DiDomenico von einigen seiner Gegner herzlich umarmt.
Augenblicke danach bricht der auf dem Eis hartgesottene Kanadier in Tränen aus. Aus einem wunderschönen Grund: DiDomenico ist zum ersten Mal Vater geworden. An diesem Abend, nur eine Stunde vor dem Spiel! Als sich am Vortag abzeichnet, dass bei seiner hochschwangeren Frau ein Kaiserschnitt gemacht werden muss, entscheidet sich der Stürmer, dass er trotzdem gegen die Lakers spielen will.
Überwältigende Glücksgefühle
Ambri-Sportchef Paolo Duca ist davon beeindruckt. «Es zeigt, dass Chris eben doch ein Teamplayer ist.» Duca betont dies, da DiDomenico oft als Egoist abgestempelt wird, der sich seine Eiszeit selbst einteilt und hauptsächlich für sich schaut. Doch an diesem Abend stellt er die Mannschaft in den Vordergrund, die von der Playoff-Quali träumt.
Deshalb sitzt der werdende Vater um 19 Uhr in Rappi-Jona in der Garderobe und ist via Facetime dabei, wie seine Frau ihr erstes gemeinsames Kind zur Welt bringt. «DiDo» sieht Romeo Alberto, so tauft das Paar sein Söhnchen, also erstmals auf dem Handy-Bildschirm, statt ihn in den Armen zu halten. Die Glücksgefühle müssen überwältigend sein.
Danach schnürt er die Schlittschuhe und tritt aufs Eis hinaus, pünktlich fürs Aufwärmen mit seinen Teamkollegen. Und spielt das wichtige Spiel. Dass DiDomenico auch am Samstag in Ambri fürs erste Spiel der entscheidenden Play-In-Serie gegen Kloten auf dem Eis stehen wird, zweifelt in diesem Moment niemand an.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 52 | 25 | 97 | |
2 | ZSC Lions | 52 | 35 | 93 | |
3 | SC Bern | 52 | 26 | 91 | |
4 | EV Zug | 52 | 37 | 88 | |
5 | HC Davos | 52 | 18 | 86 | |
6 | HC Fribourg-Gottéron | 52 | 4 | 83 | |
7 | EHC Kloten | 52 | -15 | 79 | |
8 | SCL Tigers | 52 | 7 | 75 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 52 | -13 | 73 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 52 | -12 | 73 | |
11 | EHC Biel | 52 | -3 | 71 | |
12 | Genève-Servette HC | 52 | -12 | 71 | |
13 | HC Lugano | 52 | -23 | 66 | |
14 | HC Ajoie | 52 | -74 | 46 |