Demütig zu sein hat Jason O’Leary schon früh gelernt. Er wächst in der kanadischen Provinz New Brunswick als mittlerer von drei Brüdern auf der Pferdefarm seiner Eltern auf. Darum fühlt er sich in Langnau im Emmental wie zuhause. «Wenn ich aufwache am Morgen, rieche ich das Heu des nahen Bauernhofes. Da werde ich nostalgisch.»
Der 43-Jährige trägt das Herz auf der Zunge, hat den Schalk in den Augen, redet offen, ist unterhaltsam und humorvoll. «Wer wissen möchte, warum ich so bin wie ich bin, müsste meinen Vater kennen.» Wayne O’Leary ist ein Farmer der alten Schule, seriös und ernsthaft. Nur harte Arbeit zählt.
Geschenke für die Söhne oder ihre Hobbys sind weniger wichtig als dass die Tiere gefüttert, die Ställe gemistet und im Winter die Auffahrt vom Schnee befreit sind. «Meine Eltern waren streng. Sogar am Weihnachtsmorgen mussten wir zuerst unsere Arbeit verrichten, bevor wir die Geschenke auspacken durften», erinnert sich der Kanadier.
Harter Studentenjob
Als er Kind ist, steht das Juniorenhockey in seiner Heimatregion noch ganz am Anfang. Es gibt kaum Nachwuchsteams. Trotzdem spielt O’Leary leidenschaftlich – vor dem Farmhaus auf der Wiese, die im eiskalten Winter New Brunswicks immer gefriert. «Pucks hatten wir keine. Ich spielte stattdessen mit gefrorenen Pferdeäpfeln.» Und später im Team seines älteren Bruders.
Ab 1998 studiert er an der Universität von St. Thomas (Minnesota) Englische Literatur auf Lehramt und spielt College-Hockey. Ihm wird ein Studentenjob bei einer Kanalreinigung vermittelt, Notfall-Schichten inklusive. «Ich stand schon knietief in Scheisse», erzählt O’Leary, «da wusste ich, dass kein Job der Welt härter sein kann als dieser.»
Nach der Uni endet die Karriere des Verteidigers. Die Okanagan Hockey School gibt O’Leary den ersten Profi-Vertrag als Coach, da ist er 25. Als ihm 2009 angeboten wird, für diese bekannte Hockeyschule in Europa eine Basis aufzubauen, «als Trainer und gleichzeitig als Lehrer», verkauft er alles in seiner Heimat und zieht mit seiner heutigen Ex-Frau und den beiden damals noch kleinen Söhnen Nolan (14) und Kellan (12) nach St. Pölten (Ö).
Erste Entlassung belastete ihn
Die Familie will nur zwei Jahre bleiben. Heute ist sie immer noch hier. Seine Ex lebt mit den Kindern in Langenthal, dorthin wechselt O’Leary 2013 als Trainer. Auf den Kanadier ist man aufmerksam geworden, weil Fabio Kläy, der jüngere Bruder von EVZ-Sportchef Reto Kläy, und Dylan Weber, Sohn von Trainer Chrigel Weber, diese Hockeyschule besucht haben.
Seine Kindheit hat O’Leary geprägt. Positiv. «Harte Arbeit ist normal für mich.» Als Trainer ist der Kanadier ehrgeizig und emotional, fordert und fördert. Und bleibt sich selbst treu. Mental belastet hat ihn im Februar seine erste Entlassung in Iserlohn (DEL). «Ich stellte mich infrage», sagt er offen. Darüber hinweg hilft ihm eine neue Liebe, O’Leary trifft zufällig eine Brieffreundin aus Teenagerzeiten wieder. Er lüftet den Kopf, krempelt die Ärmel hoch, wie das ein Farmersohn eben tut, und gibt nun sein Herz für die SCL Tigers.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC Davos | 29 | 31 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 28 | 2 | 50 | |
4 | SC Bern | 28 | 18 | 49 | |
5 | EHC Kloten | 29 | -5 | 47 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
8 | HC Ambri-Piotta | 28 | -11 | 39 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | SCL Tigers | 27 | 1 | 38 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | HC Lugano | 27 | -22 | 33 | |
13 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 29 | -20 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |