Es ist eine bizarre Szene: Soeben haben die SCL Tigers im Derby gegen Bern (4:5) die achte Niederlage in Folge eingefahren. Ruhig und sachlich gibt Trainer Rikard Franzén, der am Vorabend gegen Zug noch wegen Reklamierens auf die Tribüne geschickt wurde, den Journalisten Auskunft. Doch nur wenige Meter entfernt schwirrt bereits Franzéns elegant gekleideter Nachfolger Jason O’Leary, der auch schon mit dem Gastrochef des SC Bern verwechselt wurde, durch die Kabinengänge.
Am 24. Februar wurde O’Leary in der DEL bei Iserlohn gefeuert. Neun Tage, nachdem die SCL Tigers seine Verpflichtung im Hinblick auf die nächste Saison bekanntgaben. Seither ist der 42-Jährige immer wieder an den Spielen seiner zukünftigen Mannschaft anzutreffen, versucht sich gar nicht erst, zu verstecken. Nach dem Derby spricht er vor der Langnauer Garderobe mit Spielern, redet minutenlang mit Julian Schmutz, der nach Davos wechseln wird.
Nachfolger spricht über Taktik
Damit nicht genug: O’Leary gab auch schon Interviews, sprach in der «Wochen-Zeitung für das Emmental und Entlebuch» über Taktisches. Und sagte: «In diesem Bereich kann man sicher etwas aufbauen. Auch in Sachen Schnelligkeit oder im defensiven Bereich sehe ich noch Möglichkeiten.»
Franzén ist es trotz 17 Pleiten aus den letzten 18 Partien gelungen, die Leistungskultur zu erhalten. Tapfer versuchen es die Langnauer Spiel für Spiel aufs Neue. Auf seinen Nachfolger angesprochen, gibt sich der Schwede staatsmännisch. Er wolle sich nicht äussern, sagt der 53-Jährige erst, ergänzt dann aber. «Es ist sein Entscheid, sich die Spiele anschauen zu kommen. Doch ich würde es nicht tun.»
Er habe im Moment genügend Zeit, meinte O’Leary unlängst. Die dürfte er auch künftig haben. Sofern er seinen Vertrag in Langnau erfüllen wird. Dem Vernehmen nach sollen die Abgangsmodalitäten im Falle einer vorzeitigen Auflösung bereits geregelt worden sein.