Herr Steinegger, Sie sind der dienstälteste Sportchef der Liga und seit acht Jahren im Amt. Erleben Sie gerade Ihre schwierigste Phase?
Martin Steinegger: Sportlich schwierig ist, wenn man als Sportchef in der Liga-Quali steht. Nun ist es anders. Es sind nicht sportliche Themen, die beschäftigen. Anttis Erkrankung traf uns. Wir brauchten Zeit, um durchzuatmen. Nun müssen wir Wege finden, damit umzugehen. Alle hoffen, dass die Therapie anschlägt und erfolgreich ist.
Sie geben in Absprache mit Antti Törmänen keine Auskünfte über die Erkrankung. Aber können Sie uns sagen, wie es ihm geht?
So wie ich ihn im Stadion erlebe oder am Telefon wahrnehme, geht es ihm gut. Aber ich kann nicht beurteilen, wie sein Befinden während einer ruhigen Minute zu Hause ist. Der Weg, den er gehen muss, wird pickelhart. Ich bewundere seine Art, wie er mit alledem umgeht und wie er sich uns gegenüber verhält.
Wie haben Sie von seiner Erkrankung erfahren?
Antti rief mich in den Ferien an. Ich dachte, er hätte eine Frage zur Vorbereitung oder zum Kader. Da es gerade ungünstig war, sagte ich, ich würde zurückrufen. Ich hätte es dann beinahe vergessen. Als ich am späten Nachmittag zurückrief, sagte er sofort, was los ist. Ich kam mir vor wie in einer Blase, fragte mich, was hier läuft? Es war schwere Kost.
Die Ferien waren wohl gelaufen...?
Natürlich macht man sich Gedanken. Seine Frau war im Frühjahr an Covid-19 erkrankt, litt stark daran. Antti erzählte mir noch, dass es ihr besser gehe, sie eine Therapie mache. Mein erster Gedanke war: Da geht es ihr endlich besser. Und jetzt das!
Wie würden Sie Ihre Beziehung zu Törmänen beschreiben?
Es geht über eine Sportchef-Coach-Beziehung hinaus. Wir telefonieren auch im Sommer und in den Ferien. In diesem Business müssen wir Entscheidungen treffen, was die Spieler betrifft, können nicht alle Wünsche erfüllen. Antti ist stets offen für Diskussionen, wägt ab, ist lösungsorientiert. Dadurch habe ich ein grosses Vertrauen in ihn gewinnen können.
Wie nehmen Sie die Mannschaft wahr?
Zunächst war es ein Riesen-Schock. Das zeigte mir auch, wie nah das Team dem Trainer steht. Die Anteilnahme ist gross, die Spieler fragen nach. Aber sie wissen auch, dass es weitergehen muss.
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Wo liegen die grössten Herausforderungen?
Sportlich gesehen, dass wir eine richtige Saison bestreiten können. Aber wir haben über Antti gesprochen: Unser grösster Wunsch ist, dass er gesund wird. Punkt.
Anders gefragt: Wie belastend ist die Situation für den Klub?
Das wäre nicht in Anttis Sinn. Er will kein Mitleid. So funktioniert Antti nicht. Er vermittelt Positivität. Und das wird so bleiben. Davon bin ich überzeugt. Es wird Momente geben, da wird es ihm wohl schlechter gehen. Trotzdem bin ich mir sicher, dass er mit einer positiven Einstellung erscheinen wird und ins Stadion kommt, weil es ihm guttut. Und nicht, um Mitleid zu ernten.
Ist es nicht heikel für den neuen Trainer Lars Leuenberger, wenn Antti regelmässig auftaucht?
Nein. Deshalb wollten wir einen Coach, der sich der Situation bewusst ist und damit umgehen kann. Ich habe den Spielern gesagt, sie brauchen sich auch nicht schlecht zu fühlen, wenn Antti hier ist. Er ist jederzeit willkommen. Ich werde auch weiterhin seine Meinung einholen. Das habe ich auch Lars gesagt: «Wenn etwas ist, frag bei Antti nach.» Letztlich entscheidet aber die jetzige Trainer-Crew. Es ist wichtig, dass die Jungs das wissen.
Wie sind Sie die Trainersuche eigentlich angegangen?
Als wir wussten, dass die Therapie sechs Monate dauern wird, machten wir uns auf die Suche. Natürlich trafen einige Bewerbungen ein, es gab auch viele gute Kandidaten, die aber von der Situation her nicht passten. Wir legten grossen Wert auf die soziale Kompetenz, haben den SCB angefragt, ob eine Kontaktaufnahme mit Lars zulässig ist. In den Gesprächen haben wir dann schnell gemerkt, dass er der Richtige ist.
Über die ersten Bewerber haben Sie sich echauffiert.
Es gab solche, die sich gleich nach der Medienmitteilung gemeldet und per Telefon oder Whatsapp nachgehakt haben. Das fand ich grenzwertig.
Haben Sie das diesen Leuten auch so gesagt?
Nein, ich habe ihnen nicht gesagt, dass ich es daneben finde und sie deshalb keine Chance hätten. Es hat auch mit sozialer Kompetenz zu tun, zu wissen, wann man sich melden soll und wann nicht. Ich habe versucht, jedem Trainer eine Antwort zu geben. Es kann sein, dass ich nicht alle erreicht habe. Da steckt aber kein böser Wille dahinter.
Wie haben Sie die ersten Tage mit Lars Leuenberger erlebt?
Fragen Sie bitte die Spieler. Ich schaue mir nicht oft Trainings an. Es sieht nach Überwachung aus. Und wenn ich den Leuten vertraue, brauche ich sie nicht zu überwachen. Die letzten Wochen waren super. Die Jungs haben mitgezogen und werden auch jetzt mitziehen. Obwohl der Meisterschaftsstart verschoben wurde, hatten wir keinen Hänger.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 20 | 12 | 40 | |
2 | ZSC Lions | 18 | 20 | 39 | |
3 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |