Ein Wechselbad der Gefühle erlebten die SCB-Spieler am Samstagabend. Erst wendeten sie gegen die ZSC Lions nach einem 1:3-Rückstand völlig unerwartet noch das Blatt und gewannen 4:3. Dann eröffnete ihnen Sportchef Andrew Ebbett die Trennung von Johan Lundskog (38), während CEO Raeto Raffainer nebenan den Trainer informierte.
«Wir haben eines der besten Teams geschlagen, zeigten ein super Comeback, spürten grosse Emotionen. Danach kehrten wir in die Kabine zurück, feierten. Bis die Tür zugezogen wurde und man uns über Johans Entlassung informiert hat», sagt Verteidiger Ramon Untersander (31) in der «Berner Zeitung». «Der Abend war gelaufen, die Stimmung am Boden.»
Der Rheintaler Nati-Verteidiger ist bekannt dafür, dass er nicht nur ein sehr netter, menschlicher Typ und eine ehrliche Haut, sondern stets loyal gegenüber seinen Trainern ist, die Fehler lieber bei der Mannschaft sucht.
Scherwey: «Ich war nur enttäuscht»
Auch Teamkollege Tristan Scherwey (31) zeigt sich überrascht über den Zeitpunkt des Lundskog-Rauswurfs. «Wären wir untergegangen, wäre mir der Gedanke eines möglichen Wechsels wohl gekommen», sagt der Stürmer in der «Berner Zeitung». «In der Garderobe lief Musik, wir waren glücklich. Doch dann machte keiner mehr Freudensprünge. Wir waren in einer ganz anderen Stimmung. Ich war nur enttäuscht.»
Eishockey: Kommentar zur Entlassung von SCB-Trainer Lundskog
Untersander schiebt nach: «Wir stehen auf Rang 6, liegen fünf Punkte hinter Platz 3. Müssen wir denn Erster sein?»
Die SCB-Chefs hatten vor der Publikation Kenntnis von den kritischen Worten, griffen ganz im Sinn der Meinungsfreiheit nicht ein, was in der heutigen Zeit der oft glattgebügelten Aussagen eine Seltenheit ist. «Dass nicht alle Spieler happy sein würden, haben wir gewusst», sagt CEO Raeto Raffainer (40) zu Blick. «Da sieht man auch, dass nicht alles schlecht war. Und menschlich tut es mir auch weh.»
«Wir müssen nicht Erster oder Zweiter sein»
Dass die Trennung von Lundskog noch gleich am Abend nach dem emotionalen Sieg kommuniziert wurde, lag gemäss Raffainer daran, dass der schwedisch-kanadische Doppelbürger am Sonntag einen Trip nach Übersee geplant hatte und man ihn persönlich informieren wollte.
Und was sagt Raffainer zum Kritikpunkt, dass die Ansprüche beim SCB nach drei Seuchenjahren zu hoch seien? «Wir müssen nicht Erster oder Zweiter sein. Doch die Mannschaft muss sich kontinuierlich weiterentwickeln.» Und eine solche Entwicklung war in den letzten Wochen, in denen sich Siege und Niederlagen stets abwechselten, nicht mehr zu sehen. Unabhängig davon, dass Lundskog, der zwar an der Bande einen farblosen Eindruck hinterliess, im persönlichen Gespräch mit seiner klangvollen Stimme aber durchaus Wirkung erzielen konnte, ein gutes Verhältnis zum Gros seines Teams aufgebaut hatte.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | HC Davos | 29 | 31 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 28 | 2 | 50 | |
4 | SC Bern | 28 | 18 | 49 | |
5 | EHC Kloten | 29 | -5 | 47 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
8 | HC Ambri-Piotta | 28 | -11 | 39 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | SCL Tigers | 27 | 1 | 38 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | HC Lugano | 27 | -22 | 33 | |
13 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 29 | -20 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |