SCB-Boss Raffainer nach Lundskog-Rauswurf
«Ich weiss nicht, ob er es geahnt hat»

SCB-Trainer Johan Lundskog wurde gleich nach dem Sieg gegen den ZSC gefeuert. CEO Raeto Raffainer (40) erklärt, warum. Und spricht über die Rolle von Chris DiDomenico und das Profil des künftigen Trainers.
Publiziert: 06.11.2022 um 13:15 Uhr
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Aktualisiert: 06.11.2022 um 13:24 Uhr
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Johan Lundskog musste seinen Platz als SCB-Trainer gleich nach dem Sieg gegen die ZSC Lions (4:3 nach 1:3) räumen.
Foto: keystone-sda.ch
Stephan Roth

Raeto Raffainer, warum haben Sie Johan Lundskog gleich nach dem emotionalen Sieg gegen die ZSC Lions noch am Samstagabend freigestellt?
Weil Johan am Sonntagmorgen für einige Tage nach Kanada abgereist ist. Er hat dort Familie. Wir wollten ihm das unbedingt persönlich mitteilen und nicht in einem Zoom-Call.

Wann ist der Entscheid gefallen?
Im Verlauf der Woche. Wir hatten uns überlegt, ob wir den Wechsel noch vor dem Wochenende vornehmen sollen. Doch wir kamen zum Schluss, dass die Chance, zu punkten, mit dem bestehenden Coachingteam am höchsten ist und wollten nicht noch vor oder nach dem Lausanne-Spiel am Freitag Unruhe ins Team bringen.

Wusste Lundskog bei der Schlusssirene schon von seinem Schicksal? Auf der Bank jubelten alle, er wirkte aber apathisch.
Nein, die Kommunikation ist erst nach dem Spiel erfolgt. Ich weiss es wirklich nicht, ob er es geahnt hat.

Die letzten Sekunden von SCB-Coach Lundskog
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Dann waren Zweifel am Trainer schon länger da?
Wir haben von Anfang gesagt, dass es eine faire Chance braucht, mit der neuen Mannschaft. Da hinterfragt man nicht nach drei Spielen alles. Dass man aber laufend analysiert und schaut, wie sich die Mannschaft entwickelt, ist klar.

Es gab schon nach der katastrophalen letzten Saison mit Platz 11 keine triftigen Gründe, an Lundskog festzuhalten. Jetzt hat man 20 Spiele in der Entwicklung einer Mannschaft verschwendet. Ein Fehler?
Aus unserer Sicht nicht, weil sich die Spieler in der Saisonanalyse sehr für Lundskog ausgesprochen haben. Und viele haben im Wissen bei uns unterschrieben, dass Lundskog unser Trainer ist. Ich möchte auch unterstreichen, dass wir derzeit auf einem Playoff-Platz stehen. Es war auch einiges gut. Doch die Konstanz hat gefehlt.

Vor einigen Tagen sagten Sie, der erste Punkt bei der Trainerfrage sei es, ob die Kabine hinter dem Coach stehe. Hat Lundskog also den Rückhalt im Team verloren?
Nein, die Mannschaft ist sehr loyal. Johan war sehr beliebt bei den Spielern. Doch wir haben die Entwicklung vermisst. Die 14-tägige Pause war der Moment für einen Wechsel.

Welche Rolle spielte es, dass Topskorer Chris DiDomenico die Autorität des Trainers untergraben hat, indem er immer wieder seine Einsätze verlängert hat?
Eine einzelne Personalie spielt für mich bei diesem Entscheid keine Rolle. Wenn ein Chris DiDomenico das eigenmächtig macht, vertraue ich darauf, dass die Mannschaft und das Captain-Team das anspricht. Und ich weiss auch, dass das passiert ist. Somit ist das nichts, was man dem Trainer ankreiden sollte.

Sie hatten Lundskog in Davos als Assistent von Christian Wohlwend in die Schweiz geholt. Wie schwer ist es Ihnen gefallen, ihm zu sagen, dass er gehen muss?
Es war sehr schwierig, weil ich ihn menschlich sehr gut mag und lange daran geglaubt habe, dass wir dieses Projekt zusammen voranbringen können. Ich bin sehr enttäuscht, dass wir das nicht geschafft haben.

Wie geht’s jetzt weiter?
Die ersten Bewerbungen sind in der Nacht bereits eingetroffen. Jetzt ist es die Aufgabe des Sportchefs, den Richtigen zu finden. Das wird der erste Trainer von Andrew Ebbett.

Wie sieht das Profil des Lundskog-Nachfolgers aus?
Das müssen wir noch genauer definieren. Er muss sich gut in die bestehende Gruppe integrieren können und die Art und Weise, wie wir spielen, weiterentwickeln können. Es bringt nichts, jemanden zu holen, der ein komplett anderes System spielen lassen will. Es sollte ein moderner Trainer sein, der auf Puck-Management-Hockey setzt, Führungsqualitäten und Erfahrung hat.

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Experimente auf dieser Schlüsselposition kann man keine mehr machen. Holen Sie jetzt einen Chef, von dem man weiss, was man bekommt?
Sagen wir es so: Ich glaube, in dieser Situation benötigen wir eine erfahrene Person.

Erfahrung hätte Marc Crawford, den Sie ja gut kennen. Sie haben vor dem Meistertitel 2014 bei den ZSC Lions unter anderem für ihn Gegner gescoutet.
Ich weiss nur, dass er auf dem Markt ist und zuletzt bei Verbänden im Gespräch war. Seit April hatte ich aber keinen Kontakt mehr zu ihm.

«Dieser Entscheid hat sich entwickelt»
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SCB-CEO Raffainer nach Knall:«Dieser Entscheid hat sich entwickelt»
National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
29
31
57
2
ZSC Lions
ZSC Lions
26
31
55
3
Lausanne HC
Lausanne HC
28
2
50
4
SC Bern
SC Bern
28
18
49
5
EHC Kloten
EHC Kloten
29
-5
47
6
EV Zug
EV Zug
28
19
46
7
EHC Biel
EHC Biel
28
4
40
8
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
28
-11
39
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
29
-6
39
10
SCL Tigers
SCL Tigers
27
1
38
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
26
1
36
12
HC Lugano
HC Lugano
27
-22
33
13
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
29
-20
33
14
HC Ajoie
HC Ajoie
28
-43
23
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