Blick: Tim Berni, ganz ehrlich: Wir waren alle ein bisschen überrascht, dass Sie in Genf unterschrieben haben.
Tim Berni: (lacht) Das verstehe ich. Auch in meinem Umfeld gab es einige, die überrascht waren. Aber alle unterstützen mich.
Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Das Wichtigste für mich war meine Entwicklung in einem neuen Umfeld, das Verlassen der Komfortzone und, dass ich einen weiteren Schritt in meiner Karriere machen kann. In diesem Team zu spielen, wird mir helfen, mich auf und neben dem Eis weiterzuentwickeln.
Es soll mehrere interessierte Teams gegeben haben – so zum Beispiel die ZSC Lions. War es schwierig, den Stammverein abzulehnen?
Ja, das war es. Es war sehr kompliziert, weil ich mir viele Gedanken machte, wie sich meine Entscheidung auf die Zukunft auswirkt. Ich hatte ein paar harte Nächte, bevor ich mich entschieden habe. Jetzt bin ich überzeugt, dass ich die richtige Wahl getroffen habe. Ausserdem ist Genf nur drei Zugstunden von Zürich entfernt, das ist weniger als zehn Flugstunden (lacht).
Was war schlussendlich ausschlaggebend?
Ich habe das Gefühl, dass ich eine Schlüsselrolle in diesem Genfer Team einnehmen kann. Aber ich weiss auch, dass das natürlich von meiner Leistung abhängt. Ich bin der Meinung, ich kriege hier die grösste Chance, um Verantwortung zu übernehmen und um mich weiterzuentwickeln. Für mich gibt es zwei Ziele: Langfristig will ich in die NHL zurückzukehren, und kurzfristig ist es der Plan, dem Team zu helfen, Spiele zu gewinnen.
Sie sprechen von Verantwortung, aber mit Vatanen und Lennström gibt es bereits zwei dominierende Ausländer in der Abwehr. Bereitet Ihnen das keine Sorgen?
Natürlich bin ich mir bewusst, dass ich mich durchsetzen muss, um eine grössere Rolle in einem Team zu spielen. Ob Genf oder Zürich, die Konkurrenz ist gross. Die Liga in der Schweiz hat ein hohes Niveau und egal, wo man spielt, es ist schwierig, sich durchzusetzen. Ich weiss, dass ich nicht hier ankomme und sofort der Abwehrchef sein werde.
Wie hart war es, diese Saison auf die NHL zu verzichten?
Ich wollte mindestens ein ganzes Jahr (Berni gab sein NHL-Debüt am 6. Dezember 2022, Anm. der Red.) in der NHL bleiben. Ich hatte das Gefühl, dass ich eine gute letzte Saison gespielt habe, und ich hoffte, dass ich meinen Traum dort weiterleben könnte. Meine Rechte liegen bei den Columbus Blue Jackets und sie hatten jetzt keinen Platz für mich. Also ja, es ist eine kleine Enttäuschung, jedoch bedeutet in die Schweiz zurückzukehren auch, in einer hervorragenden Liga zu spielen. Man darf nicht vergessen, dass ich das Glück habe, einen Job zu haben und mich weiterentwickeln zu können.
Was haben Sie in den zwei Jahren in der AHL und der NHL gelernt?
Ich glaube, dass ich ein besserer Verteidiger geworden bin. Pro Saison bestritt ich jeweils über 70 Partien und mein Körperspiel hat dadurch an Konstanz gewonnen.
Und menschlich?
Es war eine tolle Erfahrung. Für jeden jungen Mann ist es ein gutes Gefühl, von zu Hause wegzugehen. Es hat mich wachsen lassen. Als ich nach Cleveland und dann nach Columbus ging, kannte ich niemanden. Mein Englisch hat sich sehr verbessert.
Haben Sie keine Angst, dass die NHL-Teams Sie jetzt aus den Augen verlieren könnten?
Nein, denn die Schweizer Meisterschaft hat sich sehr verbessert. Die Scouts der Klubs sind überall dabei, egal ob du in Schweden, Russland oder der Schweiz spielst. Es macht also keinen grossen Unterschied. Solange du gut spielst, wird es bemerkt. Ich habe mit vielen europäischen Scouts gesprochen, die mich in dieser Meinung bestärkt haben.
Denis Malgin ist im Juli aus der NHL in die Schweiz zurückgekehrt. Haben Sie mit ihm gesprochen, bevor Sie Ihre Entscheidung getroffen haben?
Ja, ich habe mit ihm in Zürich trainiert und wir haben uns diesbezüglich ausgetauscht. Es war sehr interessant, seine Meinung zu diesem Thema zu hören. Am Ende hatte ich keine grosse Wahl, da die Situation in Columbus festgefahren war und Europa die einzige Lösung war.
Also werden Sie nach Englisch nun auch Französisch lernen?
Ja, ich muss noch Französisch lernen. Ich habe erst zwei Nächte in Genf verbracht und kenne die Gegend noch nicht so gut. Normalerweise kommen wir in der Eishalle an und spielen unsere Spiele. Mehr nicht. Ich freue mich darauf, mehr zu entdecken. Ich habe die hübsche Altstadt und den See gesehen. In dieser Hinsicht bin ich nicht so sehr von Zürich entfremdet.
Eine Altstadt und eine alte... Eishalle.
(lacht) Aber sie hat Charme. Es hat mir immer Spass gemacht, hier zu spielen. Natürlich ist mir klar, dass sie nicht die modernste ist, aber das hat bei meiner Entscheidung keine Rolle gespielt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | HC Davos | 30 | 28 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 29 | 7 | 53 | |
4 | EHC Kloten | 30 | -2 | 50 | |
5 | SC Bern | 29 | 16 | 49 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | SCL Tigers | 28 | 4 | 41 | |
8 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 29 | -16 | 39 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 30 | -18 | 36 | |
13 | HC Lugano | 28 | -25 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |