Lukas Flüeler wartet auf seinen 500. Einsatz
Das triste Ende des dreifachen ZSC-Meister-Helden

Seit Lukas Flüeler am 6. November 2021 seinen Rücktritt ankündigte, begann er nur noch ein Spiel im Tor der Lions. Und die Chancen auf sein 500. Spiel für den ZSC stehen schlecht.
Publiziert: 27.02.2022 um 19:13 Uhr
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Das letzte Spiel von Beginn weg: Lukas Flüeler ist der Matchwinner der ZSC Lions in Ambri (3:2 n.V.).
Foto: Michela Locatelli/freshfocus
Stephan Roth

Und das soll der Schlusspunkt einer grandiosen Karriere gewesen sein? An einem Dienstag in Rapperswil wird Lukas Flüeler in der 25. Minute für Ludovic Waeber eingewechselt. 1:3 liegen die ZSC Lions an jenem 7. Dezember zurück. Doch auch der 33-Jährige kann die Blutung nicht stoppen. Er kassiert zwei weitere Tore und muss in der zweiten Pause verletzt draussen bleiben. Am Ende gewinnen die Lakers 6:5.

Seither stand Flüeler nicht mehr im Tor der Lions. Einerseits machte ihm, wie so oft in den letzten Jahren, die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung. So infizierte er sich mit dem Coronavirus und musste zur Jahreswende zehn Tage in Quarantäne.

Plötzlich nur noch Nummer 3

Gleichzeitig verpflichteten die Zürcher mit Jakub Kovar einen ausländischen Torhüter von Format. Und da der Tscheche lange verletzt gewesen war, brauchte er Spielpraxis. Flüeler war von da an nur noch die Nummer 3.

Seit er am 6. November seinen Rücktritt ankündigte, kam er nur noch einmal zum Zug: Drei Tage vor dem Kurzeinsatz am Obersee war er mit seinen Paraden der Matchwinner in Ambri (3:2 n.V.).

Auf die Frage, ob die Lions dem verdienten Mann, der während 15 Jahren bei den Lions 499-mal im Tor stand, nicht noch einmal eine Gelegenheit zu einem schönen Abschied auf dem Eis geben wollen, sagt Sportchef Sven Leuenberger nüchtern: «Wir haben drei Goalies. Der Trainer entscheidet, wer spielt.» Und führt aus, dass man sich im Kampf um Platz 6 und eine möglichst gute Ausgangslage für die Playoffs befinde.

Unternehmensstrategie: Flüeler beginnt im Juni bei der Swiss Life

So hat sich Flüeler, der im Fernstudium den Bachelor in Betriebsökonomie machte, bis zu den Playoffs bereits zu 30 Prozent bei der Swiss Life arbeitet und im Juni voll bei der Versicherung im Bereich Unternehmensstrategie beginnt, sein Karriereende bestimmt nicht erträumt. «Jeder stellt sich vor, im Tor zu stehen und noch einmal den Pokal hochzustemmen», gibt der Mann aus Pfäffikon ZH zu.

Doch Flüeler ist viel zu wohlerzogen, um sich zu beklagen. Nur noch sechs Quali-Spiele bleiben. «Der Trainer muss mir keinen Gefallen machen», sagt er. Und derzeit plagen den smarten Teamplayer ohnehin wieder einmal Rückenprobleme. «Es bringt nichts, mit 50 Prozent ins Tor zu stehen.»

Der Routinier sagt, dass es für ihn wichtig sei, positiv zu bleiben. «Ich gebe alles, um fit und bereit zu sein, und schaue nur von Woche zu Woche.» Ansonsten will er seine Teamkollegen unterstützen. «Ich habe da das Beispiel von Mark Streit im Kopf, der 2017 den Stanley Cup mit Pittsburgh gewann und dann von Sidney Crosby speziell erwähnt wurde, obwohl er in den Playoffs nur noch dreimal gespielt hatte.»

Hartley bedankte sich bei Flüeler

Flüeler ist mit sich im Reinen. Er ist happy, dass er noch einmal auf die verpatzte letzte Saison reagieren konnte und gute Leistungen zeigte, wenn er spielen durfte. «Ich habe immer gesagt, dass ich ein Goalie sein will, der in den Spiegel schauen kann, wenn er abtritt.»

Angesprochen auf die Karriere-Highlights, nennt er die Meistertitel. 2012, 2014 und 2018 war er massgeblich daran beteiligt. Der ZSC profitierte von seiner überragenden Game-7-Bilanz (6 Spiele, davon 2 im Final, 6 Siege, 4 Shutouts). Auch 2008 bekam Flüeler eine Meistermedaille, weil er einige Male als Ersatzkeeper dabei war. «Das war der bisher letzte Titel, den der ZSC im Hallenstadion geholt hat. Die Feier war eine grosse Motivation für mich.»

Und der emotionale Höhepunkt? «Das war 2012 mit dem Sieg in Bern 2,5 Sekunden vor Schluss, der Carfahrt zurück und der Feier in der Messehalle.» Trainer war damals Bob Hartley. Der Kanadier meldete sich telefonisch, als Flüeler seinen Rücktritt bekannt gab, und bedankte sich beim Goalie, den er damals dem legendären Ari Sulander vorgezogen hatte. Der Finne beendete seine Laufbahn als Ersatzmann – und wurde im sechsten Spiel des Finals für 32 Sekunden eingewechselt.

Flüelers Stock rettet in der Overtime
0:33
SCB verhext!Flüelers Stock rettet in der Overtime
National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
31
12
59
2
ZSC Lions
ZSC Lions
28
31
58
3
HC Davos
HC Davos
32
25
58
4
SC Bern
SC Bern
31
18
55
5
EHC Kloten
EHC Kloten
32
-1
54
6
EV Zug
EV Zug
30
20
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
30
4
44
8
EHC Biel
EHC Biel
30
2
42
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
32
-11
42
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
31
-18
41
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
31
-12
39
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
28
-3
36
13
HC Lugano
HC Lugano
30
-23
36
14
HC Ajoie
HC Ajoie
30
-44
26
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