Nicht wenige runzelten die Stirn, als der SCB im Juni Don Nachbaur präsentierte. Kaum einer kennt den 61-Jährigen, der ein Vierteljahrhundert lang vorwiegend Junioren coachte. Dabei ging Sportchefin Florence Schelling akribisch vor, erstellte ein Anforderungsprofil mit 60 Kriterien und brachte CEO Marc Lüthi gar von der Idee ab, nur einen Einjahresvertrag zu unterzeichnen. Doch wer ist der Mann, der bis 2022 das Zepter schwingen soll?
Nachbaur ist in Kitimat, einer Küstenstadt in British Columbia, aufgewachsen. Der Vater, ein Elektriker, stammt aus Vorarlberg, die Mutter aus Niederösterreich. In den 1950er-Jahren emigriert das Paar nach Kanada. Als Kind steht Nachbaur, der heute dem Wandern frönt, Woche für Woche auf den Skiern. Seine Sommerferien verbringt der Film-Liebhaber bei seinen Grosseltern in Österreich.
Eines begleitet den kanadisch-österreichischen Doppelbürger die gesamte Karriere hindurch: Viel traut man ihm nicht zu. «Als Junior hiess es, ich würde nie gedraftet. Als ich dann gedraftet wurde, sagte man, es reiche nicht für einen NHL-Einsatz.»
«Hatten anfangs viel Mühe»
Zehn Jahre verbringt der zweifache Familienvater in der weltbesten Liga, fällt durch Faustkämpfe auf. In 234 Partien fasst der Stürmer 489 Strafminuten. «Ich war ein Spielmacher, bekam aber eine andere Rolle zugeteilt. Will man Teil eines Teams sein, muss man seine Rolle akzeptieren.»
Leistung, Disziplin, harte Arbeit: Diese Attribute verlangt Nachbaur auch in Bern. Er spricht von Gewohnheiten, die sich eingeschlichen hätten. «Diese Gewohnheiten will ich ändern, nicht die Menschen.»
Nachbaur sei ein typischer Kanadier, meint Stürmer Tristan Scherwey. «Don spricht viel, ist ein lustiger Typ und immer für einen Witz gut. Er redet nicht um den heissen Brei herum, will, dass wir geradlinig, einfach und hart spielen.» Zudem hole er die Spieler auch zu sich ins Büro. «Er bezieht uns mit ein und fragt, ob alles in Ordnung sei mit dem System», ergänzt Gaëtan Haas.
Trotzdem, so Scherwey, sei es nach vier Jahren unter Vorgänger Kari Jalonen eine grosse Umstellung. «Wir hatten viel Mühe am Anfang. In den Trainings lief es phasenweise super. Doch im Spiel fielen wir in alte Muster zurück, waren nirgends und überall. Es brauchte Zeit, bis wir verstanden haben, was er will.»
Mit dem Auto 40 Minuten durch Bern geirrt
Verwirrt seien sie gewesen, sagt Nachbaur. Doch auch der Coach selbst musste sich erst zurechtfinden. In der ersten Woche irrte er mal 40 Minuten mit dem Auto in der Stadt umher, bis er die PostFinance-Arena fand. Zudem verwechselte Nachbaur auch mal die Spieler. Und er sorgte für Aufsehen, als er vor versammelter Mannschaft einen Assistenten in den Senkel stellte. «Ich erlebe ihn als sehr positiv. Don hat ein unglaubliches Wissen, muss sich aber noch an die Schweiz gewöhnen. Vieles wird hier anders gehandhabt, als es Don von Nordamerika her kennt», sagt Schelling. «Es geht jetzt darum, ihm die Zeit zu geben, sich einzuleben und sich zu etablieren.»
Einfach wird die Aufgabe nicht. Auch weil der Trainerstaff nur noch ein Abklatsch dessen ist, was Jalonen zur Verfügung stand. Irgendwie bezeichnend, rief Nachbaur neulich auf dem Eis nach Lars Leuenberger. Bloss hören konnte ihn dieser nicht. Sein Ex-Assistent betreute 26 Kilometer nordwestlich von Bern bereits den EHC Biel.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EV Zug | 22 | 17 | 36 | |
6 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 22 | -7 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |