Seit Jahren klagen die Klubs über steigende Spielerlöhne. Doch erst die Corona-Pandemie zwang sie, das Problem ernsthaft anzupacken. Viele setzten sich in den vergangenen Monaten mit ihren Angestellten an einen Tisch, legten teilweise die Zahlen offen und konnten sich auf Lohnkürzungen einigen. Doch wenn es ums Wettbieten frei werdender Stars geht, ist es mit der Vernunft dann doch nicht mehr so weit, wie das Beispiel von Dominik Egli zeigt.
Der 22-Jährige war der Shootingstar der letzten Saison, bekam in Rapperswil-Jona von Trainer Jeff Tomlinson (50) viel Vertrauen geschenkt und zahlte es mit 35 Skorerpunkten (7 Tore) in 45 Partien zurück. Damit war Egli, der bei sämtlichen Nationalmannschafts-Zusammenzügen dabei war, die Nummer 2 unter den Verteidigern, hinter dem ZSC-Kanadier Maxim Noreau (33, 39 Punkte).
Abstieg mit Kloten
Noch im Jahr zuvor sah Eglis Welt nicht rosig aus. Erst stieg er mit dem EHC Kloten ab. Dann wechselte er nach Biel, fand aber seinen Platz im Team von Trainer Antti Törmänen (50) nie und wurde in die Swiss League abgeschoben. In Biel kassierte der Thurgauer rund 120 000 Franken. Bei den Lakers dürfte er nur unwesentlich mehr haben. Argumente für eine Lohnerhöhung hatte Egli bei Vertragsabschluss kaum. Das hat sich nun geändert.
«Es wäre in der heutigen Zeit verantwortungslos»
Im nächsten Frühjahr läuft sein Vertrag aus. Schon jetzt ist der Mann aus Frauenfeld heiss begehrt. Wer sich das Verteidiger-Juwel schnappen will, muss tief in die Tasche greifen. Mehr als eine halbe Million Franken werden geboten. Von Offerten bis zu 700'000 Franken ist die Rede!
Der SCB zum Beispiel ist längst ausgestiegen. Und auch beim HC Lugano, der stets mit hohen Vertragsangeboten in Verbindung gebracht wird, heisst es: Egli ist kein Thema mehr. «Es wäre in der heutigen Zeit, in der wir wie alle Klubs ums Überleben kämpfen müssen, verantwortungslos, solche Angebote zu machen. Liga und Klubs haben monatelang darum gekämpft, vor Zuschauern spielen und Corona-Darlehen vom Bund zu fairen Konditionen erhalten zu können», sagt Sportchef Hnat Domenichelli.
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«Will nicht irgendwo unterschreiben»
Egli hat sich noch nicht festgelegt. Der bodenständige Thurgauer lässt sich nicht den Kopf verdrehen. Er sagt: «Entscheidend ist, was ich möchte. Ich will nicht einfach irgendwo einen Vertrag unterschreiben, der mir vielleicht gutes Geld einbringt, mich aber nicht glücklich macht und nicht weiterbringt.» Egli weiss: «Die Lakers haben mir nach einer schlechten Saison in Biel eine Chance gegeben.»
Eine Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen. «Bis zum Jahresende will ich wissen, wohin mein Weg mich führt, weil mich die Angelegenheit auch persönlich beschäftigt», gibt Egli zu.