So schlägt sich Colin Gerber beim ersten Alpenflug
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Laker macht Pilotenschein:So schlägt sich Colin Gerber beim ersten Alpenflug

Lakers-Verteidiger Colin Gerber macht den Pilotenschein
Faszination Fliegen: «Das Gefühl ist unbeschreiblich»

Colin Gerber ist auf bestem Weg zum Privatpiloten. Der SCRJ-Verteidiger nimmt Flugstunden, hat nun seinen ersten Alpenflug hinter sich. In der Luft kann der 25-Jährige vom Hockey abschalten. Gleichzeitig verlangt die Komplexität dieses Hobbys vollste Konzentration.
Publiziert: 19.02.2024 um 06:19 Uhr
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Aktualisiert: 19.02.2024 um 07:10 Uhr
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Eine Stunde vor Abflug steht für Lakers-Verteidiger Colin Gerber (r.) das Briefing mit seinem Fluglehrer Michi Ras an, verschiedene Wetterkarten werden ausgewertet.
Foto: Sven Thomann

Colin Gerber strahlt übers ganze Gesicht. Er ist soeben zurückgekehrt von seinem ersten Alpenflug in seiner Ausbildung zum Privatpiloten. Der hat ihn von Wangen-Lachen SZ nach Samedan ins Engadin geführt, auf den höchstgelegenen Flugplatz Europas auf 1707 Metern über Meer mit anspruchsvollem Landeanflug. «Nach diesem Flug geht es mir einfach super», beschreibt der Abwehrspieler der Lakers.

Vier Stunden zuvor: Gerber sitzt in der Flugschule der SwissPSA (Pilot School Association) in Wangen SZ und brütet über Wetterkarten. Er steckt mitten im Meteo-Briefing mit Fluglehrer Michi Ras. Es geht um die Bedingungen, die den Flugschüler auf seinem ersten Alpenflug erwarten könnten. Eine Bodendruck-Karte zeigt, ob es zu Turbulenzen kommt. «So wie es aussieht, gibts leichte Tendenzen, aber erst auf dem Rückflug», so Gerber.

Er studiert auch die Wolkengrenzen, was bei Flügen auf Sicht wichtig ist. «Die Bedingungen sind super!» Der 25-Jährige hat den Flug bis ins Detail geplant, die Route genau eingezeichnet, denn navigiert wird im Cockpit ausschliesslich mit Karten. «Gutes Kartenlesen ist die Basis jeder Flug-Entscheidung», so Fluglehrer Ras.

Intensive Flug-Besprechung mit Fluglehrer

Speziell an diesem Nachmittag ist, dass diese 25. Flugstunde für Gerber der erste Alpenflug ist, der in Begleitung des Fluglehrers erfolgen muss. Deshalb bespricht Ras mit ihm intensiv die Taktik und Kontrollpunkte im Gebirge, erinnert ihn an die drei wichtigen Punkte Geschwindigkeit, Höhe, Platz. «In einem Tal fliegt man auf der rechten Seite, um nötigenfalls stets genug Platz für eine Umkehrkurve zu haben.» Er zeigt dem Hockey-Profi zudem die Optionen bei Passübergängen.

Nach dem stündigen Briefing gehts zum Flugzeug, einer Cessna 152. Gerber weiss, was jetzt zu tun ist. «Ich kontrolliere die wichtigsten Teile vor dem Abflug.» Die Ruder, die Flügel, die verschraubten Kanten, der Propeller, die Lichter, das Öl und Benzin. Dann richtet er sich im Cockpit ein. Viel grösser dürfte der 191-cm-Verteidiger nicht sein, denn für seine Beine wirds bereits knapp und der Sitz lässt sich nicht mehr weiter nach hinten schieben.

Gepackt hat den Berner die Faszination des Fliegens bereits als Kind. «Zu Weihnachten bekam ich mal einen Modell-Helikopter geschenkt», erzählt Gerber, «ich sagte mir, dass ich eines Tages Auto und Boot fahren sowie fliegen können möchte.» Den Fahrausweis macht er mit 18, die Bootsprüfung hat er mit 20 in der Tasche – und nun also bald den Privatpilotenschein. Als der einstige SCB-Junior in Bern den Schritt zum Profi schafft, überlegt er sich, welchem Gebiet er sich neben dem Hockey noch widmen möchte. Eine schulische Weiterbildung kommt zu diesem Zeitpunkt nicht infrage, weil er sich für keine Richtung entscheiden kann. «Also buchte ich einen Helikopter-Schnupperflug und begann, Theorie zu büffeln.»

«Es gibt keinen Spielraum»

Doch dann steht 2023 der Wechsel nach Rapperswil-Jona SG an. Gerber sucht nach Optionen, findet den Flugplatz Wangen-Lachen am gegenüberliegenden Ufer des Obersees. Statt des Helikopters wird es ein Zweiplätzer, «weil man mit dem Flugzeug längere Distanzen zurücklegen und auch mal über die Landesgrenzen fliegen kann». Bei seinem Schnupperflug trifft er auf Fluglehrer Ras, sie verstehen sich auf Anhieb. «Michi fordert viel und pusht mich gleichzeitig», erklärt Gerber. Für einen Profisportler perfekt. Dass er einer ist, hilft ihm auch mental. «Auf dem Eis kann es mal hektisch werden, da muss man einen ruhigen Kopf bewahren.» Wie auch im Flugzeug. Wie zum Beispiel auf einem seiner Soloflüge, als er bei Turbulenzen mit dem Kopf an die Decke knallt.

Im Mai 2023 beginnt der Abwehrspieler mit der Ausbildung. «Am Anfang war es schwierig, sich auf alles konzentrieren zu können.» Doch mit zunehmenden Flugstunden wird es immer besser und der Flugschüler bekommt mehr Verantwortung. «Gedanklich muss man schon zwei Punkte weiter sein, damit man nicht in Stress kommt. Gewisse Situationen lassen keine Nervosität zu. Deshalb ist eine gute Vorbereitung wichtig, weil es keinen Spielraum gibt und man bei der Sache bleiben muss.» Im Cockpit kann der SCRJ-Verteidiger vom Hockey abschalten. Bei seiner Freundin und seiner Familie meldet er sich jeweils mit einer Nachricht ab, sobald er in die Luft geht, und dann wieder, wenn er gelandet ist.

Durchstarten bei der Rückkehr nach Wangen

Bei seinem ersten Alpenflug ist dies rund drei Stunden nach dem Abflug in Wangen der Fall. Beim ersten Landeversuch am Obersee muss der Pilotenanwärter noch durchstarten, den zweiten kriegt er hin. Es folgt eine Nachbesprechung mit dem Fluglehrer. «Es war ein sehr guter Flug mit hohem Standard», so Ras, «wir müssen nur Kleinigkeiten besprechen.» Auch Gerber selbst schätzt seine Flugstunde ein und hakt ab, was positiv gelaufen ist. Insbesondere die schwierige Landung in Samedan hat er bei seiner Premiere gut gemeistert. Er ist zufrieden und voller Freude. «Das Gefühl ist irgendwie unbeschreiblich.»

Für Gerber ist die Faszination nicht nur das Fliegen selbst, sondern das komplexe Zusammenspiel verschiedener Faktoren und Themen. Man muss als Pilot Bescheid wissen über Mechanisches, Aerodynamik, Recht, Navigation, Wetter, Funk. «Man braucht Köpfchen.» Die Theorieprüfung erfolgt in verschiedenen Modulen, drei von neun Fächern sind bei Gerber noch offen, den Funk-Test hat er letzten November bestanden. Um die praktische Prüfung ablegen zu können, braucht er mindestens 45 Flugstunden. Seit einem Monat ist Gerber intensiv dran und versucht, trotz der finalen Saisonphase sicher einmal wöchentlich zu fliegen.

Nachdem der Lakers-Spieler und angehende Pilot die Cessna in den Hangar geschoben hat, steht noch ein Ritual an, das er gerne pflegt: Der Flug wird detailliert ins Logbuch eingetragen. Darin klebt traditionell eine getrocknete Blume für Gerbers ersten Soloflug vom 15. Januar. «Ich mache das sehr sorgfältig und gebe mir Mühe. Denn dieses Buch wird mich ein Leben lang begleiten.»

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
31
12
59
2
ZSC Lions
ZSC Lions
28
31
58
3
HC Davos
HC Davos
32
25
58
4
SC Bern
SC Bern
31
18
55
5
EHC Kloten
EHC Kloten
32
-1
54
6
EV Zug
EV Zug
30
20
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
30
4
44
8
EHC Biel
EHC Biel
30
2
42
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
32
-11
42
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
31
-18
41
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
31
-12
39
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
28
-3
36
13
HC Lugano
HC Lugano
30
-23
36
14
HC Ajoie
HC Ajoie
30
-44
26
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