Kloten mit Riesen-Rückstand
Der neue Sportchef Schödler steht vor Herkules-Aufgabe

Ein Trainer fehlt immer noch, man hat keine Nummer 1 im Tor und die Ausländer-Situation ist unklar. Beim EHC Kloten fehlt es noch an allen Ecken und Enden.
Publiziert: 08.05.2024 um 17:33 Uhr
|
Aktualisiert: 09.05.2024 um 17:08 Uhr
1/5
Auf den neuen Kloten-Sportchef Ricardo Schödler wartet viel Arbeit.
Foto: EHC Kloten
RMS_Portrait_AUTOR_409.JPG
Stephan RothStv. Eishockey-Chef

Ricardo Schödler (35) ist nicht zu beneiden. Während sich viele seiner Kollegen bei den anderen National-League-Klubs einige Tage Ferien gönnen, ehe sie dann allenfalls noch die letzten Mosaiksteine im Kader einfügen, ist der neue Sportchef des EHC Kloten erst noch als Teammanager der Nati an der WM in Prag beschäftigt. Dann gibt es bei seinem neuen Job jede Menge zu tun. Denn die Flughafenstädter haben sich bereits einen Riesen-Rückstand eingehandelt.

Einfach hat man es Schödler wahrlich nicht gemacht. Obwohl seit über sieben Wochen klar war, dass Kloten – nicht aus eigenem Verdienst, sondern, weil die GCK Lions den letzten Aufstiegskandidaten Olten eliminierten – nicht absteigen kann, wurde erst jetzt ein neuer Sportchef installiert.

Davor hatte der Ruf des Klubs bereits heftig gelitten. Die Flieger verspielten ihren Standort-Vorteil vor den Toren Zürichs, verloren massiv an Attraktivität für neue Spieler. Unter Präsident Jan Schibli und CEO Urner herrschte Chaos. Sportchef und Interimstrainer Larry Mitchell wurde mit der Verpflichtung von Stefan Mair als Trainer demontiert, die Trennung erfolgte aber erst Wochen später. Die Erfahrung in Kloten, wo man ihn nicht behalten wollte, führte dann bei Mair dazu, dass er die Lust am Trainerjob verlor und in seiner Heimat laut über sein Karriereende nachdachte.

Kloten kann den letzten Trainerjob in der Schweiz bieten

Bei der Suche nach dem neuen Sportchef waren Urner und Aufstiegstrainer Jeff Tomlinson, der seit der abgelaufenen Saison die diffuse Berater-Rolle des «Sport Consultant» einnimmt, die ersten Ansprechpartner von Schödler, wie er auf der Klub-Homepage ausführte. Doch auch Schibli unterhielt sich mit den Kandidaten.

Während Teams wie die SCL Tigers und Ajoie, die im gleichen Teich wie Kloten fischen, längst ihr Team zusammen haben, hat Schödler diverse Baustellen vor sich. So stehen die Flieger ohne Trainer da. Immerhin gibt es da keine Konkurrenz im eigenen Land mehr, und es sind noch einige interessante Namen auf dem Markt.

Darunter WM- und Olympia-Goldschmied Jukka Jalonen, der seinen Job bei der finnischen Nati nach der WM abgeben wird und dem Vernehmen nach gerne in der Schweiz arbeiten würde. Die Frage ist, ob Trainer dieses Kalibers sich durch das Chaos der letzten Monate in Kloten abschrecken lassen.

Waeber oder der finnische Meistergoalie?

Ein Volltreffer bei der Trainerwahl könnte dem EHC Kloten helfen, den Ruf aufzupolieren und die Lücken im Kader zu füllen. Denn noch immer fehlt den Zürcher Unterländern eine Nummer 1 im Tor. Gestandene Schweizer Kandidaten gibt es nur wenige. Ob es mit Ludovic Waeber (27), der Nordamerika den Rücken kehren dürfte, aber noch ein Jahr Vertrag bei den ZSC Lions hat, klappt? Dafür müsste der Freiburger, den Schödler aus der Nati kennt, wohl auf Geld verzichten.

Aus Finnland ist das Gerücht zu hören, dass Christian Heljanko (27), der Keeper von Serienmeister Tappara Tampere, in Kloten landen könnte.

Die Klotener müssen ohnehin noch ihr Ausländer-Paket schnüren. Noch unter Vertrag stehen die Stürmer Tyler Morley, mit dem Mitchell gleich bis 2026 verlängerte, sowie Miro Aaltonen, der im Vorjahr noch top gewesen war, und Niko Ojamäki, der seinen Ruf als Goalgetter mit nur fünf Treffern nicht bestätigen konnte. Happy war man mit den beiden Finnen in Kloten in dieser Saison nicht.

Gibt es eine Wende im Fall von Ang?

Bereits voreilig verabschiedet hatte man Publikumsliebling Jonathan Ang, nachdem man sich mit seinem Agenten nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen konnte. Dabei gefällt es dem Wirbelwind in Kloten. Vielleicht kommt es ja noch zur grossen Wende.

Langweilig wird es Schödler jedenfalls nicht. Das ist auch eine Chance für den jungen Sportchef, dem Team seinen Stempel aufzudrücken. Einfach wird es aber nicht.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
19
19
40
2
HC Davos
HC Davos
21
21
40
3
Lausanne HC
Lausanne HC
21
8
40
4
SC Bern
SC Bern
22
15
36
5
EHC Kloten
EHC Kloten
21
2
33
6
EV Zug
EV Zug
21
14
33
7
EHC Biel
EHC Biel
21
0
32
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
21
-4
31
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
21
-9
27
10
SCL Tigers
SCL Tigers
19
-3
25
11
HC Lugano
HC Lugano
19
-13
25
12
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
19
-12
24
13
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
17
-3
22
14
HC Ajoie
HC Ajoie
20
-35
15
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?