Der Name Bircher weckt in Kloten böse Erinnerungen. Im Dezember 2008 übernimmt der Immobilien-Unternehmer Jürg Bircher, der schon als Kind ein glühender Kloten-Fan war, obwohl sein Vater mit dem ZSC mitgefiebert hatte, den Klub. Er rührt mit der grossen Kelle an, träumt vom Meistertitel. Und hinterlässt einen Scherbenhaufen.
Im Frühjahr 2012 steht der Klub mit elf Millionen Franken in der Kreide, kann die Löhne nicht mehr bezahlen und muss die Bilanz deponieren. Spieler, Fans und Gewerbler sammeln Geld. Doch erst als Philippe Gaydoul und Thomas Matter einsteigen, ist der Konkurs abgewendet.
Jetzt, fast neun Jahre später, muss sich Bircher am 13. Januar 2021 vor dem Bezirksgericht Zürich verantworten. Der heute 56-Jährige ist geständig und einigte sich mit der Staatsanwaltschaft, die sechs Jahre lang ermittelt, Zeugen einvernommen und Hausdurchsuchungen durchgeführt hat, auf ein abgekürztes Verfahren.
Urkundenfälschung, Betrug, Misswirtschaft, ungetreue Geschäftsbesorgung
Die Anklagepunkte sind happig: Schuldig der mehrfachen qualifizierten ungetreuen Geschäftsbesorgung. Schuldig des Betrugs. Schuldig der mehrfachen Misswirtschaft. Und schuldig der mehrfachen Urkundenfälschung. Die Staatsanwaltschaft beantragt eine teilbedingte Freiheitsstrafe von 30 Monaten. 6 Monate sollen vollzogen werden. Drei Tage verbrachte Bircher bereits 2014 hinter Gittern.
Die Anklageschrift umfasst 96 (!) Seiten und zeigt, wie Bircher den Klub in sein Firmengeflecht integrierte und Geld verschob. Bereits nach der ersten Saison wies die EHC Kloten Sport AG eine Überschuldung von 925 299 Franken aus. Mit der zuständigen Revisionsstelle PricewaterhouseCoopers wurden Sanierungsmassnahmen besprochen.
Bircher habe sich bereiterklärt, Sponsoringbeiträge in der Höhe von 2,69 Millionen Franken zu leisten und auf Darlehen zu verzichten. Doch Birchers Firmen hätten zu diesem Zeitpunkt gar nicht über genügend finanzielle Mittel verfügt, um die Guthaben zu begleichen, heisst es in der Anklageschrift.
Eigenmächtig Zahlungen veranlasst
Die Zahlen seien beschönigt worden. «In der Bilanz wurden um mindestens 2,5 Millionen Franken zu hohe Aktiven ausgewiesen und der Ertrag war ebenfalls zu hoch. Damit wurde die Vermögens- und Ertragslage in der revidierten Jahresrechnung massiv beschönigt dargestellt. Die Überschuldung war effektiv nicht beseitigt worden.»
Weiter steht in der Anklageschrift: «Die EHC Kloten Sport AG war seit dem 30. April 2010 erheblich überschuldet und die Umstände hatten sich am Ende des Geschäftsjahrs 2010/11 nochmals verschlechtert, weil keine echten Sanierungsmassnahmen getätigt worden waren.» Was die Sache verschlimmerte: Zwischen Mai 2011 und April 2012 habe Bircher Zahlungen ab den Konten der EHC Kloten Sport AG an seine Firmen und sich selbst veranlasst. «Diese Zahlungen waren im Verwaltungsrat der EHC Kloten Sport AG nicht beschlossen oder genehmigt worden, sondern wurden von Jürg Bircher eigenmächtig veranlasst.»
Einigung mit Kloten und Fetscherin
Immer wieder heisst es, Bircher habe geglaubt, mit erfolgreichen Bauprojekten die Lage noch zu retten. Doch das gelang dem Zürcher nicht mehr.
Im Dezember 2017 hat er sich mit dem EHC Kloten aussergerichtlich geeinigt und dem Klub 250 000 Franken überwiesen. Auch mit Adrian Fetscherin, der für ein wertloses Aktienpaket 750 000 Franken bezahlte, wurde eine aussergerichtliche Einigung erzielt. Bircher bezahlte ihm 550 000 Franken.
Für den 56-Jährigen selbst ist die Geschichte aber noch lange nicht gegessen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |