Wer sich gefragt hat, ob sich die grossartige Ambiance der mythischen Valascia ins neue Stadion mitnehmen lässt, hat die Antwort spätestens am Montagabend bekommen. Die Gottardo-Arena ist während und nach dem Spiel gegen die SCRJ Lakers eine Festhütte.
Die «Montanara», das Lied der Berge, wird von den 6606 Fans mit Inbrunst intoniert. Gänsehaut. Die Helden der grandiosen Aufholjagd werden gefeiert. Auch Trainer Luca Cereda und Sportchef Paolo Duca, die Architekten dieses Erfolges, stehen nach dem 6:2-Sieg auf dem Eis. Cereda wird dabei zum Einheizer. «Ambri! Ambri! Ambri!», brüllt er und rudert immer schneller mit den Händen. «Wir haben den Geist aus der Valascia in die neue Arena mitgebracht. Heute feiern wir etwas länger als bis Mitternacht.»
Zehn Punkte betrug der Rückstand auf Platz 10 und den SCB am Samstag vor einer Woche noch, bevor Ambri die Berner empfing. Die Tessiner gewannen das Spiel – aber erst im Penaltyschiessen und lagen immer noch neun Punkte zurück. Zu viel, um den Kampf am Strich noch einmal richtig zu lancieren – dachte man.
Keine Rechenspiele, sondern Moral getankt
Cereda musste sich die Frage gefallen lassen, warum er nicht mehr Risiko genommen und den Goalie in der Endphase im Powerplay durch einen sechsten Feldspieler ersetzt habe. Der Coach, der seinen Klub und sein Team besser als jeder andere kennt, hatte eine andere Denkweise. Er machte keine Rechenspiele, sondern wollte nach sechs Niederlagen in Serie nur das Spiel gewinnen. Und dieser Sieg war Gold wert für die Moral. Das Momentum rutsche auf Ambris Seite. Vier Tage später gewannen die Tessiner in Bern 5:1, zehn Tage später hatten sie den SCB überholt.
«Keiner hätte mehr einen Franken auf uns gewettet», sagte Topskorer Inti Pestoni am Montag gegenüber RSI. Das war die perfekte Ausgangslage für den Underdog, der die Saison euphorisch im neuen Daheim begonnen hatte, dann aber in ein langes Tief geraten war.
Joker Juvonen verliert nur das erste Spiel
Doch Cereda und Duca gaben nie auf. Sie verloren trotz der vielen knappen Niederlagen und den wenigen Ausländer-Toren nie den Glauben. Und zum Transferschluss am 1. März holte Duca mit Janne Juvonen noch einen neuen Goalie.
Der Finne, der seit Dezember nicht mehr gespielt hatte, war nur verfügbar, weil sich Jokerit Helsinki wegen des russischen Angriff-Kriegs in der Ukraine aus der KHL zurückgezogen hatte. Mit dem 27-Jährigen im Tor verlor Ambri nur das erste Spiel gegen Servette. Danach begann die wundersame Aufholjagd: 6 Siege, 17 Punkte, nur 7 Gegentore.
In der Euphorie nach dem Sieg gegen Rappi feierte am Montagabend auch Juvonen, der noch wortkarger als viele seiner Landsleute gilt, mit den Fans. Was für ein Finale von Ambri! Doch Pestoni betonte: «Es ist noch nicht fertig.» Während die Saison für den SCB zu Ende ist, beginnen für die Biancoblù am Freitag die Pre-Playoffs gegen Lausanne. Schreiben die Tessiner, die gegen die Lakers nur mit zwei Ausländern spielen konnten, weiter an ihrem Eishockey-Märchen?
Hier gehts zum Dossier «Ambri total – Das Geheimnis hinter dem Mythos» – Alle Infos zu «Ambri total» bei MySports.ch.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |