Grosse Diskussionen bei Fans
Die Hockey-Ausländer sind Heilsbringer oder Sündenböcke

Das Schicksal der Ausländer in der National League: Entweder schlagen sie ein oder sie sind zusammen mit dem Sportchef, der sie geholt hat, die Blitzableiter für den Zorn der Fans. Wie zuletzt bei Ambri.
Publiziert: 13.03.2022 um 10:28 Uhr
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Aktualisiert: 13.03.2022 um 18:04 Uhr
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Ambris finnischer Olympiasieger Juuso Hietanen konzentriert sich vor allem aufs Verteidigen.
Foto: keystone-sda.ch
Stephan Roth

Wer erinnert sich an Nathan Gerbe? Der inzwischen 34-Jährige stürmte 2017 für Servette und hielt sich zuletzt im NHL-Podcast «Spittin' Chiclets» nicht mit Kritik an seinem Ex-Trainer Chris McSorley zurück. Neben der Taktik prangerte der Amerikaner an, dass der jetzige Lugano-Coach ihn und die anderen Genfer Ausländer nach einem Spiel zur Schnecke gemacht habe, weil die Importe des Gegners mehr Tore geschossen hätten. Der kleine Stürmer verstand die Welt nicht mehr und hatte keinen Schimmer, wer die Ausländer des Gegners waren.

Anteil der Ausländer-Tore
  • SCL Tigers 53,9 %
  • Ajoie 50,0 %
  • Servette 46,8 %
  • Bern 43,0 %
  • Lugano 41,7 %
  • Davos 37,9 %
  • ZSC Lions 33,3 %
  • Lausanne 33,1 %
  • Fribourg 30,4 %
  • SCRJ Lakers 29,6 %
  • Zug 28,7 %
  • Biel 28,2 %
  • Ambri 22,6 %
  • SCL Tigers 53,9 %
  • Ajoie 50,0 %
  • Servette 46,8 %
  • Bern 43,0 %
  • Lugano 41,7 %
  • Davos 37,9 %
  • ZSC Lions 33,3 %
  • Lausanne 33,1 %
  • Fribourg 30,4 %
  • SCRJ Lakers 29,6 %
  • Zug 28,7 %
  • Biel 28,2 %
  • Ambri 22,6 %

Nach wie vor spielen die Ausländer in der National League eine besondere Rolle. Entweder sind sie mit ihren Toren die Heilsbringer oder sonst die Sündenböcke. 36,4 Prozent der NL-Tore erzielten diese Saison Ausländer, womit man sich im Bereich der letzten zehn Jahre (33,1 bis 38,1 Prozent) bewegt. Bei den Powerplay-Treffern liegt die Quote gar bei 43 Prozent.

Wenn die Ausländer keine Tore schiessen, wird es bei Fans und im Umfeld unruhig. So sah sich Ambri-Boss Filippo Lombardi unlängst gezwungen, Sportchef Paolo Duca und seine Crew in einem offenen Brief zu verteidigen. Es mache den Anschein, dass man bei der Auswahl der Ausländer Fehler gemacht habe, «es wäre aber völlig ungerecht, auf dem sportlichen Staff rumzuhacken».

Ein Volltreffer wie Kubalik ist die Ausnahme

In den letzten Jahren habe man mit zahlreichen Ausländern verhandelt, die heute zu den Topskorern der Liga zählen. Doch dann sei oft ein anderer Klub gekommen und habe mehr geboten. Einen Spieler wie Kubalik zu bekommen, der Ambri 2019 als Liga-Topskorer in die Playoffs führte, sei die Ausnahme.

Dass Ambri nicht mit den Grossen mitbieten kann, ist aber nicht der einzige Grund für den Mangel an Offensivproduktion der Ausländer. Zum einen investierten die Biancoblù in neue Schweizer Stürmer wie Inti Pestoni (16 Tore) und Dario Bürgler (13), zum anderen setzte man mit Verteidiger Juuso Hietanen, der in Peking mit Finnland Olympia-Gold holte, und Center Peter Regin (Knieverletzung, Saisonende) auf Spieler, die Attribute wie defensive Stabilität, Erfahrung und Charakter statt Tore in die Waagschale werfen.

Brandon Kozun, der als Skorer aus der KHL geholt wurde, blieb weit unter den Erwartungen, belastete das Klima in der Garderobe und war nach 24 Spielen und nur drei Toren wieder weg. Brandon McMillan (12 Tore) ist eifrig, aber oft zu wenig effizient vor dem Tor. Matt D’Agostini (derzeit verletzt) kam nach einem Jahr Pause und zwei Knieoperationen nicht mehr in Fahrt.

Die Ausländer-Regel

Die NL-Teams dürfen vier Ausländer pro Spiel einsetzen und acht pro Saison lizenzieren. Es gibt diese Saison allerdings noch Ausnahmen: Jene Klubs, die Spieler mit laufendem Vertrag an die NHL verloren haben, dürfen einen zusätzlichen Ausländer einsetzen. Das betrifft die ZSC Lions wegen Pius Suter (Detroit) und Biel wegen J.J. Moser (Arizona), aber nach der Rückkehr von Grégory Hofmann nicht mehr den EV Zug. Nächste Saison wird die Anzahl der Ausländer erhöht: Gibt es einen Aufsteiger, werden es sechs pro Team sein, ansonsten fünf.

Die NL-Teams dürfen vier Ausländer pro Spiel einsetzen und acht pro Saison lizenzieren. Es gibt diese Saison allerdings noch Ausnahmen: Jene Klubs, die Spieler mit laufendem Vertrag an die NHL verloren haben, dürfen einen zusätzlichen Ausländer einsetzen. Das betrifft die ZSC Lions wegen Pius Suter (Detroit) und Biel wegen J.J. Moser (Arizona), aber nach der Rückkehr von Grégory Hofmann nicht mehr den EV Zug. Nächste Saison wird die Anzahl der Ausländer erhöht: Gibt es einen Aufsteiger, werden es sechs pro Team sein, ansonsten fünf.

Steve Moses konnte nur für acht Spiele von den Lakers ausgeliehen werden und SCB-Leihgabe Cory Conacher (Kieferbruch, Saisonende) und der starke Goalie Janne Juvonen kamen erst für den Endspurt. So ist Ambri auch das einzige Team neben den ZSC Lions (Denis Malgin), das bei den Stürmern einem Schweizer (André Heim) am meisten Eiszeit pro Spiel gibt.

Doch obwohl der Output der Ausländer Ambris Pre-Playoff-Hoffnungen schmälert, geht die Gleichung «Ausländer-Tore = Erfolg» nicht auf. Das zeigen die Tabellenletzten SCL Tigers und Ajoie: Es sind die einzigen Teams der Liga, bei denen die Ausländer mehr als die Hälfte der Tore erzielt haben. Und auch Servette, das wohl über das beste Import-Quartett (Tömmernes, Vatanen, Winnik und Filppula) verfügt, konnte nicht mit der Liga-Spitze mithalten.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
31
12
59
2
ZSC Lions
ZSC Lions
28
31
58
3
HC Davos
HC Davos
32
25
58
4
SC Bern
SC Bern
31
18
55
5
EHC Kloten
EHC Kloten
32
-1
54
6
EV Zug
EV Zug
30
20
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
30
4
44
8
EHC Biel
EHC Biel
30
2
42
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
32
-11
42
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
31
-18
41
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
31
-12
39
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
28
-3
36
13
HC Lugano
HC Lugano
30
-23
36
14
HC Ajoie
HC Ajoie
30
-44
26
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