Mattscheibe in der National League
Beim Video-Irrsinn im Hockey ist keine Lösung in Sicht

Offside oder nicht? Lässt sich in der National League trotz Video-Beweis nicht immer beurteilen. Die Liga will vorerst aber nichts ändern.
Publiziert: 04.03.2022 um 17:38 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2022 um 17:40 Uhr
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Bildqualität wie in den 80er-Jahren, Kamerawinkel nicht aufschlussreich: Mit solchen Bildern müssen die Schiedsrichter arbeiten.
Foto: Screenshot MySports
Dino Kessler

Lausanne, 3. März 2022. 21. Spielminute der Partie Lausanne gegen Lugano, Spielstand: 3:2. Lugano-Coach Chris McSorley initiiert nach dem vierten Treffer der Westschweizer eine Video-Überprüfung durch die Linienrichter (Woke-Deutsch: Linienpersonen), weil Lausannes Sekac wohl im Offside steht. Die Linienpersonen sehen: nichts. Klarsicht ist unmöglich, weil Kamerawinkel und Bildqualität kein Urteil zulassen. Das Verdikt: Inconclusive (unschlüssig). Bedeutet: Der Entscheid der Schiedsrichter (Tor) bleibt bestehen. Als Supplement erhält Lugano eine Zweiminuten-Strafe, weil die Challenge abgewiesen wurde. Dass die TV-Produktion den Refs keine qualitativ ausreichenden Bilder zur Verfügung stellen kann, spielt dabei keine Rolle (Regelwerk-Plemplem).

Lugano kassiert in Unterzahl den nächsten Treffer, liegt plötzlich 2:5 hinten. Zwei Gegentore innert Sekunden. Weil die TV-Bilder keine Aufklärung bieten (und weil Lugano in Unterzahl pennt).

Problem tauchte bereits 2019 auf

Neu ist das Problem nicht: Im Frühjahr 2019 hatte die Bildqualität den Entscheidungs-Prozess bei Spielen in Zürich und Lugano beeinflusst. Und damit den Kampf um die Playoff-Plätze beeinflusst. Wie jetzt wieder in Lausanne. Was tut die Liga gegen diesen Missstand?

Blick fragt bei Liga-Direktor Denis Vaucher nach. Der sagt: «Für nächste Saison sind grössere Investitionen in die TV-Infrastruktur geplant, damit die Video-Coaches die Bilder rascher zur Verfügung haben und besser urteilen können.» Investitionen in hochauflösende Blue-Line-Kameras zum Beispiel, damit die Refs bei Offside-Challenges den Durchblick haben? «Das wird mit den Klubs immer wieder diskutiert, ist aber auf die nächste Saison noch nicht geplant, nein.» Warum nicht? «Weil dieses Szenario mit fehlender Kameraeinstellung oder mangelhafter Bildauflösung höchstens wenige Male pro Saison auftritt und die anderen TV-Investitionen Priorität haben.»

Strafe trotz ungenügender Bilder? Diskussion verschoben

Dabei gilt wohl das Prinzip Hoffnung: Es möge bloss nicht in den Playoffs wieder soweit sein. Und vielleicht eine Serie oder gar die Meisterschaft entscheiden. Und die fragwürdige Zweiminuten-Strafe für eine erfolglose Challenge aufgrund von ungenügenden Bildern? «Darüber kann man in der Sommerpause diskutieren, wenn die General Manager zusammen mit dem Schiedsrichter-Chef die Regelauslegung festlegen. Aber nicht während der laufenden Saison.»

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