Connor Hughes (27) versucht sein Glück in Nordamerika, kommt einen Schritt näher an die NHL. Am Dienstag gab Playoff-Finalist Lausanne den Abgang seines Stammgoalies bekannt. Gleichzeitig teilte Montreal mit, dass der Schweiz-Kanadier mit Nati-Erfahrung für ein Jahr unterschrieben hat. Das Interview wenige Augenblicke nach der grossen Nachricht.
Blick: Wie verrückt sind die Stunden seit der Bekanntgabe Ihres Transfers?
Connor Hughes: Sie sind der Erste, der mich anruft. Aber ich weiss nicht genau, was ich mich in den nächsten Stunden noch erwartet.
War es ein gut gehütetes Geheimnis?
Ich habe natürlich mit meiner Familie und meinen engsten Freunden darüber gesprochen. Aber aus Respekt vor dem Verein habe ich es unter dem Radar gehalten. Daher bin ich froh, dass Sie mich nicht schon vor ein paar Tagen angerufen haben (lacht).
Erzählen Sie mir, wie es zu diesem Transfer gekommen ist.
Der erste richtige Kontakt mit Montreal fand während des Playoff-Finals statt. Mein Agent erzählte mir, dass ein Scout der Kanadier anwesend sein würde und sich mit mir treffen wollte. Nach unserem Gespräch habe ich nichts mehr gehört. Und das war auch besser so. So konnte ich mich auf mein Spiel konzentrieren. Vor zwei Wochen erhielt ich die positive Nachricht, dass Montreal daran interessiert ist, mich unter Vertrag zu nehmen. Danach ging alles sehr schnell.
Mussten Sie viel nachdenken, bevor Sie zugesagt haben?
Zwischen den ersten Kontakten und dem Vertrag verging etwas Zeit. Aber da zuerst nichts mehr passiert ist, habe ich nicht mehr viel darüber nachgedacht. Andererseits haben John (Lausanne-Sportdirektor Fust, Anm. d. Red.) und Cristo (Lausanne-Goalietrainer Cristobal Huet, Anm. d. Red.) mich damals im Vorfeld des Wechsels nach Lausanne über meine Ziele gefragt. Da sagte ich ihnen ganz klar, dass, wenn mich eines Tages ein NHL-Verein anrufen würde, dies trotz meines nicht mehr ganz jungen Alters meine Priorität wäre. Wenn Montreal anruft, kann man nicht ablehnen. Später einmal in 20 Jahren möchte ich nichts bereuen, deshalb habe ich mich entschieden, diese unglaubliche Chance wahrzunehmen.
Vor allem, weil Montreal nicht irgendein Team ist.
Ganz klar. Es ist eines der historischen NHL-Teams. Ausserdem ist es eine kanadische Mannschaft, was für mich noch spezieller ist. Ich werde sogar weiter Französisch lernen können, auch wenn ich weiss, dass es ein anderes Französisch ist als in der Schweiz.
Haben Sie als Kind die «Habs» verfolgt?
Am Samstagabend gab es oft Spiele von Montreal im Fernsehen. Weil Carey Price ihr Goalie war, habe ich immer zugesehen. Er war der Torwart, dem jeder nacheifern wollte. Technisch gesehen gab es niemanden, der besser war, als er. Ich bin aus Ontario, zwei Stunden von Montreal entfernt. So muss ich meine Freunde überzeugen, ein neues Team zu unterstützen. Aber ich glaube daran (lacht).
Beim Betrachten des Montreal-Kaders wird klar: Das ist eine echte Chance, oder?
Ich bin derjenige im Team mit der geringsten Nordamerika-Erfahrung. Ich weiss also, dass es für mich als Neuer aus Europa eine grosse Herausforderung ist – ich werde der Aussenseiter sein. Mir wird nichts geschenkt werden, aber das war in meiner Karriere schon immer so.
Gab es in den Gesprächen keine Garantien seitens des Vereins?
Wir haben darüber diskutiert. Wenn es keine grosse Überraschung gibt, werde ich die Saison wahrscheinlich in Laval beginnen, im Farmteam. Garantien sind sowieso sinnlos. Hätte man mir gesagt, dass ich bei den Kanadiern Stammspieler sei und ich dann schlecht spielte, hätte man mich dann aufgrund von Versprechungen weiterbeschäftigt? Wahrscheinlich nicht. Umgekehrt heisst das, dass bei einem Start in Laval nichts verbaut ist. Mit dieser Einstellung gehe ich dorthin.
Und Laval ist nicht der schlechteste Ort.
Nein, denn das AHL-Team ist ganz in der Nähe von Montreal beheimatet. Das ist nicht überall der Fall und daher ist es eine perfekte Situation. Auch für meine Frau ist es ideal. Ihre Familie befindet sich in Ottawa.
Wenn man sich Ihre Karriere ansieht, war Geduld nie ein Problem, oder?
Das kann man so sagen (lacht). Aber ich hatte immer einen Traum, der grösser war als das, was ich bereits hatte. Bei den Ticino Rockets wollte ich in einem grösseren Verein spielen. In Langenthal wollte ich in die National League, sogar als zweiter Goalie. Als ich dann in Fribourg ankam, tat ich alles, um Stammtorhüter zu werden. Ich bin ein Jahr nach dem anderen aufgestiegen. Auch deshalb freue ich mich heute über diese Chance. Während meiner gesamten Karriere habe ich darauf geachtet, mich nicht einzuschränken.
Denken Sie, dass Ihr Transfer die Leute überrascht?
(Denkt kurz nach) Ich denke schon, ja. Ich fühle mich nicht alt, aber mit 27 Jahren seinen ersten Vertrag in der NHL zu unterschreiben, ist nicht alltäglich. Im Gegensatz zu meinen Mitspielern Theo Rochette oder Andrea Glauser gab es nicht das geringste Gerücht um mich. Das ist eine gute Sache. Dadurch konnte ich etwas ruhiger sein.
Wie hat man in Lausanne reagiert?
Sie haben es natürlich verstanden. Ich habe Glück, denn Lausanne hat einen genialen Staff. Ich verstehe, dass es für sie kompliziert ist, zu dieser Jahreszeit einen Ersatz zu finden, aber trotzdem haben mir alle gesagt, wie sehr sie sich für mich freuen. Ich bin ihnen wirklich dankbar.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |