Was die Playoffs besonders interessant macht: Wenn es hart auf hart geht, trennt sich die Spreu vom Weizen. Die verwegenen Typen, die den Gegner erschüttern können und die Zügel in die Hand nehmen, werden dabei besonders wichtig.
Von Leadern mit unbändigem Willen und enormer Wucht wie dem Italo-Kanadier Gaetano Orlando, der 1997 Bern und 1999 Lugano zum Meistertitel führte, träumen die Sportchefs noch heute. Doch woher nehmen und nicht stehlen? Leute mit solchen Eigenschaften spielen für gewöhnlich in der NHL, der besten Liga der Welt.
Dort spielten auch die beiden Stürmer, die aktuell den Puls in den Playoffs hochschnellen lassen: ZSC-Goalgetter Derek Grant (33) und Lausanne-Leitwolf Michael Raffl (35).
Mindestens blaue Flecken bleiben zurück
Beide hielten während Jahren in der NHL ihre Knochen hin, ohne dabei zu den Topverdienern zu zählen. Raffl verdiente in seinen besten Jahren 2,35 Millionen Dollar pro Saison, während Grant in seiner letzten NHL-Saison 2022/23 seinen persönlichen Bestwert von 1,75 Mio. erreichte.
Wer sich so lange in der besten Liga halten kann, weiss nicht nur, wie man den Stock hält und Schlittschuh fährt, sondern muss auch physisch bereit sein. In diesem Bereich hat sich vor allem Raffl in den Playoffs als Mann hervorgetan, der austeilt und die Gegner mindestens mit blauen Flecken zermürbt. Der Check am Donnerstag gegen ZSC-Verteidiger Mikko Lehtonen vor dem 1:1 machte nicht nur dem Finnen sehr zu schaffen, sondern warf das ganze Zürcher Team aus der Bahn.
Dass Raffl gleich zweimal traf, machte den Abend in der wunderbaren Ambiance in Lausanne für den Österreicher noch süsser. Der Routinier erwischte auch noch Rudolfs Balcers mit einer haarigen Charge, die ihm zwei Strafminuten einbrachte, muss aber auch einstecken. Im MySports-Interview sagt er: «No hard feelings.» Nicht böse gemeint. Dass allerdings die Zürcher nicht nachtragend sein werden, ist zu bezweifeln. Ob es für die Lions ratsam ist, sich auf das Spiel der Lausanner einzulassen und selbst in Sachen Härte ein Brikett nachzulegen, ist eine andere Frage.
Manchmal ist es mindestens so wichtig, dass man einstecken kann und sich auf sein eigenes Spiel konzentriert. In diesem Bereich gab Grant, der in Zürich nach Jahren in der Knochenmühle NHL die technischen Seiten des Spiels wiederentdeckt hat, im Halbfinal gegen Zug ein Müsterchen ab. Er behielt die Nerven, als Jan Kovar sein Gesicht knetete. Der EVZ-Captain landete darauf in der Kühlbox und die Lions stellten mit einem Powerplay den Finaleinzug sicher.
Mit neun Treffern ist Grant vor Raffl (6) der beste Torschütze der Playoffs. Und man hat den Eindruck, dass jener NHL-Saurier, der dem Final in den verbleibenden Spielen den Stempel aufdrücken kann, am Schluss auch den Pokal in den Händen tragen wird.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
6 | EV Zug | 21 | 14 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 21 | -4 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |