Fall Genazzi und der Menschenhandel
Lausanne bringt die Liga in Aufruhr

Lausanne-Boss Petr Svoboda und sein Sportchef und Trainer John Fust sorgen mit ihrem Gebaren für Unruhe bei den anderen NL-Klubs. Und was ist mit den Rechten der Spieler?
Publiziert: 12.10.2021 um 16:33 Uhr
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Lausanne-Verteidiger Joël Genazzi wurde zuletzt von …
Foto: Marc Schumacher/freshfocus
Stephan Roth

Immer wieder bietet Lausanne Spieler zum Tausch an. Zuletzt auf dem Basar: Joël Genazzi. Erst setzte Trainer und Sportchef John Fust den Nationalspieler nur noch als siebten Verteidiger ein. Dann gar nicht mehr. Der Anlass war ein Eklat während der zweiten Pause des Spiels gegen die ZSC Lions vor eineinhalb Wochen.

Fust sprach also mit seinen Sportchef-Kollegen und fragte sinngemäss: «Bist du an Genazzi interessiert? Und welchen Spieler würdest du mir dafür geben?»

Die erste Frage ist relativ einfach zu beantworten: «Ja», «Nein» oder «Kommt auf die Bedingungen an». Und die zweite? Da wird es schon heikel. Denn wenn der angesprochene Sportchef Namen nennt, bringt er sich in Teufels Küche. Es würde nicht lange dauern, bis diese Spieler über ihre Agenten davon erfahren würden. Und ob sie Freude daran hätten, dass sie ihr Sportchef einem anderen Klub als Tauschobjekt anbietet, darf stark bezweifelt werden.

NL-Sportchefs spielen gerne NHL

Die Sportchefs in der Schweiz spielen gerne NHL. Doch bei uns ist ein Spielertausch weit schwieriger über die Bühne zu bringen. Da reicht es im Gegensatz zur NHL, wo die Spieler, nur bei einer entsprechenden Klausel ein Mitspracherecht haben, nicht, wenn sich die zwei Klubs einig werden. Und so wie sich Svoboda und Fust in den letzten eineinhalb Jahren benommen haben, wird sich mancher Spieler denken: Lausanne? Nein, danke.

Und im Gegensatz zur NHL sind auch die Spielerlöhne bei uns nicht öffentlich. Doch in den Gesprächen über einen möglichen Deal werden auch schnell einmal diese vertraulichen Vertragsdetails ausgeplaudert.

Bleibt Genazzi doch noch in Lausanne?

Den Anfang des Menschenhandels in der Hockey-Schweiz machten Servette und Gottéron 2014, als Jérémie Kamerzin und John Fritsche kurz vor Transferschluss für Romain Loeffel nach Fribourg geschickt wurden. Ohne Rücksprache wurden Tatsachen geschaffen. Die Spieler hätten sich zwar weigern können. Doch dann hätten sie gar nicht mehr spielen können, weil ihre Lizenzen bereits transferiert worden waren.

Die wichtigsten Spieler-Tauschgeschäfte der National League

2008: Damien Brunner zu Zug, Thomas Walser zu Kloten.

2013: Dan Fritsche zu den ZSC Lions, Marco Maurer zu Lugano.

2014: Dominik Schlumpf zu Zug, Alessio Bertaggia und Calle Andersson zu Lugano.

2014: Romain Loeffel zu Servette, Jérémie Kamerzin und John Fritsche zu Fribourg.

2014: Marc Reichert zu Bern, Alexei Dostoinov zu Ambri.

2014: Mikko Lehtonen zu Lugano, Glen Metropolit zu Bern

2019: Lorenz Kienzle zu Davos, Julian Payr zu Ambri.

2020: Floran Douay und Guillaume Maillard zu Lausanne, Tyler Moy zu Servette.

2020: Aurélien Marti zu Lausanne, Matteo Nodari zu Lugano.

2020: Joël Vermin zu Servette, Tim Bozon und Petr Cajka zu Lausanne.

2020: Noah Schneeberger zu Lausanne, Mauro Jörg zu Fribourg.

2021: Perttu Lindgren und Luca Hischier zu Biel, Valentin Nussbaumer und David Ullström.

2021: Mauro Dufner zu Fribourg, David Aebischer zu den SCRJ Lakers.

2021: Yannick Herren zu Lugano, Timo Haussener zu Fribourg

2008: Damien Brunner zu Zug, Thomas Walser zu Kloten.

2013: Dan Fritsche zu den ZSC Lions, Marco Maurer zu Lugano.

2014: Dominik Schlumpf zu Zug, Alessio Bertaggia und Calle Andersson zu Lugano.

2014: Romain Loeffel zu Servette, Jérémie Kamerzin und John Fritsche zu Fribourg.

2014: Marc Reichert zu Bern, Alexei Dostoinov zu Ambri.

2014: Mikko Lehtonen zu Lugano, Glen Metropolit zu Bern

2019: Lorenz Kienzle zu Davos, Julian Payr zu Ambri.

2020: Floran Douay und Guillaume Maillard zu Lausanne, Tyler Moy zu Servette.

2020: Aurélien Marti zu Lausanne, Matteo Nodari zu Lugano.

2020: Joël Vermin zu Servette, Tim Bozon und Petr Cajka zu Lausanne.

2020: Noah Schneeberger zu Lausanne, Mauro Jörg zu Fribourg.

2021: Perttu Lindgren und Luca Hischier zu Biel, Valentin Nussbaumer und David Ullström.

2021: Mauro Dufner zu Fribourg, David Aebischer zu den SCRJ Lakers.

2021: Yannick Herren zu Lugano, Timo Haussener zu Fribourg

Und was passiert nun mit Genazzi? Beim SCB, wo man an ihm interessiert war, hörte man nichts mehr von Fust. Vielleicht liegt es auch daran, dass Lausanne Genazzi nun eine Offerte zur Verlängerung seines im Frühling auslaufenden Vertrages gemacht haben soll. Das sollte sich der 33-Jährige gut überlegen.


National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
19
19
40
2
HC Davos
HC Davos
21
21
40
3
Lausanne HC
Lausanne HC
21
8
40
4
SC Bern
SC Bern
22
15
36
5
EV Zug
EV Zug
22
18
36
6
EHC Kloten
EHC Kloten
21
2
33
7
EHC Biel
EHC Biel
21
0
32
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
22
-8
31
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
21
-9
27
10
SCL Tigers
SCL Tigers
19
-3
25
11
HC Lugano
HC Lugano
19
-13
25
12
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
19
-12
24
13
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
17
-3
22
14
HC Ajoie
HC Ajoie
20
-35
15
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