Dinos Check
Schiedsrichter pfeift, Kragen platzt

Ein Marlboro-Mann aus dem Kanton Uri. Eine Strafe, die man nicht pfeifen muss – und Flaschen, die nicht geworfen werden sollten.
Publiziert: 11.04.2022 um 10:13 Uhr
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Aktualisiert: 11.04.2022 um 11:09 Uhr
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Kanns kaum fassen: Zgraggen muss kurz vor Schluss in die Kühlbox.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus
Dino Kessler

Jesse Zgraggen ist ein verwegener Typ. Wehende Mähne, robustes Auftreten. Und dann dieser Name. Ein Marlboro-Mann, geboren in Kanada und mit Vorfahren aus dem Kanton Uri, ein Mix wie Blitz und Donner.

Der Marlboro-Mann kann es kaum fassen, dass ihm am Sonntag zwei Minuten vor Schluss beim Stand von 1:1 eine Strafe wegen Stockschlags aufgebrummt wird. Er hat nach dem Pfiff des Schiedsrichters mit einer Hand am Stock bei EVZ-Goalie Genoni nachgestochert. Eher nonchalant als bösartig, nichts passiert. Sowas kommt immer wieder vor, obwohl noch nie in der Geschichte des Eishockeys ein Tor erzielt wurde, nachdem das Spiel unterbrochen war.

Gib dem Schiedsrichter keine Chance

Die Regelauslegung ist klar, die Strafe deshalb erklärbar. Nur: Diese Regel wird nicht permanent durchgesetzt. Der Schiedsrichter hätte es gut und gerne bei einer Ermahnung für Zgraggen bewenden lassen können, es hätte sich wohl kein Zuger bei den Schiedsrichtern beschwert. Das war eine Strafe, die man möglicherweise zu Beginn einer Saison mal pfeift, wenn eine neue Regel in Kraft tritt und die Schiedsrichter den Tarif durchgeben wollen. Aber in einer Playoff-Partie beim Stand von 1:1 kurz vor Schluss? Lasst die Spieler die Spiele entscheiden, heisst es zwischendurch. Es heisst aber auch: Gib dem Schiedsrichter keine Chance, den Arm zu heben.

Ein Pfiff, der in der ganzen Schweiz zu hören ist

Weil es danach zu einem Gegentor kommt (ein Spieler hat das Spiel entschieden), platzt HCD-Trainer Wohlwend der Kragen. Verständlich. Muss er aber gleich mit Flaschen werfen? Ist das übertrieben? Ja wollen wir nun Emotionen sehen oder wollen wir das nicht? Und wenn er schon mit Flaschen wirft, dann schon gleich mit allen, die er in die Hände bekommt. Was ist denn schon dabei? Verletzt wurde dabei keiner, und wenn das Eishockey Aufmerksamkeit bekommt, obwohl keiner verletzt wurde, ist das doch schon mal was.

Der Punkt ist aber der: Mit seiner Vorstellung machte Wohlwend den Schiedsrichtern ein Geschenk. Nun wird nicht über einen Pfiff debattiert, der in der ganzen Schweiz zu hören war, sondern über Wohlwend, der mit Flaschen warf.


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