Der neue Mann an der ZSC-Bande
Marco Bayer wurde als Nothelfer schon einmal Meister

Er hat als Spieler und als Trainer schon viel gesehen und auch erreicht. Und trotzdem flog der neue ZSC-Headcoach Marco Bayer bislang unter dem Radar.
Publiziert: 02.01.2025 um 17:20 Uhr
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Aktualisiert: 02.01.2025 um 18:07 Uhr
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Marco Bayer (r.) an der Vorsaison-Medienkonferenz der ZSC-Organisation im vergangenen August zusammen mit seinem abgetretenen Vorgänger Marc Crawford (l.) und CEO Peter Zahner.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus

Auf einen Blick

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Marcel AllemannReporter Eishockey

Seit mittlerweile 35 Jahren ist Marco Bayer im Profigeschäft mit dabei. In dieser Zeit war er ein Wandervogel, hat elf Vereine und daneben auch noch den Verband als Arbeitgeber kennengelernt. Vormachen kann dem 52-jährigen Zürcher eigentlich niemand mehr etwas, und trotzdem tritt er erst jetzt erstmals ins ganz grosse Rampenlicht.

Als Spieler war Bayer einer der talentiertesten Verteidiger seiner Generation. Er begann beim EHC Dübendorf, wechselte aber schon als 16-Jähriger zum HC Davos, damals in der NLB. Weiter ging seine Reise in Chur, mit den Bündnern stieg er 1991 in die NLA auf, dadurch nahm seine Karriere so richtig Fahrt auf. 1992 begann sein erstes Engagement beim ZSC, zwei Jahre später zog er zu Kantonsrivale Kloten weiter, wo Bayer seine erfolgreichste Phase als Spieler erlebte.

Zusammen mit Lars Leuenberger Meister

Mit Kloten wurde Bayer 1995 und 1996 Meister und zum Nati-Verteidiger. Er bestritt 31 Länderspiele und zwei WM-Turniere (Abstieg 1995 in Schweden, verpasster Wiederaufstieg ein Jahr später in Holland). Anschliessend war seine Spielerkarriere in der Nati mit 23 bereits vorbei, ging aber auf Klubebene noch 13 Jahre weiter. Nach seinem Abschied aus Kloten spielte der Bruder des langjährigen Rappi-Goalies Claudio Bayer (49) für Zug, nochmals Davos, Ambri, Rappi und Langnau.

2009 beendete Bayer seine Spielerkarriere und machte sogleich seine ersten Erfahrungen im Coaching. Zunächst als Assistenztrainer von Christian Weber in Langnau und Rapperswil-Jona, ehe die beiden am Obersee 2011 gefeuert wurden. Bayer zog sich in der Folge in den Nachwuchsbereich zurück, wo er vier Jahre für Kloten arbeitete und später nach Bern weiterzog. Dort schlug seine erste grosse Stunde als Coach. Als der Kanadier Guy Boucher während der Saison gehen musste und Lars Leuenberger übernahm, wurde Bayer sein Assistent. Fünf Monate später hielten die beiden Nothelfer den Meisterpokal in den Händen.

Das Vertrags-Intermezzo mit DiDomenco

Es ist fast schon ein schicksalshafter Zufall, dass nun sowohl Leuenberger (bei Fribourg) als auch Bayer innerhalb von acht Tagen einen Headcoach-Job als Feuerwehrleute in der National League bekommen haben und am Freitag sogleich aufeinandertreffen. Leuenberger als frisch gebackener Spengler-Cup-Sieger, Bayer als Nachfolger von Marc Crawford bei seiner Premiere als Headcoach.

2017 kehrte Bayer als Assistenztrainer von Heinz Ehlers zu Langnau zurück, ein Jahr später wurde er bei den Tigers zum Sportchef. Diesen Job machte der Zürcher zwei Jahre, er endete nach einem Disput um Publikumsliebling Chris DiDomenico. Bayer erklärte damals öffentlich, dieser müsse sich für einen neuen Vertrag aufdrängen, bevor er einen bekomme. Worauf der launische Kanadier bei Fribourg unterschrieb und die Volksseele kochte.

Sensationeller Erfolg mit den GCK Lions

Bayer kehrte nach diesem Intermezzo in den Trainerberuf zurück, drei Jahre war er Headcoach der U20-Nati, ehe er sich 2023 der ZSC-Organisation anschloss und Farmteam GCK Lions übernahm. Mit diesen feierte er letzte Saison einen grossen Erfolg, als er die Junglöwen überraschend bis in den Playoff-Final der Swiss League führte. Bayer hat mehrfach bewiesen, dass er stark darin ist, mit jungen Spielern zu arbeiten und sie weiterzuentwickeln, nun steht seine Bewährungsprobe als Chef an der Bande auf oberster Stufe bevor.

Eigentlich ist das höchste Zeit, verdient hat er sich das längst. Denn Bayer hat schon so viele Facetten des Hockeysports gesehen und auch einen ordentlichen Erfolgsausweis. Trotzdem ist er über all die Jahre unter dem Radar geflogen, die Schweizer Trainer, denen der grosse Fokus in der Liga gehörte, waren Arno Del Curto, Kevin Schläpfer, Luca Cereda, Christian Wohlwend, Thierry Paterlini oder eben auch Lars Leuenberger. Doch nun ist auch Marco Bayer am Zug.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
33
18
64
2
ZSC Lions
ZSC Lions
30
32
61
3
SC Bern
SC Bern
34
19
61
4
HC Davos
HC Davos
35
18
58
5
EHC Kloten
EHC Kloten
35
-6
57
6
EV Zug
EV Zug
33
20
52
7
SCL Tigers
SCL Tigers
33
7
51
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
35
-11
47
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
33
-9
45
10
EHC Biel
EHC Biel
33
-4
43
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
31
-2
42
12
HC Lugano
HC Lugano
32
-17
42
13
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
33
-22
41
14
HC Ajoie
HC Ajoie
32
-43
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