Menschliches Drama beim ZSC
Angeschlagener Crawford verabschiedete sich per Videocall

Es ist der Knall ohne Ansage. Meistertrainer Marc Crawford hat sein Amt aus mentalen Gründen niedergelegt. So kam es bei den ZSC Lions zum menschlichen Drama.
Publiziert: 30.12.2024 um 17:44 Uhr
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Aktualisiert: 30.12.2024 um 19:37 Uhr
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Marc Crawford hat sein Amt aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Marc Crawford tritt aus mentalen Gründen als Trainer der ZSC Lions zurück
  • Er weilt in Kanada und verabschiedete sich per Videocall vom Team
  • Der 63-Jährige führte die ZSC Lions zu zwei Meistertiteln
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Marc Crawford ist eine der grössten Persönlichkeiten, die je in der Schweiz ein Eishockeyteam trainiert hat. Ein raumfüllender Charismatiker, dem man gerne zuhört und einerseits über eine sehr liebevolle, herzliche Art und einen feinen Humor verfügt, aber zugleich in Sachfragen und mit dem Team auch unerbittlich, hart und zuweilen gar cholerisch sein kann. Dass er nun aus mentalen Gründen abtritt, zeigt, dass psychische Probleme jeden – auch die nach Aussen am stärksten und gefestigsten wirkenden Menschen – treffen können.

Sein Rücktritt unter diesen Voraussetzungen macht die ganze Hockey-Schweiz betroffen. Bei den ZSC Lions wusste man, dass er zuletzt mit einigen persönlichen Herausforderungen zu kämpfen hatte, wie ernst es aber effektiv ist, wurde Sportchef Sven Leuenberger erst am 23. Dezember bewusst, als ihm Crawford die Fakten auf den Tisch legte.

Der Kanadier verreiste anschliessend über Weihnachten nach Vancouver zu seiner Familie und man vereinbarte für den 26. Dezember ein neuerliches Gespräch. In diesem erklärte der 63-Jährige dann, dass er sich nicht mehr in der Lage fühlt, 100 Prozent zu geben und er deshalb sein Amt niederlegen möchte.

«Die Stimmung war sehr bedrückt»

Wie gut oder schlecht es Crawford gesundheitlich geht, darauf wollen die ZSC Lions nicht eingehen. Auch nicht darauf, um welche Art einer mentalen Erkrankung es sich handelt. «Das ist der Wunsch von Marc, wir bitten dies zu respektieren. Es geht hier um seine Privatsphäre», sagt Sportchef Sven Leuenberger zu Blick.

Am Montagmittag wurde das Team informiert und Crawford per Videocall zugeschaltet, der zu den Spielern sprach, sich erklärte und verabschiedete. «Die Stimmung war sehr bedrückt», so Leuenberger, «aber Marc hat die Jungs auch dazu animiert, nach vorne zu schauen. Sie seien stark genug, auch ohne ihn ihre Ziele zu erreichen.»

Die logische Nachfolger-Lösung

Crawfords Rücktritt und sein menschliches Schicksal erschüttert die ZSC Lions zwar, aber die Organisation ist vor allem auch dank ihm derart gefestigt, dass sie diesen Schock verdauen kann und das Fundament nicht komplett zusammenfällt. Crawford ist als Persönlichkeit und mit allen Wassern gewaschener Chef nicht zu ersetzen, schon gar nicht mitten in der Saison.

Aber Marco Bayer von den GCK Lions als Headcoach zusammen mit Crawfords bisherigen Assistenten Rob Cookson und Fabio Schwarz einzusetzen, ist ein logischer Schritt, um beim aktuellen Meister und Tabellenführer möglichst rasch wieder in eine Normalität zu finden und jetzt nicht alles auf den Kopf stellen zu müssen.

Die drei im Verbund mit Sportchef Leuenberger wissen haargenau, was die ZSC Lions erfolgreich gemacht hat und was zu tun ist, damit dies so bleibt. Voraussetzung dafür: Alle müssen näher zusammenrücken und die nicht ganz einfach zu führende und ab und an zu Genügsamkeit neigende Mannschaft muss vollumfänglich mitziehen. Der charismatische Kapitän, der die ZSC Lions zu zwei Meistertiteln geführt und zuvor auch den Stanley Cup gewonnen hat, ist von Bord gegangen. Jetzt ist die Besatzung gefordert, damit das Schiff auf Kurs bleibt und nicht untergeht.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
33
17
64
2
ZSC Lions
ZSC Lions
29
34
61
3
SC Bern
SC Bern
32
21
58
4
HC Davos
HC Davos
33
24
58
5
EHC Kloten
EHC Kloten
34
-4
57
6
EV Zug
EV Zug
31
19
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
31
3
45
8
EHC Biel
EHC Biel
31
-1
42
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
32
-11
42
10
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
33
-14
42
11
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
32
-21
41
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
29
-1
39
13
HC Lugano
HC Lugano
31
-20
39
14
HC Ajoie
HC Ajoie
31
-46
26
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