Der Fall Aaltonen zieht weitere Kreise
Das ist ziemlich schnell eskaliert: Am Freitag auf der Fahrt nach Genf erfährt man beim EHC Kloten von der Dopingsperre gegen den finnischen Topskorer Miro Aaltonen (31), 24 Stunden später ist der Vertrag des Olympiasiegers schon aufgelöst.
Aaltonen hatte gestanden, «einen dummen Fehler gemacht und zu Unterhaltungszwecken eine Substanz konsumiert zu haben, die zwar nicht leistungssteigernd, aber im Sport verboten ist.» Das Geständnis verschafft Aaltonen ein paar Sympathiepunkte, könnte aber trotzdem dafür sorgen, dass seine Zeit in der Schweiz nicht nur für diese Saison abgelaufen ist, obwohl er für 2025/2026 einen Vertrag beim SCB unterzeichnet hat.
In Finnland sollen von der Doping-Schlagzeile nicht alle überrascht worden sein, heisst es aus seinem Heimatland. Partydrogen? Da wird dann schnell mal auch die Moralkeule hervorgeholt: Der Konsum dieser Stimulanzen gehört in vielen Gesellschaftsschichten fast schon zum guten Ton, aber bei Sportstars liegt die Messlatte ungleich höher. Da drängt sich dann die Frage auf: Ist Aaltonen für den SCB noch tragbar?
Der SCB hat noch andere Probleme
Der Aaltonen-Schock kommt für den SCB denkbar ungelegen. Nach einer Pleitenwoche mit Heimniederlagen gegen Ambri (2:4), Zug (1:5) und dem 1:2 nach Verlängerung im Zähringer-Derby findet sich der Top-6-Klub mitten in einer Krise wieder, für die man weiträumig nach Erklärungen sucht. Die Berner produzieren aktuell zu wenige Tore, leisten sich dafür aber teilweise spektakulär leichtfertige Puckverluste und einige Undiszipliniertheiten. Führt die Rotation auf den Ausländer-Posten zunehmend zu Irritationen in der Garderobe? Oder ist das nur eine Ergebniskrise, die man auf dem Weg zur nächsten Leistungssteigerung zwischendurch braucht? Im Kalender anstreichen: Am Mittwoch kommt Leader Lausanne in die PostFinance Arena.
Die Leichtigkeit des Seins
Lars Leuenberger (49) reitet mit Gottéron auf einer Erfolgswelle. Der SCB-Meistertrainer von 2016 hat die Mannschaft auf Krawall gebürstet und defensiv stabilisiert. Leuenbergers Einfluss in Zahlen: neun Spiele, sieben Siege, eine Niederlage nach Penaltyschiessen, eine nach Verlängerung. Ergibt 22 Punkte oder 2,444 Zähler im Schnitt. Und einen Pokal hat er auch schon gewonnen.
Trainerwechsel-Effekt?
Nach einer desaströsen Leistung im Champions-League-Halbfinal gegen die ZSC Lions (1:6 am Mittwoch) kapituliert die Mannschaft am Samstag auch beim 3:7 in Rapperswil. Nach der Entlassung von Jan Cadieux (am 28. Dezember) wurde nichts besser und die Disziplinlosigkeiten häufen sich, die Interimstrainer Yorick Treille (44) und Rikard Franzen (56) scheinen mit der Aufgabe überfordert.
Reagiert Servette nun mit dem Engagements des ehemaligen NHL-Trainers Gerard Gallant (61) auf die Zerfallserscheinungen, die sich in den letzten Spielen gezeigt hatten? Gallant wird den Old-School-NHL-Vertretern zugerechnet, knorrig, wortkarg, ein Mann mit kurzer Lunte und grosser Ausstrahlung. Während seiner NHL-Karriere arbeitete er für Columbus, Florida, Las Vegas und die New York Rangers. Bestes Ergebnis? Finalteilnahme mit Las Vegas im Frühling 2018.
Zufällige Statistik der Woche: Die Spieler mit den meisten Strafminuten
- Aurélien Marti (Lausanne) 72
- Filip Zadina (Davos) 62
- Daniele Grassi (Ambri) 61
- Manix Landry (Ambri) 54
- Daniel Vozenilek (Zug) 50
- Theodor Lennström (Genf) 47
- Jannik Fischer (Ajoie) 45
- Michael Fora (Davos) 45
- Chris DiDomenico (Ambri) 44
- Marc Marchon (SCB) 44
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 39 | 21 | 75 | |
2 | EV Zug | 40 | 32 | 71 | |
3 | ZSC Lions | 36 | 34 | 70 | |
4 | SC Bern | 40 | 16 | 68 | |
5 | HC Davos | 39 | 19 | 66 | |
6 | EHC Kloten | 41 | -9 | 65 | |
7 | HC Fribourg-Gottéron | 40 | -1 | 61 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 40 | -6 | 56 | |
9 | EHC Biel | 39 | -1 | 55 | |
10 | SCL Tigers | 40 | 0 | 54 | |
11 | Genève-Servette HC | 38 | -7 | 50 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 39 | -21 | 50 | |
13 | HC Lugano | 38 | -26 | 45 | |
14 | HC Ajoie | 39 | -51 | 36 |