Das Märchen von SCB-Sablatnig
Von Ikea ins Vorzimmer der Nati

Vor zweieinhalb Jahren war Yanick Sablatnig noch ein Amateur in der MyHockey League. Jetzt spielt das Energiebündel beim SC Bern derart stark, dass sich Nati-Coach Patrick Fischer mit ihm beschäftigt.
Publiziert: 14:33 Uhr
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Aktualisiert: 14:36 Uhr
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Yanick Sablatnig (links, gegen den inzwischen verletzten Laker Jacob Larsson) hat sich innerhalb von zweieinhalb Jahren von der MyHockey League in die National League hochgearbeitet.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

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Stephan RothStv. Eishockey-Chef

Auch Yanick Sablatnig (25) muss zugeben, dass sich seine Geschichte wie ein Märchen anhört. Eine Karriere als Eishockey-Profi war vor vier Jahren in weite Ferne gerückt, als der ehemalige Junior der SCRJ Lakers bei Chur und danach Basel in der MyHockey League landete, der höchsten Amateurliga, wo die Spieler mit 1000 bis 2000 Franken entschädigt werden. Davon kann keiner leben. Deshalb arbeitete Sablatnig bei Ikea.

Er schraubte keine Schränke zusammen, schleppte keine schweren Pakete herum, erklärte den Kunden nicht die Unterschiede zwischen den Bettgestellen «Malm» und «Gladstad» und sass auch nicht an der Kasse. «Ich arbeitete im Lager im Büro», erzählt der Mann aus Rapperswil-Jona SG, der eine Büro-Lehre gemacht hatte. «Ich war für die Spedition zuständig, stellte die Lieferscheine aus. Ich konnte mehr oder weniger dann kommen und gehen, wann ich wollte. Das war sehr fair für mich.»

Den Traum vom Hockey auf der grossen Bühne hatte er schon aufgegeben. Schliesslich ist die MyHockey League nur in ganz seltenen Fällen das Sprungbrett für die National League. «Mir war bewusst, dass die Arbeit Priorität hatte. Die Hoffnung hatte ich schon noch. Doch die Nati B war mein höchstes Ziel.» Dieses erreichte er 2022 mit Basel. Auch nach dem Aufstieg arbeitete er weiterhin mit einem 50-Prozent-Pensum im schwedischen Möbelhaus.

Zum Glück für ihn ist Basel das Partnerteam des SCB. So beobachtete der inzwischen geschasste SCB-Sportchef Andrew Ebbett seine Spiele genau – und fand Gefallen an ihm. Im letzten Dezember konnte der Stürmer mit dem NL-Team mittrainieren und wurde dann Anfang Jahr eingesetzt. Der Stürmer, dessen Mutter aus Kuba stammt, machte seine Sache so gut, dass er nie mehr nach Basel zurückkehrte und sich einen Platz im Team erkämpfte.

«Bei Jussi geht alles über Leistung»

Trainer Jussi Tapola war ein Glücksfall für Sablatnig. «Er sucht neue Spieler. Als ich nach Bern kam, kannte er mein ganzes Profil schon ganz genau.» Während der Spätzünder in den tieferen Ligen eine offensive Rolle hatte und letzte Saison in Basel 14 Tore schoss, kam er beim SCB als Energiespieler in der vierten Linie zum Zug.

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Unter Tapola wurde die Leistungskultur beim SCB merklich verbessert und der Konkurrenzkampf mit jungen, hunrigen Spielern angeheizt. «Bei Jussi geht alles über Leistung», sagt Sablatnig, der zu Beginn der Saison noch wenig oder gar keine Eiszeit erhalten hatte. «Es gibt auch andere, die spielen wollen.» Mit Ronalds Kenins (33, ex Lausanne) kommt ein weiterer Flügel dazu. Der lettische Nationalstürmer mit Schweizer Lizenz hat einen Tryout-Vertrag bis zum 22. Dezember unterschrieben.

Mit seiner energiegeladenen und furchtlosen Spielweise überzeugte Sablatnig nicht nur den finnischen SCB-Trainer, sondern zog auch die Aufmerksamkeit von Patrick Fischer auf sich, der ihn dann zum Prospect Camp im Juli berief. Der Nati-Coach war auch vor Ort, als der laufstarke Flügel zuletzt zwei Tore gegen die ZSC Lions erzielte und sprach danach mit ihm. Ein Aufgebot dürfte eine Frage der Zeit sein. «Die Nati sollte ein Ziel sein. Ob es dann klappt, liegt beim Trainer», sagt Sablatnig. Fischer sagte gegenüber SRF: «Auf dem Weg zum Profi gilt es manchmal Umwege zu gehen, schwierige Momente zu bewältigen. Er hat in Basel und Bern seine Chance bekommen und sie genutzt – das spricht für ihn. Nur die Chance zu bekommen, bedeutet nichts. Man muss etwas daraus machen und das hat er getan.»

Sablatnig bezahlt den Preis mit blauen Flecken

War Sablatnigs Talent früher verkannt worden? «Ich weiss nicht. Ich habe einfach nie eine Chance bekommen», antwortet «Sabla», wie ihn Tapola nennt. «Doch ich würde auch behaupten: Wenn ich sie mit 18, 19 Jahren bekommen hätte, wäre ich noch nicht so weit gewesen. Auch im Kopf nicht. Die Reife fehlte mir noch. Ich wusste noch nicht, dass man auch gut spielen kann, wenn man kein Tor schiesst.»

Fünf Treffer hat er diese Saison schon auf dem Konto. Dazu spielt er viel physischer, als man es von einem Spieler mit einer Grösse von nur 1,73 Meter erwarten würde. «Das ist etwas, was die Trainer an mir schätzen, aber auch permanent von mir erwarten. Dass ich den Gegnern auf den Sack gehe und mich nicht einschüchtern lasse.» Das mache ihm auch Spass. «Es ist aber auch mit vielen Schmerzen verbunden. Das ist der Preis, den man bezahlt.»

Für seine Einstellung wurde er bezeichnenderweise am 1. Mai, dem Tag der Arbeit belohnt, als der SCB verkündete, dass Sablatnig seinen ersten NL-Vertrag unterzeichnet habe.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
20
12
40
2
ZSC Lions
ZSC Lions
18
20
39
3
HC Davos
HC Davos
19
21
38
4
SC Bern
SC Bern
20
15
33
5
EHC Biel
EHC Biel
19
4
32
6
EV Zug
EV Zug
19
11
29
7
EHC Kloten
EHC Kloten
19
-2
28
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
19
-8
26
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
18
-10
24
10
HC Lugano
HC Lugano
17
-13
22
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
19
-11
22
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
16
-2
21
13
SCL Tigers
SCL Tigers
17
-3
21
14
HC Ajoie
HC Ajoie
18
-34
12
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