Mit beschwingtem Schritt erscheint der 44-Jährige mit dem ergrauten Bart zum Gespräch im Café de l'Ange in der Fribourger Unterstadt. Christian Dubé trägt Jeanshemd, olivgrünen Mantel, graue Hose, sportliche Schuhe und eine neckische Schiebermütze. Darauf angesprochen, dass er auch an der Bande zuweilen den üblichen Dresscode sprengt, sagt der Québécois: «Ich bin ein bunter Typ.»
Sein Flair für extravagante Outfits habe er von seiner Mutter Lorraine geerbt. Er weiss sehr wohl, dass hinter vorgehaltener Hand über seine schillernde Garderobe gelästert wird. Dafür hat er nur ein Lächeln übrig. Dubé will Dubé sein, sich so geben, wie er sich wohlfühlt. Auch als Coach sei es ihm wichtig, sich nicht zu verstellen. Die Spieler hätten ein gutes Sensorium dafür, ob einer eine Show abzieht.
Als er vor zwei Jahren nach der French-Entlassung als Coach loslegte, holte er zunächst den ehemaligen Nati- und Meister-Coach Simpson als Berater an Bord, von dem er enorm viel gelernt habe. «Sean dachte sich wohl manchmal: Was machen die denn?»
Doch bald zeigte sich, dass Dubé ein gutes Gespür hat, wie man Spielern umgehen muss, wann es einen Arm um die Schulter und wann es einen Tritt in den Hintern braucht. Sein Team steht nicht nur souverän an der Spitze der Tabelle, sondern viele Spieler zeigen unter ihm das beste Hockey ihrer Karriere: So wurden Walser, Jörg, Mottet oder Sutter (wieder) ein Thema für die Nati. Und der explosive DiDomenico schafft es meist, seine Emotionen im Griff zu halten.
«Auf dem Eis war er extrem ehrgeizig, daneben aber sehr umgänglich», erinnert sich Nati-Direktor Lars Weibel, der 1999 in dessen ersten Saison in Lugano mit Dubé spielte. In der Kabine sei er stets für Spässe gut gewesen, so Dubé. An der Bande hingegen ist er unter Strom. Ohne Kaugummi würden seine Zähne Schaden nehmen, sagt er.
Er achtet auf den Charakter der Spieler
Als «doppelter Dubé», als Sportchef und Trainer, hat er geschafft, was man in Fribourg zuletzt selten sah. Er hat die Macht der Spieler, die manchem Trainer zum Verhängnis geworden war, gestutzt.
Bei der Auswahl der Spieler achte er auf deren Charakter. Doch auch er habe sich schon getäuscht. Dubé weiss, dass Spieler bei Transfer-Gesprächen meist das sagen, was man hören will. «Keiner wird dir sagen: Ich will wegen des Geldes nach Fribourg.» So wie 1999, als Dubé in die Schweiz kam? Damals sagte er: «Ich war mit meiner Freundin Julie für ein paar Tage in Zürich und Lugano. Ihr gefiel es im Tessin auf Anhieb besser.» Auch 22 Jahre später betont Dubé: «Das Angebot der beiden Klubs war gleich gut.»
Sein Entscheid sorgte damals für Wirbel. Dubé verfügte über eine Schweizer Lizenz, weil er als Junior bei Sierre und Martigny spielte, als sein Vater Normand dort engagiert war. Und er war heiss begehrt, als er es satthatte, in der AHL statt in der NHL bei den New York Rangers zu spielen.
In Zürich gab es dann erstaunte Blicke, als Dubé mit einem Auto des HC Lugano zu einem Barbecue bei Lions-Trainer Kent Ruhnke aufkreuzte, bevor er bei den Tessinern unterschrieb. Das war dann bald wieder vergessen, als der ZSC Dubé in den Finals 2000 und 2001 bezwang.
Auf Julie zu hören, kann aber nicht so falsch gewesen sein. Das Paar ist seit 20 Jahren verheiratet und hat zwei Söhne: Liam (14), der Hockeyprofi werden will, und Sky (11), die beide bei den Gottéron-Junioren spielen.
Die Sehnsucht nach dem Titel ist riesig
Mit dem Titel klappte es für Dubé erst 2004. Mit Bern – unter Ruhnke. Und jetzt auch mit Fribourg? Mit einem Klub, bei dem Spieler von Berner Journalisten mit Witzen wie diesem aufgezogen werden: «Was ist der Unterschied zwischen einem Schreiner und Gottéron? Ein Schreiner kann Meister werden.»
Die Sehnsucht nach dem ersten Titel ist in Fribourg riesig. Doch Dubé sagt: «Wir sind noch nicht so weit.» Er verweist darauf, dass sein Kader nicht so tief sei wie bei anderen oder dass Fribourg nur das siebtgrösste Budget habe, was man schon von manchem Klub gehört hat und nicht jeder glauben muss.
Im beschaulichen Fribourg kennt man sich, läuft sich stets über den Weg. Diese Nähe und Verbundenheit gepaart mit der Emotionalität der Fans sorgt auch dafür, dass zwar das Wetter, aber nie die Stimmung im Graubereich ist. Wohl auch deshalb bemüht sich Dubé, die Euphorie beim Leader im Zaum zu halten. Abgerechnet wird in den Playoffs. Nirgends weiss man das besser.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | HC Davos | 29 | 31 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 28 | 2 | 50 | |
4 | SC Bern | 28 | 18 | 49 | |
5 | EHC Kloten | 29 | -5 | 47 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
8 | HC Ambri-Piotta | 28 | -11 | 39 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | SCL Tigers | 27 | 1 | 38 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | HC Lugano | 27 | -22 | 33 | |
13 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 29 | -20 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |