Die Geschichte ist verrückt und passt so gar nicht in eine Zeit, in der laufend alles professionalisiert wird: Die Tigers verzichten 2014 auf einen Sportchef. Verwaltungsrat Karl Brügger und Christoph Bärtschi – er ist fürs Ticketing und den Spielbetrieb zuständig – kümmern sich um die Ausländersuche, gehen die Skorerlisten durch. «Wir hatten keine Ahnung», gesteht Brügger. Doch ein Stürmer bei Asiago sticht heraus: Chris DiDomenico.
Wenige Tage später stösst der Italo-Kanadier zu den Tigers. Die Ablösesumme? Sie wird zwischen zwei befreundeten Firmen in Form von Baumaterial bezahlt! DiDo wird zum Aufstiegshelden und Publikumsliebling, polarisiert bis heute wie kaum ein anderer. Unvergessen, wie der damalige Lugano-Back Lorenz Kienzle den Stürmer nach einer seiner vielen Flugeinlagen als «Fucking Pussy» und «Fucking Ladyboy» beschimpfte.
«Gott gibt mir Kraft»
DiDo selbst sagt: «Ich würde es hassen, gegen mich spielen zu müssen. Ich ertrage es nicht, zu verlieren.» Ein Hitzkopf war der heute 32-Jährige schon als Kind. Haufenweise zertrümmerte er die Stöcke, bis sein Vater, ein Italiener, ihn ermahnte und meinte, er müsse sie künftig selbst bezahlen.
Brügger ist mit DiDo befreundet. Er sagt: «Er ist neben dem Eis ganz anders, wie der nette Junge von nebenan.» DiDo ist gläubig, liess sich Friedenstauben, einen Engel und die Himmelspforte tätowieren. Dazu Lebensweisheiten von Mutter Teresa. Der Stürmer sagt: «Gott gibt mir Kraft. Ich bete jeden Abend.»
SCB hat Langnau überboten
Zweimal verlässt er die Tigers. 2017 mitten im Abstiegskampf. Lange träumte DiDo vergeblich von der NHL. Bis 2017 Ottawa anklopft. Als Langnau seinen Stürmer erst nach dem Ligaerhalt ziehen lassen will, bricht DiDo in Tränen aus. «Er sagte, wir würden ihm seine Karriere kaputtmachen. Er könne sich nicht mehr vorstellen, für die Tigers aufzulaufen», so Präsi Peter Jakob.
Langnau gibt nach, holt ihn ein Jahr später zurück. Doch 2020 wechselt er zu Fribourg, nachdem er sich mit Trainer Heinz Ehlers überwirft. Aus einem dritten Gastspiel wird nichts. Die Tigers haben 250'000 Franken angeboten. Der SCB, so wird behauptet, 330'000.
DiDo verkörpert Bern
Tristan Scherwey freut sich bereits jetzt: «Er verkörpert mit seiner Spielweise und dem Charakter den SCB. Wir vermissen Thomas Rüfenacht extrem. Man kann über solche Spieler denken, was man will: Entweder man hasst sie, oder man liebt sie. Doch ohne solche Typen wäre es nur halb so spannend.»
Scherwey ist überzeugt: «DiDomenico hat in Fribourg noch einmal einen Schritt gemacht. Auch charakterlich. Fribourg wäre nicht so erfolgreich, wenn es nicht stimmen würde.»
Heute aber sind Scherwey und DiDo noch Gegner.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | HC Davos | 29 | 31 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 28 | 2 | 50 | |
4 | SC Bern | 28 | 18 | 49 | |
5 | EHC Kloten | 29 | -5 | 47 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
8 | HC Ambri-Piotta | 28 | -11 | 39 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | SCL Tigers | 27 | 1 | 38 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | HC Lugano | 27 | -22 | 33 | |
13 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 29 | -20 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |