Auf einen Blick
- Dario Rohrbach überrascht als einer der drei Schweizer PostFinance-Topskorer
- Rohrbach galt nicht als grosses Talent, fand aber seinen Weg
- Dafür musste er aber einige Umwege gehen
- Zwischendurch verlor der Willisauer den Glauben an eine Profi-Karriere
Aktuell gibt es bei den 14 National-League-Klubs drei Topskorer mit Schweizer Pass: Rappis Schweiz-Kanadier Tyler Moy (29), Zugs sicherer Skorerwert Lino Martschini (31) – und überraschend Dario Rohrbach (26) von den SCL Tigers. «Das ist schon sehr speziell für mich», gesteht der Stürmer, «denn als Kind habe ich die Spieler mit dem Topskorer-Helm stets bewundert».
Dass Dario Rohrbach dereinst mal selber mit dem auffälligen Helm in Berührung kommen würde, war lange eher unwahrscheinlich. Er selbst galt früher allerdings nicht als das grosse Talent. «Es hatte niemand das Gefühl, dass ich eine grosse Nummer werde», erzählt der SCL-Spieler.
Seine ersten Lebensjahre verbringt Dario Rohrbach im Bernbiet und kommt dort schon in jungen Jahren erstmals mit dem Eis und Hockey in Berührung. Von Anfang an ist der Bub fasziniert. Dies ändert sich auch nicht, als Familie Rohrbach ins luzernische Willisau zügelt: Dario schliesst sich dem EHC Sursee an. Später wird er als Junior zum Wandervogel, spielt für Langenthal, Olten und Thun. «Wir schauten immer, wo es von Willisau aus die nächstmöglichen und bestmöglichen Junioren-Stufen für mich gab», begründet Dario Rohrbach diesen Aktionismus.
Der EHC Basel als Notausgang
Mit 14 wechselt er zu den SCL Young Tigers nach Langnau, besucht parallel dazu das Sportgymi. Doch mit 17 kommt es zum Bruch. «Es hat nicht mehr funktioniert mit dem Trainer. Ich war damals kein Einfacher und ziemlich vorlaut», erzählt Rohrbach selbstkritisch. Er steht plötzlich ohne Verein da, zum Notausgang wird der EHC Basel, wo er einen Trainer aus alten Oltener Zeiten kennt. So kann er zwar weiter seine Leidenschaft ausüben, «aber eine Karriere in der National League habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr für realistisch gehalten».
Doch der Wechsel wird für Rohrbach zum Glücksfall. Denn er spielt in Basel von Anfang an nicht nur in den zweitklassigen Elitejunioren B, sondern auch bei den Erwachsenen im Fanionteam in der 1. Liga mit. In seiner dritten Saison entsteht die neu gegründete MySportsLeague. «Da sie neu war, war die Beachtung ziemlich gross», erinnert sich Rohrbach.
Es gelingt ihm, auf sich aufmerksam zu machen und obwohl er «nur» in Basel spielt, wird der Stürmer für die U20-Nati aufgeboten, überzeugt dort im Zusammenzug und wird sogar an die WM mitgenommen. «Dadurch, dass ich schon früh, gegen Erwachsene spielte, war ich physisch weiter als andere. Das hat mir geholfen. Ich habe jedoch auch das Glück gebraucht, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Genauso hätte ich auch durch den Raster fallen können», ist sich Rohrbach bewusst.
Mutmacher für andere junge Spieler
Schliesslich wird die U20-WM, an der ihm zwei Tore gelingen, zum Karrieren-Dosenöffner. Er erhält 2018 einen National-League-Vertrag bei Ambri, muss aber zunächst als Neuling hartes Brot essen. «Ich hatte Mühe, meinen Platz im Team zu finden, war oft 13. Stürmer oder überzählig und hatte auch mit Verletzungen zu kämpfen», erinnert sich Rohrbach zurück. Richtig vorwärts geht es ab 2022 wieder, als er nach einem kurzen Intermezzo bei Ajoie einen zweiten Anlauf in Langnau nimmt. «Bei Thierry Paterlini hatte ich von Anfang an eine Rolle, die im Lauf der Zeit dann immer grösser wurde», erklärt der Willisauer seine konstanten Fortschritte. Auf 15 Skorerpunkte kam er 22/23, 19 waren es 23/24, in dieser Saison liegt er bereits bei 23. «Es liegt an mir, das Vertrauen des Trainers zurückzuzahlen», sagt Rohrbach.
Er erzählt die Geschichte seiner bisherigen Karriere gern. Denn Rohrbach hofft, dass sie jungen Spielern Mut macht, wenn es mal mit 17 oder 18 nicht läuft wie gewünscht. Er wünscht sich aber auch, dass seine Cinderella-Story noch längst nicht zu Ende ist, träumt davon, eines Tages im Nati-Dress zu spielen: «Die WM mit der U20-Nati ist eine meiner schönsten Hockey-Erinnerungen. Deshalb ist es schon mein Ziel, auf den Radar der A-Nati zu geraten und mich dort mal zeigen zu dürfen.» Womöglich ist er ja schon beim Februar-Zusammenzug, an dem die Nati erstmals seit 1989 wieder in Langnau spielt, dabei.
Daneben arbeitet er am Bachelor
Neben dem Eishockey hat Rohrbach noch eine zweite Herausforderung. Er studiert an der Fernhochschule Betriebsökonomie und Sportmanagement. Bis in rund zwei Jahren sollte er den Bachelorabschluss in der Tasche haben. «Es ist mir wichtig, noch eine zweite Sicherheit zu haben. Ein wenig mit dem Kopf zu arbeiten, ist für mich zudem ein perfekter Ausgleich zum Hockey», sagt er. Dario Rohrbach ist nicht nur ein überraschender Topskorer, sondern auch ein aussergewöhnlicher.
Blick überträgt am Freitagabend den Kracher zwischen Dario Rohrbachs SCL Tigers und den ZSC Lions live im Stream. Das Vorprogramm beginnt um 19.25 Uhr.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 36 | 22 | 72 | |
2 | SC Bern | 36 | 24 | 67 | |
3 | ZSC Lions | 33 | 31 | 65 | |
4 | HC Davos | 37 | 21 | 63 | |
5 | EHC Kloten | 37 | -8 | 59 | |
6 | EV Zug | 35 | 22 | 56 | |
7 | SCL Tigers | 36 | 4 | 51 | |
8 | HC Fribourg-Gottéron | 36 | -7 | 50 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 37 | -10 | 50 | |
10 | Genève-Servette HC | 35 | -4 | 47 | |
11 | EHC Biel | 34 | -3 | 46 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 36 | -21 | 46 | |
13 | HC Lugano | 35 | -24 | 42 | |
14 | HC Ajoie | 35 | -47 | 33 |