Corona-Krise trifft Hockey-Klubs hart
«Schweizer Spieler werden ohne Job dastehen»

Hat die Corona-Krise zu einem Umdenken bei den Eishockeyklubs geführt, nachdem viel über zu hohe Löhne geklagt wurde? Blick hörte sich bei Sportchefs und den führenden Agenten um.
Publiziert: 27.09.2021 um 10:34 Uhr
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Aktualisiert: 27.09.2021 um 11:11 Uhr
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Für Top-Spieler wie Christoph Bertschy, der von Lausanne zu Fribourg wechselt, gibt es weiterhin gute Verträge.
Foto: keystone-sda.ch
Stephan Roth und Angelo Rocchinotti

Letzte Saison schrammte das Schweizer Eishockey an einer Katastrophe vorbei. Nur weil die Spieler auf Lohnanteile verzichteten, der Bund Entschädigungen sprach und Fans, Sponsoren und Gönner kräftig mithalfen, überlebten bisher alle Vereine die Corona-Krise und eine Saison mit Geisterspielen.

Dass sich ein solcher Kraftakt nicht wiederholen lässt, ist klar. Denn die letzte Saison riss tiefe Löcher in die Kassen. So machte Davos einen Verlust von rund 3,8 Millionen, bei Fribourg waren es über 3 Millionen, und Bern vermeldete ein Minus von 1,5 Millionen Franken.

Bei vielen Klubs wurden die Budgets runtergeschraubt. In Bern und Davos war die Rede von Senkungen von einer Million. Und Luganos Sportchef Hnat Domenichelli sagt: «Wir haben ein Budget, das zehn Prozent tiefer ist. Das dürfte auch nächste Saison so sein.»

Doch bereits wird an den Teams der nächsten Saisons gebastelt. Die ersten Top-Transfers wurden publik: Der SCB schnappte sich die Nati-Spieler Joël Vermin (Servette) und Romain Loeffel (Lugano), und Fribourg sicherte sich die Dienste von Christoph Bertschy.

Bertschy und Fazzini verhandelten ohne Agenten

In der Branche ist man sich einig, die Stars machen weiter Kasse. «Bei Spielern, die 20 bis 25 Minuten pro Spiel auf dem Eis stehen, wird man nicht unbedingt sparen», sagt Agent Sven Helfenstein, der auch als TV-Experte bei MySports tätig ist und sich dort unlängst mit Fribourg-Präsident Hubert Waeber über die Notwendigkeit von Agenten fetzte. Hintergrund: Bertschy handelte seinen Siebenjahresvertrag ohne Berater aus, wie Luca Fazzini, der bei Lugano bis 2027 verlängerte.

«Qualität wird immer ihren Preis haben. Das gilt für Schweizer und Ausländer», ist Agent Daniel Giger überzeugt. ZSC-Sportchef Sven Leuenberger hat hingegen den Eindruck, dass die Ausländer-Löhne gesunken sind.

«Es kann vernünftiger diskutiert werden»

Im Vergleich zur Zeit der grossen Ungewissheit vor einem Jahr hat sich die Lage beruhigt. Doch es werde «zwei, drei Jahre dauern, bis es hoffentlich wieder so sein wird wie vorher», sagt Agent Gaëtan Voisard. Und Zugs Sportchef Reto Kläy sagt: «Ich sehe die Tendenz eher in die Richtung, dass man den Gürtel enger schnallen muss.»

Er habe das Gefühl, dass «vernünftiger diskutiert werden kann», erklärt SCB-Sportdirektor Raeto Raffainer. «Zumindest bekomme ich das von meinem Sportchef so rapportiert. Nun wird es Leute geben, die sagen, man sei aufgrund der Pandemie einsichtiger geworden. Andere werden behaupten, es sei logisch, da mit fünf oder sechs Ausländern mehr Druck auf den Schweizer Markt entsteht.»

«Schweizer Spieler werden ohne Job dastehen»

Weil man allerdings erst Ende Saison weiss, ob es fünf oder sechs Ausländer, wenn es einen Aufsteiger gibt, sein werden, dürften die Klubs ihre Kader nicht mehr frühzeitig komplettieren.

Leuenberger glaubt deshalb: «Ein Aufsteiger könnte eine gute Ausgangslage haben, weil im Sommer noch der eine oder andere gute Schweizer Spieler auf dem Markt sein dürfte.» Und Voisard prophezeit: «Schweizer Spieler werden ohne Job dastehen.»

Und wem geht es an den Kragen? «Einsparungen wird es in der dritten und vierten Linie geben», sagt Helfenstein. Giger glaubt, dass der Druck auf die Mittelklasse – die Spieler mit Brutto-Jahreslöhnen von 200’000 bis 300’000 Franken – steige. Vor allem auf ältere Spieler.

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National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
29
34
61
2
Lausanne HC
Lausanne HC
32
13
61
3
SC Bern
SC Bern
32
21
58
4
HC Davos
HC Davos
33
24
58
5
EHC Kloten
EHC Kloten
33
0
57
6
EV Zug
EV Zug
31
19
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
31
3
45
8
EHC Biel
EHC Biel
31
-1
42
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
32
-11
42
10
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
33
-14
42
11
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
32
-21
41
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
29
-1
39
13
HC Lugano
HC Lugano
31
-20
39
14
HC Ajoie
HC Ajoie
31
-46
26
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