Auf einen Blick
Eben noch stand er im Rampenlicht, spielte mit den Dallas Stars in der NHL und konnte in acht Partien seine Visitenkarte abgeben. Doch jetzt ist Lian Bichsel (20) wieder in der Holzklasse des Eishockeys, der AHL.
Als er mit Blick spricht, befindet er sich auf einem Roadtrip. Von Rockford sind die Texas Stars nach Milwaukee gefahren, ehe sie am Samstag wieder in Rockford ran mussten. Die Städte sind nur 150 Kilometer entfernt, sodass das Team mit dem Bus reiste.
Die Texaner waren eben erst von einer fast zweiwöchigen Reise im Westen der USA zurückgekehrt, als Bichsel ins Trainerbüro zitiert worden war, um den Anruf entgegenzunehmen, in dem ihn Assistant General Manager Scott White in die NHL beorderte. «Ich packte meine Sachen und bin mit dem Auto die drei Stunden von Cedar Park nach Dallas gefahren.»
«Es ist ein Privileg»
Tags darauf wird klar, dass er sein NHL-Debüt geben wird. «Da ist die Nervosität gestiegen, und ich habe an die harten Zeiten in den letzten Jahren zurückgedacht», sagt der Verteidiger-Hüne, der im Alter von 17 nach Schweden ausgezogen war.
Bei seinem ersten NHL-Spiel gegen Nashville gelingt ihm gleich ein Tor. In der dritten Partie gegen Washington erzielt er ebenfalls einen Treffer. Seine Eltern verfolgen derweil seine Spiele am Fernsehen, weil sie in den Skiferien in Davos weilen.
«Es sind Welten», berichtet Bichsel über den Niveau-Unterschied zwischen AHL und NHL. «Ich hätte das nicht so erwartet. Doch es ist ein Privileg, mit so guten Spielern auf dem Eis zu stehen.»
«Ich hatte gehofft, dass ich bleiben kann»
Bei den Dallas Stars ist man zufrieden mit den Leistungen des Erstrunden-Drafts von 2022. Dennoch wird er am Silvester nach acht Spielen in die AHL geschickt, als sich der davor verletzte Matt Dumba zurückmeldet. «Ich war im Flow und habe immer besser gespielt», sagt Bichsel. «Ich hatte gehofft, dass ich bleiben und mich etablieren kann.» Der 2-Meter-Mann ist sich aber auch bewusst, dass bei der Entscheidung auch die Business-Seite eine Rolle spielte. Dumba wurde erst im Sommer verpflichtet und mit einem Zweijahresvertrag über 7,5 Millionen Dollar ausgestattet. Und im Gegensatz zu Bichsel müssten die anderen Verteidiger bei der Versetzung in die AHL auf die Waiver-Liste gesetzt werden, wo sie von einem anderen NHL-Team geschnappt werden könnten.
Bichsels Trost: «Ich werde sicher der Erste sein, der einen Anruf bekommt, wenn es wieder einen Verteidiger braucht.» Dafür müsste er wohl wieder auf eine Verletzung hoffen. Oder einen Spieler-Tausch. «Man weiss es nie», sagt Bichsel, der sich aber nur darauf konzentrieren will, konstant gute Leistungen zu bringen – egal ob in der NHL oder der AHL. Bisher ist ihm das gelungen. Deshalb wurde er auch fürs AHL-Allstar-Game am 2. und 3. Februar nominiert.
Zum Thema Nati möchte er sich nicht mehr äussern. Patrick Fischer hatte zuletzt im Blick-Podcast «SCHLIIFTS?» betont, dass Bichsel trotz seiner starken NHL-Auftritte bis und mit der Heim-WM 2026 von der Nati ausgeschlossen bleibt, weil er zweimal für die U20-WM abgesagt hatte.