Kevin Fiala vor der Reifeprüfung
«Ich will es nochmals allen zeigen – auch mir selbst»

Kevin Fiala hat mit seiner starken Leistung bei Minnesota alle überrascht. Und überzeugt. Jetzt darf er nicht nur, sondern muss einer der Leistungsträger sein. «Ich liebe es, ein Schlüsselspieler zu sein», sagt der 24-Jährige, der nun auch besser damit umgehen kann.
Publiziert: 13.01.2021 um 14:50 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2021 um 13:51 Uhr
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2019/2020 war für Minnesota-Stürmer Kevin Fiala eine Traumsaison – seine bisher beste in der NHL.
Foto: imago images/Icon SMI
Nicole Vandenbrouck

Kevin Fiala hat an sich gearbeitet. Einerseits physisch. Nachdem die Saison der Minnesota Wild Anfang August nach vier Playoff-Partien zu Ende war, verbrachte er die folgenden Monate mit Freundin Jessica in deren Heimat Schweden. In Göteborg trainierte Fiala mit schwedischen NHL-Stars in einer Gruppe von zehn bis 15 Spielern.

Wilde Achterbahnfahrt in der letzten Saison

Dass es Minnesota letzte Saison, die einer wilden Achterbahnfahrt glich, überhaupt noch in die Pre-Playoffs geschafft hat, war mit ein Verdienst des Ostschweizers. Nach einem schwachen Start und dem letzten Platz in der Liga kämpften sich die Wild mit einem furiosen Schlussspurt und 77 Punkten aus 69 Spielen auf den 10. Platz der Western Conference und in die Best-of-5-Serie der Pre-Playoffs gegen Vancouver.

Auch für Fiala verlief der Start nicht wunschgemäss, doch gegen Ende Saison liess er sein Potenzial aufblitzen. Ab November blieb er nie länger als zwei Spiele in Folge ohne Punkt. In den vier Partien gegen Vancouver schoss er drei Tore. Er hatte einen Lauf – der ihm die bisher beste NHL-Saison seiner Karriere eingebracht hat. Nicht nur punktemässig.

«Ich bin reifer geworden»

Auch menschlich ist der Stürmer gewachsen. Fiala hat an sich gearbeitet – eben auch mental. «Ich bin reifer geworden. Das war ein wichtiger Schlüssel», sagt der 24-Jährige. Er ist sich bewusst (geworden), dass er früher mit seiner unverfrorenen Art auch mal angeeckt ist. Bei Trainern, die ihm dann als Denkzettel eine Auszeit verpassten, oder Mitspielern, die ihn ihren Unmut spüren liessen. «Ich habe immer an mich geglaubt und ein gutes Selbstvertrauen gehabt.» Doch der Grat ist so schmal, dass ein junger NHL-Spieler schnell mal als überheblich abgestempelt wird.

Sein Selbstvertrauen habe ihn zwar dorthin gebracht, wo er jetzt stehe, «doch ich musste eine Balance finden, damit es nicht arrogant wirkt». Geschafft hat er dies mit vielen Gesprächen. Denn seine Sorgen behält er nicht für sich. «Es hilft mir, mentale Belange mit meiner Freundin zu besprechen.» Auch sein langjähriger Personal und Skating Coach Andreas Larsson ist zu einer Vertrauensperson geworden.

«Vielleicht bin ich früher übersehen worden»

Fiala, der keiner ist, der oft zurückblickt, sagt dennoch: «Vielleicht bin ich früher wegen meiner Art übersehen worden.» Dass er dennoch seinen Weg macht, daran zweifelte er nie. Schon unter Wild-Trainer Bruce Boudreau (66, Ka) hatte der Nationalspieler Fortschritte gemacht. Doch nachdem Dean Evason (56) am Valentinstag 2020 das Amt übernommen hatte, ging es nochmals aufwärts.

Der Kanadier war 2014 bis 2017 Fialas AHL-Coach bei den Milwaukee Admirals. Er weiss, wie der Ostschweizer tickt und lässt ihn so spielen, wie es zu ihm passt. «Ich spüre sein Vertrauen, selbst wenn sich ein Auf und Ab mal abwechselt. Doch Konstanz ist mein nächstes Ziel.»

Nun muss er ein Leistungsträger sein

Seine Entwicklung spült Fiala in der Team-Hierarchie nach vorne. Letzte Saison durfte er ein Leistungsträger sein – in der kommenden wird es von ihm erwartet. «Es ist eine neue Herausforderung. Ich liebe es, ein Schlüsselspieler zu sein.» Für die neue Aufgabe sei er dankbar. Ja, Fialas Töne sind demütiger geworden. Vielleicht rechtzeitig vor dieser Saison der Bestätigung.

Hinzu kommt, dass sein Vertrag, der dieses Jahr mit 3,5 Mio. Dollar dotiert ist, ausläuft. Doch Fiala möchte auch diesbezüglich nicht mehr den gleichen Fehler machen. Bei Nashville, das ihn im Februar 2019 zu Minnesota getradet hat, spielte Geld in seinen Überlegungen eine zu grosse Rolle, er verglich sich lohnmässig mit anderen Spielern. «Ich habe zu viel über den nächsten Vertrag nachgedacht. Das lenkte mich zu sehr ab. Jetzt fokussiere ich mich aufs Hockey.» Im Bewusstsein, dass sich die Zukunft ohnehin regelt, wenn er gut spielt. «Ich will es nochmals allen zeigen – auch mir selbst.»

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