Schon bevor das Spiel beginnt haben die Schweizer Grund zum Feiern. Gleich doppelt. Nach dem Sieg von Dänemark gegen Frankreich steht fest, dass die Nati für die Viertelfinals qualifiziert ist. Und Andres Ambühl (38) wird für sein 120. WM-Spiel geehrt, Er hat damit den Rekord des Deutschen Udo Kiessling ausgelöscht. Auf dem Video-Würfel sind Szenen von ihm zu sehen. Auch die Kanadier applaudieren, indem sie mit den Stöcken aufs Eis klopfen.
Harter Meier-Check zu Beginn
Danach ist es fertig mit Nettigkeiten. Der übermotivierte San-Jose-Star Timo Meier stösst Whitecloud von Erzrivale Las Vegas unnötig, aber nicht besonders wuchtig, von hinten gegen die Bande und kassiert dafür eine 5-Minuten-Strafe. Die Schweizer, allen voran Weltrekord-Mann Ambühl, verteidigen im Boxplay einmal mehr mit enorm viel Leidenschaft und Energie. Die Kanadier können gar froh sein, dass sie während des langen Powerplays nicht in Rückstand geraten. Und kaum ist Meier zurück, treffen die Schweizer, als Captain Hischier den Puck über die Linie stochert. Kanada-Coach Julien nimmt allerdings seine Challenge – und das Tor wird aberkannt.
Das Startdrittel verläuft wild
Es sind dann die Kanadier, die durch Johnson in Führung gehen. Das 19-jährige Top-Talent von Columbus schiesst dabei Goalie Genoni von hinter dem Tor an. Das Fischer-Team lässt sich aber nicht schocken: Der künftige HCD-Verteidiger Fora gleicht mit seinem ersten WM-Tor postwendend aus.
Auch auf den zweiten Treffer der Kanadier – Lowry profitiert bei seinem Shorthander von einem missglückten Meier-Pass und einem weiteren Genoni-Fehler – finden die Schweizer eine schnelle Antwort. Verteidiger Kukan bleibt im Powerplay geduldig und trifft aus spitzem Winkel. Der Columbus-Verteidiger hat seine Rückkehr in die Schweiz angekündigt. Gemäss «Tages-Anzeiger» wird er bei seinem Stammklub ZSC anheuern.
Die Nati beweist Moral
Doch der Titelverteidiger legt in diesem wilden Startdrittel ein drittes Mal vor. Diesmal durch Batherson. Die Schweizer zucken aber nur mit den Schultern und gleichen 9 Sekunden vor der Pause wieder aus. NHL-Defensiv-Spezialist Siegenthaler zeigt dabei ungeahnte offensive Qualitäten, bucht sein erstes WM-Tor und bereits seinen fünften Skorerpunkt in Helsinki. Die zahlreichen Schweizer Fans, die für eine grossartige Stimmung sorgen, bekommen noch mehr Grund zum Jubeln. Im Powerplay schiesst Hischier die Nati vor Spielmitte herrlich erstmals in Führung.
Diesmal gibts nichts daran zu rütteln. Die Schweizer behalten nun Disziplin und Kontrolle und schlagen im Schlussdrittel eiskalt zu. Detroit-Stürmer Suter schliesst einen Konter souverän ab. Die Nati lässt sich heuer den Sieg nicht mehr entreissen wie beim letzten Duell im Viertelfinal 2019, als 0,4 Sekunden vor Schluss noch der Ausgleich fiel. Meier trifft zum 6:3 ins leere Tor.
Es ist der fünfte Treffer eines Schweizers in diesem Spiel, der diese Saison in der NHL tätig war. «Yes Sui Can», sagt da ein Freund von Wortspielen passend. Damit hat die Schweiz vor den letzten Spielen gegen Frankreich und Deutschland ausgezeichnete Chancen auf den Gruppensieg.
Tore: 12. Johnson (Barzal, Graves) 1:0. 13. Fora (Meier, Kurashev) 1:1. 15. Lowry (SH) 2:1. 16. Kukan (Hischier, Corvi/PP) 2:2. 20. Batherson (Barzal) 3:2. 20. (19:51) Siegenthaler (Suter, Malgin) 3:3. 27. Hischier (Kukan/PP) 3:4. 44. Suter (Malgin, Simion) 3:5. 59. Meier 3:6 (ins leere Tor).