Es war eine Schlagzeile mit einer enormen Wucht. «Spielt doch gegen Hawaii!», spottet der SonntagsBlick am 21. Februar 1971.
Was ist passiert? In einer Serie von Testspielen blamierte sich die Eishockey-Nati: 2:5 gegen Ungarn in Budapest und 4:4 gegen Rumänien, zwei Teams, die an der C-WM spielen. «Wen sollen die Schweizer denn schlagen, wenn nicht C-Teams? Vielleicht Hawaii…», schreibt der SonntagsBlick-Reporter aus Bukarest und schliesst mit der Frage: «Wird es den Schweizern etwa ähnlich ergehen, wie letztes Jahr den Rumänen? Vor eigenem Publikum stiegen damals die Gastgeber der Weltmeisterschaft ab …»
Nein! Drei Wochen später steigen die Schweizer bei der B-WM in Bern und Lyss nicht ab, sondern mit einem 3:1-Sieg gegen die DDR auf! Blick titelt: «Schweiz redet wieder mit! Schluss mit der Rolle des Prügelknaben im Eishockey: Rückkehr in die A-Gruppe!»
Keiner kannte den Modus richtig
Lange dauert es allerdings nicht, bis die Schweizer wieder Prügel einstecken müssen. Die A-WM im Jahr darauf beginnt mit einer 1:19-Ohrfeige gegen Gastgeber Tschechoslowakei und endet mit dem postwendenden Wiederabstieg. Das Torverhältnis? 19:96.
Der freie Fall ist 1973 bei der B-WM in Graz nicht zu stoppen. Die Schweizer werden in die C-Gruppe durchgereicht. Es reiht sich an Blamage an Blamage: 5:8 gegen die DDR, 0:6 gegen Jugoslawien, 4:5 beim Wiedersehen mit den Rumänen, 4:8 gegen Gastgeber Österreich und 4:10 gegen die USA.
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Schützenhilfe bleibt aus. Und der Davoser Walter Dürst sagt: «Wir sind am Abstieg selber schuld. Es wäre eine Schande gewesen, wenn uns ein anderes Team gerettet hätte.» Für Hoffnung und Verwirrung sorgt noch ein unkundiger Delegierter des internationalen Verbandes, der den Modus nicht kennt. Doch nach einem Anruf zur A-WM nach Moskau ist klar: Bei Punktgleichheit zählen die direkten Begegnungen. Der Tiefpunkt der Nati-Geschichte ist erreicht: Zum zweiten Mal nach 1967, als man in Wien unterging, steigt die Schweiz in die C-Gruppe ab.
0:33! Als Kampfflieger Watson die Nati abschoss
Die statistisch schwärzeste Stunde erlebte die Nati 1924 bei Olympia in Chamonix: Das 0:33 gegen Kanada, das durch das Amateurteam Toronto Granite vertreten wurde, ist nicht nur die höchste Niederlage der Nati-, sondern auch der Olympia-Geschichte.
Stürmer Harry Watson, der im ersten Weltkrieg als Kampfflieger im Einsatz gewesen war, schoss dabei 13 Tore für den späteren Olympiasieger. NHL-Angebote lehnte er danach ab, da er einen guten Job im Versicherungs-Business hatte.
PS: In Hawaii wird tatsächlich Eishockey gespielt. Die erste Eisbahn wurde in Honolulu allerdings elf Jahre nach der legendären Schlagzeile eröffnet.