Udo Kiessling ist eine Eishockey-Ikone. Nicht nur in Deutschland: 320 Länderspiele, fünf Mal Olympische Spiele (dabei eine Bronzemedaille 1976), 13 Weltmeisterschaften und ein Kanada-Cup. Und vor allem: 119 Einsätze bei Weltmeisterschaften. Ein Rekord, der bis Samstag bestehen wird. Kiessling war ein äusserst robuster und gleichzeitig spielstarker Verteidiger, in jungen Jahren schon ein Haudegen, machte mehr als 1000 Spiele in der obersten Deutschen Liga, holte mit dem Kölner EC («Die Haie») sechs Meistertitel und war 1982 der erste Deutsche, der in der NHL spielte (Minnesota).
Zipfelmütze auf und Tschüss
Den Rekord für WM-Einsätze wird ihm am Samstag Andres Ambühl (38) abknöpfen. An diesem Samstag wird Kiessling seinen 68. Geburtstag feiern. Der Deutsche befindet sich gerade auf einer Tour durch Italien, Frankreich und Spanien mit Zwischenhalt in Frankreich. Wie es ihm geht? «Wie es einem Rentner halt so geht, ich trinke gerade ein Glas Rosé und geniesse es, wieder unter Leuten zu sein. Die Gegend (Burgund, die Red.) ist wunderbar.»
- 1. Andres Ambühl (Sz) 120
- 2. Udo Kiessling (De) 119
- 3. Jiri Holik (Tsch) 109
- 4. Alexander Maltsew (Russ) 108
- 5. Ville Peltonen (Fi) 107
- 6. Dieter Hegen (De) 106
- Oldrich Machac (Tsch) 106
- Mathias Seger (Sz) 106
- 9. Boris Michailow (Russ) 105
- Waleri Charlamow (Russ) 105
- 1. Andres Ambühl (Sz) 120
- 2. Udo Kiessling (De) 119
- 3. Jiri Holik (Tsch) 109
- 4. Alexander Maltsew (Russ) 108
- 5. Ville Peltonen (Fi) 107
- 6. Dieter Hegen (De) 106
- Oldrich Machac (Tsch) 106
- Mathias Seger (Sz) 106
- 9. Boris Michailow (Russ) 105
- Waleri Charlamow (Russ) 105
119 Spiele bei Weltmeisterschaften? «Ist das so? Ich kann mich daran erinnern, wie ich meine internationale Karriere beendet habe. Das war nach dem letzten Vorbereitungsspiel für die WM 1992. Nach dieser Partie in Garmisch habe ich die Zipfelmütze aufgesetzt, bin zur Pressekonferenz und habe gesagt, ich brauche nur drei Sätze. Dann bin ich zur Türe raus und habe Tschüss gesagt.»
Der Mann aus Crimmitschau (Sachsen) erinnert sich gerne an diese Zeit. «Das war herrlich, aber die Zeiten ändern sich. Die Eishockey-Dinosaurier sterben langsam aus, wer im hohen Hockey-Alter immer noch zur WM fährt, beweist grossen Durchhaltewillen, davor habe ich grossen Respekt. Früher war das ja nicht immer nur schön und leicht, die Reisen in den Osten waren damals kein Zuckerschlecken, da sind wir jeweils mit einem Bus voller Proviant rübergefahren und haben uns dann von Ravioli aus der Büchse ernährt. Aber wissen Sie was? Wenn es nicht schön gewesen wäre, hätte man das auch nicht mitgemacht.»
Letzter WM-Einsatz gegen die Schweiz
Dann wendet sich Kiessling wieder Frankreich und seinen Freunden zu. «Richten Sie Andres schöne Grüsse aus. Ich lasse ihm herzlich gratulieren!» Kiessling verabschiedete sich übrigens am 3. Mai 1991 in Finnland von der Weltmeisterschaft. Sein letzter Einsatz war ein Platzierungsspiel gegen die Schweiz in Turku. Ergebnis: 3:3. Einen Absteiger gab es damals nicht, weil die A-Gruppe im nächsten Jahr von 8 auf 12 Nationen aufgestockt wurde.