Von der Supermarkt-Kasse in die Hockey-Nati und an die Bande
HCD-Trainerin Ikonen lebt ihren Traum

Johanna Ikonen ist seit 26 Jahren Hockey-Trainerin und seit dieser Saison neu beim HCD. In Davos ist die Finnin nun im siebten Hockey-Himmel angelangt.
Publiziert: 19.10.2024 um 10:09 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2024 um 11:02 Uhr
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Trainerin Johanna Ikonen (l.) will in Davos das Frauen-Hockey weiterbringen.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Frauen an Hockey-Banden? Eine Rarität, selbst im Frauen-Hockey. In unserer Women’s League stehen immerhin bei drei von acht Klubs weibliche Headcoaches in der Verantwortung. Beim ZSC die Ex-Nati-Verteidigerin Angela Frautschi (37), beim EVZ Ex-Nati-Verteidigerin Daniela Diaz (42) – und beim HCD die einstige finnische Nati-Spielerin Johanna Ikonen (55).

Wenn routinierte Spielerinnen auf ihre Karrieren zurückblicken, müssen praktisch alle bestätigen: Nie ist in ihren Teams eine Frau ihre Trainerin gewesen. Das sagt auch Ikonen, die auf diese Saison hin neu zum HC Davos gekommen ist. Das verstärkt schon in den 90er-Jahren den Wunsch der Finnin, eines Tages selbst an der Bande zu stehen. Als Vorbild für junge Spielerinnen, die eine Perspektive haben sollen.

Dass aus Ikonen überhaupt eine erfolgreiche Nati-Verteidigerin, Olympia- und WM-Medaillen-Gewinnerin geworden ist, verdankt sie einem Zufall. Im rauen 6800-Einwohner-Örtchen Eno im Osten Finnlands aufgewachsen, spielt sie zwar mit ihrem älteren Bruder zum Spass Eishockey. Aber Mädchen-Teams gibts da noch keine. Die Kindheit dort sei keine einfache gewesen, gesteht sie.

Seit 2002 die höchste Trainer-Lizenz

Mit 16 zieht sie von zu Hause nach Helsinki und jobbt an einer Supermarkt-Kasse. «Eine Arbeitskollegin zeigte mir ein Foto von sich in der Goalie-Ausrüstung und erzählte, dass sie in einem reinen Mädchen-Team spielt.» Als Ikonen ihr sagt, dass sie auch Hockey spielen könne, stösst sie zu deren Mannschaft beim HIFK. «Und drei Monate später spielte ich in der Nati.»

Ihre erste Trainerlizenz absolviert sie noch als aktive Spielerin. «Ich spürte, dass es genau das ist, was ich machen möchte.» Der Verband fördert sie, sie ist eine der ersten Frauen, die in ihrer Heimat diesen Weg einschlägt. Bevor man in Finnland das nächste Trainerkurs-Level in Angriff nehmen kann, muss man allerdings jeweils zwei Saisons coachen. Ihre Karriere als Verteidigerin hängt sie 1998 an den Nagel, 2002 hat sie die höchste Trainerlizenz A in der Tasche.

Nach vielen Jahren als Trainerin in Finnland, in denen sie sich doch oft noch alles härter erkämpfen muss als ihre männlichen Kollegen und sich im Frauen-Hockey nicht viel bewegt, braucht sie eine Luftveränderung. Als für den von ihr angepeilten Job als U20-Nati-Assistentin ein Mann eingestellt wird, beschliesst sie, im Ausland ihr Glück zu suchen. Ihre Coaching-Stationen führen sie nach Berlin (De), Salzburg (Ö), Stockholm (Sd) und Planegg (De). Als Ikonen vom frei gewordenen Posten beim HCD erfährt, bewirbt sie sich kurzerhand bei CEO Marc Gianola. Man wird sich rasch einig.

Nun treibt die Finnin bei den Davoserinnen die Weiterentwicklung an. «Ich bin taff, aber fair. Ich will keinen Kindergarten, sondern das Frauen-Hockey weiterbringen», beschreibt sie. Ikonen lebt in Davos ihren Traum. «Als Spielerin habe ich von einer solchen Infrastruktur immer geträumt. Ich bin im siebten Hockey-Himmel.» Die Davoserinnen sind voll integriert im HCD und profitieren von allem, was auch dem NL-Männerteam zur Verfügung steht. «Hier spürt man die Wertschätzung fürs Frauen-Hockey», sagt Ikonen.

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