Auf einen Blick
- Langenthal kämpft ums Überleben in der Women's League
- Grossklubs investieren, kleine Klubs haben Schwierigkeiten mitzuhalten
- Langenthal steckt zwischen 300'000 und 350'000 Franken ins Frauen-Hockey
Ins Schweizer Frauen-Hockey ist im letzten Jahr Bewegung gekommen. Der EV Zug gründete ein neues, semiprofessionelles Team. Der SC Bern integrierte den bestehenden Klub Bomo Thun, der HC Davos übernahm die Thurgau Ladies.
Derzeit besteht die Women’s League aus den acht Teams Zürich, Zug, Bern, Davos, Fribourg, Ambri, Neuchâtel und Langenthal. Hinter Neuchâtel und Langenthal steht kein Grossklub aus der National League – und das macht sich nun nach deren Offensiven bemerkbar. Nicht nur sportlich in der Tabelle, sondern auch vom Betrieb und den finanziellen Mitteln her. Werden sie von den Grossklubs abgehängt? «Das sind wir schon längst», sagt Langenthals VR-Präsident Walter Ryser, «das ist die nackte Tatsache».
So froh er um die Grossklubs ist, die dem Trend folgend ins Frauen-Hockey investieren, er sieht den Aufschwung auch kritisch: «Es ist ein zweischneidiges Schwert. Kleine Klubs können da nicht mehr mithalten. Deshalb stellt sich schon die Frage, welchen Sinn dies fürs Frauen-Hockey macht.» Beispiel Lugano, das eigenständig operierte: Der mehrfache Meister ist von der Bildfläche verschwunden und mit ihm über ein Dutzend Spielerinnen, die aufgehört haben.
Dieses Szenario könnte auch in Langenthal drohen. Bereits Ende der letzten Saison mussten sich die Oberaargauer der ernsthaften Diskussion stellen, ob ein Rückzug aus der Women’s League nicht vernünftiger wäre. «Doch das Team hat sich in der Liga-Quali sportlich vor dem Abstieg gerettet», so Ryser, «das zeigte uns, dass der Wille der Spielerinnen da ist».
«Wir wussten, worauf wir uns einlassen»
Aber sie müssen untendurch, stehen am Tabellenende noch ohne Sieg da. Frust sei deswegen keiner da, versichert der Präsident. Weil man ohne falsche Erwartungen in die Saison gegangen sei. «Wir wussten, worauf wir uns einlassen.» Bei Langenthal stehen nicht die Resultate im Vordergrund, sondern die Entwicklung. «Frauen-Hockey hat bei uns eine jahrzehntelange Tradition, wir gehören zu den Pionieren.» Man fördert Mädchen im Nachwuchs und will für sie die sportliche Perspektive aufrechterhalten.
Das kostet Geld. Ryser rechnet offen vor. 15 Prozent des Klub-Budgets werden ins Frauen-Hockey investiert, das entspreche einem Betrag zwischen 300’000 und 350’000 Franken. Gemäss ihm investiert der SCB etwa ein Prozent seines Budgets, «und das ist fast das Doppelte von unserer Summe». Man habe immer Hoffnung in Langenthal, dennoch macht sich Ryser Sorgen, dass auch nach dieser Saison über die Zukunft des Frauenteams diskutiert werden muss.