Auf einen Blick
- Jessica Campbell ist die erste Frau, die in der NHL coacht
- Die Kanadierin assistierte zuvor bei den Coachella Valley Birds
- Der EHC Kloten wollte sie vor zwei Jahren verpflichten
Nach dem ersten Spiel hagelte es Gratulationen. Dabei hatte ihr Team, die Seattle Kraken, beim Saison-Auftakt gegen die St. Louis Blues verloren (2:3). Doch Jessica Campbell (32) hatte Geschichte geschrieben. Als erste Frau coachte sie in der NHL.
«Das ist monumental», sagt Kraken-Headcoach Dan Bylsma, dem Campbell schon in den letzten zwei Saisons in der AHL bei den Coachella Valley Birds assistiert hatte. «Es ist grossartig für sie und für diesen Sport», so der 54-Jährige, der 2009 mit Pittsburgh Stanley-Cup-Sieger wurde.
«Es ist wie beim Radfahren», sagt Campbell im TV-Interview zur ersten Pause. Also nichts Neues. «Doch ich habe definitiv die Emotionen, die Begeisterung und die Energie gespürt, eine neue Saison zu beginnen.»
Vor zweieinhalb Jahren war die Kanadierin erstmals ins Rampenlicht getreten, als sie an der WM als Assistentin des späteren SCB-Coaches Toni Söderholm beim deutschen Nationalteam an der Bande stand. «So etwas habe ich noch nie gesehen», schwärmt der derzeit an einer Hand verletzte deutsche SCB-Star Dominik Kahun von ihrer Kompetenz.
«Ich möchte den Weg für weitere Frauen ebnen»
Damals musste sie sich noch deplatzierte Fragen gefallen lassen. «Wie fühlen Sie sich als hübsche Frau, wenn Sie von einer ganzen Reihe von Männern umgeben sind? Vielleicht gefällt Ihnen der eine oder andere Mann besser als die anderen.» Doch die Hockey-Pionierin liess sich nicht aus der Reserve locken.
Nach der WM bemühte sich Kloten um ihre Dienste, doch sie heuerte als erste Frau in der AHL an. «Sie musste wachsen und sich verbessern», blickt Bylsma zurück. «Ich habe sie wohl einige Male herausgefordert, damit sie Dinge anders angeht. Gleichzeitig hat auch sie mich – bewusst oder unbewusst – als Coach herausgefordert.»
Als sie im Sommer den NHL-Job bekam, rief Campbell unter Tränen ihre Mutter an. «Sie dachte erst, es wäre etwas Schlimmes passiert. Am Ende haben wir alle zusammen vor Freude geweint», sagte sie nhl.com/de. Für sie ist ein Traum wahr geworden. «Die erste Trainerin in der NHL zu sein, macht mich sehr stolz. Doch damit geht auch eine gewisse Verantwortung einher. Ich möchte den Weg für weitere Frauen ebnen.»