Darum haben Kloten, Lugano, Biel und Langnau kein Ladies-Team
An vier Schweizer Top-Teams rast der Frauen-Hype vorbei

Zehn von 14 National-League-Klubs stellen auch ein Frauenteam. Vier Klubs verpassen den Hype – aus ganz unterschiedlichen Gründen.
Publiziert: 21.11.2024 um 11:59 Uhr
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Aktualisiert: 22.11.2024 um 10:38 Uhr
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Die Organisationen des SC Bern (Jenna Suokko und Alena Rossel) und der ZSC Lions (Skylar Fontaine und Goalie Sandra Heim) bestritten letzte Saison den Playoff-Final.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Acht Meistertitel feierten die HC Ladies Lugano zwischen 2006 und 2021. Doch seit dieser Saison gibt es im Südtessin keine Frauenmannschaft mehr. Nach der Abspaltung von Stammklub HC Lugano 2018 geriet das neue Konstrukt in finanzielle Schieflage und gab im vergangenen Frühling auf. Ein Lichterlöschen auf Dauer?

«Wir haben 15 Jahre ins Frauen-Hockey investiert, nur hat es damals niemanden interessiert», hält Lugano-CEO Marco Werder fest. «Im Moment sehen wir uns in der Position, bei der Rekrutierung und der Ausbildung von Mädchen in unseren Juniorenteams zu arbeiten, statt ein drittes Tessiner Team neben den beiden von Ambri ins Rennen zu schicken.» Wenn eines Tages etwas anderes Sinn mache, dann werde man aber entsprechende Überlegungen anstellen.

Biel legt seine Pläne auf Eis

Auch der EHC Biel ist auf der Frauenhockey-Landkarte nicht vertreten. Dabei schmiedete man im Seeland vor zwei Jahren noch Pläne, mittelfristig ein Team zu stellen. Aber diese sind inzwischen zurückgestellt worden. «Damals war auch in Planung, ein drittes Eisfeld zu realisieren. Doch dieses Projekt ist durch die aufgekommene Energie-Diskussion in weite Ferne gerückt», erklärt CEO Daniel Villard.

Bei den aktuellen Begebenheiten würde in Biel der Betrieb einer Frauenmannschaft bei der Eiskapazität zulasten des Nachwuchses gehen, «und das wollen wir nicht, da wir dort erfolgreich unterwegs sind», so Villard. Auch beim EHC Biel spielen Mädchen in den Junioren-Equipen der Jungs, aber früher oder später müssen diese dann in eine andere Organisation wechseln, wenn sie beim Eishockey bleiben wollen. Zwar gab es in Biel ursprünglich mal ein vom EHC unabhängiges Frauen-Team, doch dieses wurde vor rund 20 Jahren aufgelöst.

Langfristiges Ziel von Kloten

Keine Frauen-Equipe stellt auch der EHC Kloten. «Aber dieses Thema ist auf unserer Roadmap und ein langfristiges Ziel», sagt CEO Anjo Urner. Doch zuerst gelte es, die gesamte Organisation und Struktur im Verein sauber und nachhaltig aufzustellen. «Aktuell können wir nicht auf allen Hochzeiten tanzen, dafür sind wir zu klein», betont Urner. Der EHC Kloten leistet daher seinen Beitrag für das Frauen-Eishockey, indem es die Frauen-Nati regelmässig beheimatet und Swiss Ice Hockey seine Infrastruktur und gute Konditionen anbietet. «Das erachten wir als sinnvolle Förderung im Rahmen unserer Möglichkeiten», so Urner.

So stehen die 14 NL-Klubs aktuell im Frauen-Hockey

Ajoie: 1. Rang SWHL D, Gruppe 3
Ambri: 4. Rang PostFinance Womens League
Bern: 3. Rang PostFinance Womens League
Biel: kein Frauen-Team
Davos: 2. Rang PostFinance Womens League
Fribourg: 5. Rang PostFinance Womens League
Kloten: kein Frauen-Team
Lausanne: 6. Rang SWHL B
Lugano: kein Frauen-Team
SCL Tigers: kein Frauen-Team
SCRJ Lakers: 9. Rang SWHL B
Servette: 1. Rang SWHL C, Gruppe 2
ZSC Lions: 6. Rang PostFinance Womens League
Zug: 1. Rang PostFinance Womens League

Ajoie: 1. Rang SWHL D, Gruppe 3
Ambri: 4. Rang PostFinance Womens League
Bern: 3. Rang PostFinance Womens League
Biel: kein Frauen-Team
Davos: 2. Rang PostFinance Womens League
Fribourg: 5. Rang PostFinance Womens League
Kloten: kein Frauen-Team
Lausanne: 6. Rang SWHL B
Lugano: kein Frauen-Team
SCL Tigers: kein Frauen-Team
SCRJ Lakers: 9. Rang SWHL B
Servette: 1. Rang SWHL C, Gruppe 2
ZSC Lions: 6. Rang PostFinance Womens League
Zug: 1. Rang PostFinance Womens League

In den 80er-Jahren gehörte Kloten noch zu den Pionieren, die ersten beiden offiziellen Meistertitel im Frauen-Eishockey gingen 1987 und 1988 an die EHC Kloten Specials, das Team wurde aber 2004 aufgelöst. Die Verbindung besteht aber bis heute, am letzten Wochenende gab es in Arosa ein Reunion-Trainingslager. Und auch in Kloten spielen die Mädchen seit vielen Jahren in den Teams der Junioren mit. Einst auch Nati-Star Alina Müller.

SCL Tigers setzen auf Kooperation

Noch keine eigene Equipe im Frauen-Ligabetrieb haben auch die SCL Tigers. Doch es gibt eine Kooperation mit den bestehenden Frauen-Teams in der Region wie Brandis oder Langenthal. «Wir wollen die seit Jahren bestehenden Frauen-Teams nicht torpedieren, sondern mit ihnen nachhaltig zusammenarbeiten», so Sportchef Pascal Müller. Und so legen die Tigers ihr Frauenhockey-Hauptaugenmerk wie Lugano, Biel und Kloten auf ihr Engagement im Nachwuchsbereich, «wo viele Mädchen mitspielen und es auch Jahr für Jahr immer mehr Zuwachs gibt».

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