Zusammen mit den ZSC Lions (zehn Titel) hat Lugano (acht Titel) das Schweizer Frauen-Eishockey dominiert. Jetzt schreiben die HC Lugano Ladies, die seit fünf Jahren eigenständig sind, in einer Mitteilung: «Es gibt keine Bedingungen mehr für eine Fortsetzung, die Geschichte der Ladies endet hier!»
In den letzten Jahren habe die Aufmerksamkeit für den Frauensport weltweit zugenommen, sowohl auf Profi- als auch auf Amateurebene, heisst es weiter. «Dies ist auf das wachsende Bewusstsein für die Bedeutung des Sports bei der Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und beim Aufbau einer gesünderen und integrativeren Gesellschaft zurückzuführen. In unseren Breitengraden sieht sich der Frauensport jedoch weiterhin mit vielen (zu vielen) Herausforderungen konfrontiert, darunter Diskriminierung, mangelnde Aufmerksamkeit von Politik, Bevölkerung und Medien ... was unweigerlich zu einem Mangel an Sponsoring führt.»
Die Leitung des Hockey Club Ladies Lugano habe «mit grossem Bedauern beschlossen, das Handtuch zu werfen». Fünf Jahre nach der Abspaltung und zwei Meistertiteln, zwei zweiten Plätzen und einem Cupsieg müsse man feststellen, «dass hier nicht mehr die notwendigen Voraussetzungen gegeben sind, um ein Frauenhockeyteam in angemessener Weise weiterzuentwickeln, mit vollem Respekt für die Spielerinnen und mit dem Ehrgeiz, auf dem gleichen Niveau zu konkurrieren wie die Clubs, die zu Recht einen progressiven Ansatz zur Förderung unserer Frauenbewegung gewählt haben.»
Die HC Ladies Lugano, bei denen mit Lena Marie Lutz (wechselt zu Zug) eine aktuelle Nationalspielerin spielte, belegten diese Saison in der Qualifikation Platz 3 und verloren zuletzt das Duell um Bronze gegen die Thurgau Indien Ladies.
Rückzug mitten in der Aufbruchstimmung
Unter der Führung von Vicky Mantegazza, die inzwischen seit zwölf Jahren Präsidentin des HC Lugano ist, hatte sich das Tessiner Frauen-Team an der nationalen Spitze etabliert, ehe man vor fünf Jahren völlig eigenständig neu startete und weitere Erfolge feierte (Meister 2019 und 21, Cupsieger 2022).
Mehr zum Frauen-Eishockey
Die höchste Schweizer Frauen-Liga hat mit der Postfinance eben erst einen gewichtigen Hauptsponsor gewonnen und Spiele werden nun unter anderem auf Blick TV live gestreamt. Mit Bern (von Bomo Thun, das vor dem Meistertitel steht), Davos (von Thurgau) und Fribourg engagieren sich nun weitere Traditionsklubs aus dem Männer-Hockey. Vor einem Jahr war bereits Ambri in die Women's League aufgestiegen. Und der EV Zug steigt mit Trommelwirbel direkt in der zweithöchsten Liga ein und hat vor Lutz mit Lara Stalder und Noëmi Rhyner bereits zwei hochkarätige Nationalspielerinnen verpflichtet, die zuletzt in Schweden spielten.
HC Lugano fordert ein kantonales Frauen-Projekt
Der Rückzug der Ladies Lugano ist ein herber Rückschlag für das Schweizer Frauen-Eishockey. Beim HC Lugano wurde man von der Meldung der Ladies am Donnerstagmorgen überrascht, wie der Klub mitteilt. Man werde im Jugendbereich weiterhin Spielerinnen ausbilden. Es gebe aber derzeit nur 17 Spielerinnen im Alter von 5 bis 17 Jahren im Klub und man leide unter infrastrukturellen Problemen.
Aus diesem Grund schlägt der HC Lugano vor, dass der Tessiner Hockey-Verband ein kantonales Projekt für ein einziges Team auf die Beine stellen soll, um so «eine Plattform fürs Elite-Frauen-Hockey des Kantons» zu bilden. Kommt es bei den Frauen tatsächlich zu einer historischen Zusammenarbeit zwischen Lugano und Ambri?