Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Diese vom legendären Fussballtrainer Sepp Herberger (deutscher Weltmeistermacher 1954) bekanntgemachte Sportlerweisheit wird speziell in diesen Tagen gegen Ende der Saison wiederum vermehrt zitiert. Einerseits, um im Siegesrausch nicht vollends die Bodenhaftung zu verlieren. Andererseits, um die Schmach bitterer Niederlagen schnellstmöglich zu vergessen.
Und so kommt es gerade gelegen, wie die Profis und Fans innert Kürze ihre Klubbrillen ablegen und das Nationalbewusstsein wachrütteln müssen. Vor allem in vom Vereinshockey dominierten Nordamerika stösst diese rasche Umorientierung von Klub- auf Nationalmannschaftsdenken jedoch nicht immer auf Verständnis. Dort sieht man es eher als Akt mangelnder Loyalität an, wenn ein Spieler nach Saisonende sofort noch für sein Land um Medaillen kämpfen will.
Dabei ist es eigentlich – so ungehobelt wie es auf den eingefleischten Klubanhänger wirken mag – nicht nur im Sport eine lobenswerte Tugend, sich subito neue Ziele zu setzen. Erfolgstypen kauen nicht lange auf Misserfolgen rum, sondern schauen zeitnah in die Zukunft und wie sie es noch besser machen können. Ein Kurzzeitgedächtnis sowie ein unerschütterliches Selbstvertrauen sind in diesem Prozess natürlich äusserst hilfreich.
Neue Ziele will auch die Schweiz an der diesjährigen Weltmeisterschaft erreichen. Die Gelegenheit dazu ist nach dem Ausschluss von Gruppengegner Russland besonders günstig. Möge sich unsere Eishockeynation schon bald aus einem allfälligen Siegestaumel befreien müssen. Eine verwegene und unrealistische Vorstellung? Vielleicht. Aber grosse Träume zu haben ist eben auch eine Eigenschaft von Gewinnern.