Er ist seit 20 Jahren Profi, wurde mit Davos und den ZSC Lions sechsmal Meister, bestritt ebenso viele Weltmeisterschaften und war bei Olympia dabei. Doch fünf Tore innerhalb von 121 Sekunden? Das hat bisher nicht einmal Beat Forster (38) erlebt.
58 Minuten lang liegt Biel am Samstag in Genf 0:1 zurück. Bis der Verteidiger einen Angriff lanciert, sich in die Offensive einschaltet und schliesslich im Stile eines abgebrühten Goalgetters zum 1:1 trifft. «Hinterher sah es so aus, als wäre ich der Flaschenöffner gewesen. Plötzlich kam alles auf einmal. Wie beim Ketchup», so der Appenzeller.
Man habe einfach die Brechstange ausgepackt. «Uns war vollkommen egal, ob wir das 0:2 kassieren. Wir drückten nur noch auf das Tor. Als es kam, ging ein Ruck durch die Mannschaft. Man spürte die Erlösung. Für Genf war es ein Schlag. Wir bekamen die Oberhand und setzten nach.»
«Vielleicht ein paar graue Barthaare»
Forster ist froh: «Endlich konnten wir einmal ein wichtiges Spiel gewinnen. Man sagt ja jeweils, es sei ein Spiel wie jedes andere auch. Trotzdem ist der Gedanke, dass man bei einer Niederlage die Pre-Playoffs bestreiten muss, vorhanden. Uns half nun, dass wir in den letzten drei Jahren immer wieder vor ähnlichen Situationen gestanden waren. Dieser Lernprozess beginnt nun Früchte zu tragen.»
Trotz seinen 38 Lenzen auf dem Buckel und der vorgängigen Quarantäne ist Forster von Beginn weg ein Aktivposten, sorgt schon im zweiten Drittel mit einem Rush übers Feld für Aufsehen. «Es hat wohl auch mit meiner Routine zu tun», mutmasst er. «Ich habe schon unzählige solche Situationen erlebt. Das ist ein Vorteil. Ich bin etwas ruhiger und gelassener als andere. Es macht mich glücklich, konnte ich in einem solch wichtigen Spiel einen Effort leisten.»
Das Alter spiele ohnehin keine Rolle. «Ich fühle mich nicht alt», sagt der Mann mit 991 NL-Spielen. «Ich habe vielleicht ein paar graue Barthaare, aber ich fühle mich fit. In den Köpfen vieler ist man mit 38 fast zu alt für diesen Sport. Ich bin da anderer Meinung. Weshalb kann ein 38-Jähriger nicht gleich gut spielen, wie ein 20-Jähriger?», fragt Forster rhetorisch.
Nicht jammern, siegen!
Der Verteidiger hat sich zuletzt nach schwierigem Saisonstart – nach 6 Runden war er bereits bei einer Minus-10-Bilanz angelangt –stetig gesteigert. «Anfangs Saison war der Wurm drin. Doch ich liess mich nie runterziehen und wusste: Je länger die Saison dauern wird, umso besser werde ich mich fühlen und umso besser werde ich auch spielen.»
Im März hat Forster seinen Vertrag in Biel um eine weitere Saison verlängert. Gerne hätte er für zwei Jahre unterschrieben. «Ich hätte auch ein drittes Jahr genommen», sagt Forster lachend: «Zwei Jahre hätten mir Planungssicherheit gegeben. Doch falls ich nächste Saison total abfallen würde, hätte ich nicht gewusst, ob ich wirklich noch ein weiteres Jahr hätte spielen wollen. Ich weiss nicht, wie viel Freude es noch machen würde. Nun schaue ich von Jahr zu Jahr.»
Zuerst will «Fösche» in die Playoffs. Um es auf direktem Weg zu schaffen, muss Biel am Montag in Zug mindestens gleich viele Punkte holen, wie Servette gegen Lugano. «Mit einem Sieg sind wir in den Top 6», sagt Forster. «Somit gibt es keine andere Option.»
Zuletzt fehlten Biel sieben Stammspieler. Ob jemand zurückkehrt? Forster weiss es nicht. «Ich weiss, dass ich spielen werde», sagt er. «Wir brauchen nicht zu jammern. Am Samstag brachten wir vier Blöcke aufs Matchblatt und wir werden es auch am Montag schaffen. Fehlt jemand, bekommt ein anderer Spieler eine Chance. Oft nutzt er diese dann auch. Und das ist doch auch schön.»