Auf einen Blick
- Roger Rönnberg macht seine Hausaufgaben und schaut Fribourg-Spiele
- Der Trainer verlässt Frölunda nach zwölf Saisons und zwei Meistertiteln
- Für Gottéron hat der Schwede schon Meisterpläne
Roger Rönnberg zwischen zwei Welten – und doch in einer: Eishockey. Ja, man könne ihn schon als Hockey-Nerd betiteln. Der Schwede sagt dies lächelnd, als er nach einem Training mit einem Teller Fleischbällchen, «Köttbullar», in der Lounge des Eisstadions Frölundaborg sitzt. Als Definition eines Nerds wird ein Mensch beschrieben, der sich so sehr auf eine Sache konzentriert, dass er die Welt um sich vergisst. Eine Sache – aber zwei Teams.
Bereits Ende Mai verkündet Fribourg mit der Entlassung von Christian Dubé (47, Ka) gleichzeitig die Verpflichtung von Rönnberg. Ab der Saison 2025/26 und mit einem Dreijahres-Vertrag. Noch ist er Frölunda-Trainer, in seiner zwölften Saison beim Erfolgsklub in Göteborg. Bei Gottéron hat Präsident Hubert Waeber kein Geheimnis daraus gemacht, dass man den Schweden am liebsten sofort an der Bande gehabt hätte. Doch Rönnberg hat seine Prinzipien: «Ich würde nie einen Vertrag brechen. Ob nun Fribourg anruft oder Toronto.» So kenne der Klub, der ihn anstelle, auch gleich seine Werte und seine Philosophie.
Dass ein Trainerwechsel bereits über ein Jahr vor dessen Amtsantritt publik gemacht wird, kommt kaum je vor. Schon Monate davor, als Frölunda in der Altjahreswoche 2023 den Spengler Cup spielt, gibt es Gerüchte über einen Wechsel in die Schweiz und viele Fragen an ihn. Deshalb will der 53-jährige Klarheit und die Spekulationen aus der Welt schaffen. Seine Begrüssungsrede an die Mannschaft zum Trainingsstart in Göteborg enthält gleichzeitig Abschiedsbotschaften. Eine eigenartige Situation.
Doch ganz im Gegensatz zu Fribourg läuft es Frölunda bestens. «Ein tolles Gefühl.» Der Klub, mit dem Rönnberg zweimal Meister (2016, 2019) geworden ist, gehört zur Spitzengruppe und liegt momentan auf dem 2. Platz. Eine solch ungewöhnliche Ausgangslage könne manchmal wie ein Motivationsschub wirken, das sei auch vor dem Abgang der Klublegende Joel Lundqvist (42) nach 14 Jahren so gewesen. «Ich will jetzt aber nicht zu emotional oder sentimental werden», betont Frölundas Headcoach zunächst.
Fribourg-Spiele statt Netflix an freien Abenden
Dennoch hat sein Wechsel in die Schweiz in seiner Gedankenwelt vieles verändert. «Ich schätze jeden Tag hier noch mehr, weil ich weiss, dass es nicht mehr für ewig sein wird. Wenn ich morgens aufwache, denke ich, das ist der letzte 30. Oktober hier. Bei meinen Mehrjahres-Verträgen hatte ich das nie.» Er schätze die kleinen Dinge, die Momente mit den Spielern noch mehr. Und: Er habe noch eine Chance, um mit Frölunda den Titel zu gewinnen.
Trotz dieses grossen Ziels vor Augen, Gottéron ist für Rönnberg schon präsent. «Es ist unmöglich, dass ich mich nur mit der SHL befasse. Ich mache an meinen freien Abenden meine Hausaufgaben.» Statt Netflix schaut er sich dann Fribourg-Spiele an. «Um ein immer besseres Verständnis des Schweizer Hockeys zu bekommen.»
Der neue Trainer der Drachen ist voller Tatendrang, sieht es als seine Mission und gleichzeitig Herausforderung an, Kultur und Einstellung zu ändern und ein Gewinner-Team zu formen. «Das ist ein Prozess. Dies wiederum ist aber keine Entschuldigung, um nicht trotzdem Wege zu finden, Spiele zu gewinnen.» Doch Rönnberg will nicht nur Spiele gewinnen – er will mehr. Den ersehnten ersten Meistertitel der Klubgeschichte.
«Ich habe auf Google Maps schon den Platz für die Meisterfeier gefunden», sagt er enthusiastisch, «vor der Kathedrale.» Die St. Nikolaus-Kathedrale ist ein Wahrzeichen in Fribourgs Altstadt. Da könne man vielleicht eine Bühne aufbauen. Ob das in zwei oder fünf oder neun Jahren sein wird, das möchte der künftige Gottéron-Trainer bei aller Euphorie noch nicht voraussagen. Aber die Einladung gelte, fügt der Schwede an.