Ende Februar zog Box-Weltmeister Oleksandr Usyk (35) für sein Heimatland Ukraine in den Krieg. Was damals schon feststand: Es wird einen Rückkampf gegen Anthony Joshua (32) geben. Usyk nahm dem Briten im September 2021 drei der vier wichtigsten WM-Gürtel ab – die von den Verbänden WBO, WBA und IBF. Der Revanchekampf? Wurde vertraglich bereits vor dem Februar-Kampf fixiert.
Der Kampf soll Ende Juni über die Bühne gehen. Aktuell weilt Usyk in London. Er hat den Kämpfer vorübergehend abgelegt und sich in seine Boxer-Klamotten gestürzt. Aber das fällt ihm alles andere als leicht: «Im Moment kann ich nicht aufhören, an den Krieg zu denken. Krieg ist eine furchtbare Sache, die ich nicht meinem ärgsten Feind wünschen würde», sagt er im Gespräch mit der NFT-Plattform «Blockasset».
«Boxen ist ein Kinderspiel»
Er bete jeden Tag dafür, dass der Horror in seiner Heimat ein schnelles Ende nehme. Im Gegensatz zum Krieg sei Boxen ein Kinderspiel. «Boxen ist ein Sport, während es im Krieg nur ums Überleben geht», sagt der Schwergewichts-Olympiasieger von 2012.
Vom Kriegsbeginn hatte Usyk im Ausland erfahren: «Ich habe von meiner Frau die Nachricht bekommen, dass der Krieg losgegangen sei.» Da der zivile Flugverkehr in die Ukraine bereits nicht mehr möglich war, flog Usyk nach Polen, von dort fuhr er mit dem Auto zu seiner Familie. Die Erleichterung, sie gesund in die Arme nehmen zu können, war riesig. Schnell war für ihn jedoch klar: Er muss seinem Vaterland dienen.
Klitschko-Brüder motivierten Usyk
Der Boxer wusste allerdings auch, dass er sich eigentlich auf den Kampf gegen Joshua vorbereiten müsste. Aber er war im Krieg und ratlos. Hilfe fand er bei zwei Boxlegenden: Vladimir (46) und Vitali Klitschko (50), die sich beide in Kiew zuvorderst im Kriegsgeschehen tatkräftig für das ukrainische Volk einsetzen. Usyk: «Wir haben eine freundschaftliche Beziehung. Ich habe mit ihnen gesprochen und sie haben meine Entscheidung unterstützt, mit den Vorbereitungen für den Kampf zu starten.»
Auch wenn es seine Gedanken kaum zulassen, muss sich der 35-Jährige nun auf die Titelverteidigung konzentrieren. Er müsse sich nun konditionell gut vorbereiten, um seine beste Leistung abrufen zu können. Seine Motivation: «Ich liebe mein Heimatland. Ich bin stolz, dieses im Ring repräsentieren zu dürfen.» (che)